2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die Zukunft ist jung und kommt aus dem eigenen Stall: Dennis Dressel im Zweikampf mit Talent Niklas Lang (l.).
Die Zukunft ist jung und kommt aus dem eigenen Stall: Dennis Dressel im Zweikampf mit Talent Niklas Lang (l.). – Foto: Augenklick

1860 München: 17 Verträge ausgelaufen!Verzwickte Planung - Der Löwen-Kader ohne Verstärkungen

Gorenzel verspricht zwei Neue

Günther Gorenzel steht vor einem anstrengenden Sommer. 17 Verträge sind bei 1860 München ausgelaufen. Zwei Neue verspricht der Sportchef.

VON ULI KELLNER

München – Es ist nichts anderes als die Quadratur des Kreises, die Günther Gorenzel hinkriegen muss, eine Formel, die der 1860-Sportchef so skizziert: „Wir werden mit zwölf Bestandsverträgen in die neue Saison gehen, eine Neun und Zehn verpflichten, der Rest sind Ergänzungen aus dem eigenen Haus.“

Bei der Neun soll es sich um Sascha Mölders handeln, der das abgespeckte 1860-Angebot zur Vertragsverlängerung abgelehnt, den zweiten Anlauf aber akzeptiert hat. Die Zehn könnte Timo Gebhart sein, falls sich keine externe Lösung ergibt (Suchprofil: drittligaerfahren, torgefährlich). Versehen hat Gorenzel die komplizierte Rechnung mit dem Zusatz: „Zaubern kann ich nicht.“ Dazu der hohen Erwartungen vorbeugende Hinweis: „Der momentan gegebene Etat (ca. 2,4 Millionen Euro/d. Red.) ordnet sich bei den unteren Vereinen der abgelaufenen Saison ein.“

Wie also könnte das 1860-Team aussehen, das dem offenbar zum Bleiben entschlossenen Michael Köllner zur Verfügung steht? Eine Übersicht nach Mannschaftsteilen, verbunden mit dem Hinweis: Es sind sogar 13 Profis (nicht 12), mit denen der Trainer kraft gültiger Arbeitspapiere planen kann. 17 Verträge sind ausgelaufen, wobei drei Profis aus dem erweiterten Stamm wechseln (Bekiroglu, Berzel, Niemann), ohne dass 1860 einen Cent sieht. Es ist ein Teufelskreis, den Fans seit Jahren beobachten: Den Löwen fehlt das Geld, um Verträge frühzeitig zu verlängern, weshalb sich keine Ablösesummen ergeben, um neue Spieler unter Vertrag zu nehmen. Dennis Dressel ist das nächste Eigengewächs, mit dem es so laufen könnte (Vertrag läuft nur bis 2021), aber der Reihe nach. Unsere Übersicht:

Tor

Marco Hiller hat sich als Nummer 1 etabliert und Hendrik Bonmann verdrängt, den sich 1860 nicht mehr leisten kann. Die neue Nummer zwei ist der junge Tom Kretzschmar, 21, den Köllner demonstrativ stark redet („Darf nicht zufrieden mit seiner Rolle sein“).

Abwehr

Mit Aaron Berzel verlässt nicht nur ein zuverlässiger Stammspieler den Verein, sondern auch ein Fanliebling, der für die Mentalität der nun gesprengten Ex-Bierofka-Löwen steht. Ersetzen könnte ihn Niklas Lang, 17, den Gorenzel für hoch begabt hält (Vertrag muss aber noch verlängert werden). Ähnlich talentiert wurde intern auch Semi Belkahia, 21, eingestuft, ehe sich der Ex-Garchinger schwer am Knie verletzte und nun bereits 14 Monate seiner jungen Karriere verlor. Auf Dennis Erdmann könnte 1860 weiter bauen, der „Earthman“ rockte allerdings nicht ganz so, wie von Gorenzel vor einem Jahr angekündigt („Topmann“); zuletzt wurde über eine Rückkehr zum 1. FC Magdeburg spekuliert. Weiter gebunden sind beide Stamm-Außenverteidiger, wobei sowohl Marius Willsch als auch Phillipp Steinhart defensiv nicht immer sattelfest sind. Maxim Gresler, 17, rückt aus der U 19 auf (Vertrag bis 2023). Der vielseitige Leon Klassen könnte künftig im Mittelfeld gebraucht werden. Felix Weber schließlich findet, dass er nach einem persönlich unglücklich verlaufenen Jahr nicht so einfach gehen kann. Sein Verhältnis zum Verein, so der Ex-Kapitän, sei dafür „zu besonders und zu groß“.

Mittelfeld

Die von Köllner bevorzugte Raute wurde schwer gestutzt: Hinten fällt Tim Rieder weg, dessen Ausleihe vom FC Augsburg endet (so günstig kriegt ihn 1860 nicht mehr), vorne Efkan Bekiroglu, der trotz Kritik an seiner Laufleistung die drittmeisten Scorerpunkte sammelte (13). Eine buchstäblich zentrale Rolle dürfte künftig Dennis Dressel spielen, der bereit ist für höhere Aufgaben, nicht erst seit seinem Dreierpack gegen Haching. Ergänzt wird das Mittelfeld wie gehabt durch Fleißbiene Daniel Wein. Quirin Moll hat auch noch einen Vertrag und kann vielleicht auch Köllner noch von sich überzeugen, wenn er wieder die Form von vor seinem Kreuzbandriss erreicht.

Sturm

Die Problemzone schlechthin. „Uns fallen mehr als 50 Scorerpunkte weg“, klagt Gorenzel, der sich nicht nur extrem über die Doch-noch-Einigung mit Platzhirsch Mölders (30 Scorerpunkte) freuen dürfte, sondern sich auch sonst noch was einfallen lassen muss. Stefan Lex ist aktuell die einzige Fixgröße (18 Scorerpunkte), Fabian Greilinger ein Talent und Ahanna Agbowo, 18, ein Versprechen für die Zukunft. Berater Raphael Ott sagte zu unserer Zeitung: „Unterschrieben ist noch nichts, aber es ist davon auszugehen, dass er bleibt.“ Bitter für 1860: Andreas Hirtlreiter, den Toptorjäger der U 17, haben die Giesinger an Haching verloren. SpVgg-Boss Manni Schwabl gab fröhlich bekannt: „Diese Verpflichtung unterstreicht unseren eingeschlagenen Weg.“ Und nicht nur den, sie unterstreicht auch den Weg der Löwen, die es einfach nicht schaffen, frühzeitig ihre Zukunft zu planen.

Aufrufe: 017.7.2020, 10:10 Uhr
Münchner Merkur / tz / Uli KellnerAutor