Abwehrchaos am Ende zu groß

Euskirchener TSC — Hilal Maroc Bergheim 3:5 (0:3). Die Zuschauer im Erftstadion rieben sich zur Pause verwundert die Augen. Das Team, das gerade mit 3:0 vorne lag, sollte ein Abstiegskandidat sein? Es war in der Tat ungewöhnlich, welchen Verlauf der erste Durchgang genommen hatte.

Zunächst war von den Gästen, die mit fünf Japanern in der Startelf angetreten waren, herzlich wenig zu sehen. In den ersten 20 Minuten dominierte der ETSC klar, ohne sich jedoch für die Überlegenheit zu belohnen.

„Wir müssen durch Benny Hoose und Jean-Pierre Schilling 2:0 führen, ohne Wenn und Aber”, berichtete Coach Frank Molderings, der anschließend den Mund vor Staunen nicht mehr zu bekam. Leider hatte dies keine erfreulichen Gründe, denn binnen kürzester Zeit musste der Übungsleiter fassungslos mitansehen, wie sein Team einen haarsträubenden Abwehrpatzer nach dem anderen fabrizierte. Das Resultat: Nach einer halben Stunde lagen die Kreisstädter scheinbar hoffnungslos im Hintertreffen, weil Goalgetter Yuki Nishiya (21.), Kapitän Norikazu Murakami (26.) und Tokio Nakai (30.) ihren Gegenspielern in der ETSC-Deckung immer den entscheidenden Schritt voraus gewesen waren.

Bis zur Pause erhielten die Gastgeber einen Eindruck davon, wie präzise und temporeich die technisch versierten Bergheimer kombinieren können. In Besitz des Balles kamen die Euskirchener bis zum Halbzeitpfiff nur noch ganz selten. Dies änderte sich jedoch nach der Rückkehr aufs Feld, als ein sich auf seine Fähigkeiten besinnender ETSC zu sehen war. „Wir wussten, wie wir die Schwächen in der Hintermannschaft des Gegners ausnutzen können und haben dies auch endlich umgesetzt”, sagte Molderings.

Fast genauso schnell, wie die Heimelf in ihre missliche Lage hinein geraten war, zog sie sich auch wieder heraus. Zwei Elfmeter, von Benny Hoose herausgeholt und versenkt (52., 65.), brachten die Kreisstädter auf 2:3 heran, ehe Michael Uhlemann eine Flanke von Sascha Engel zum Ausgleich über den Strich brachte (70.).

„Wir waren danach drauf und dran, den vierten Treffer zu machen, doch unsere Abwehrreihe hat einfach zu fehlerhaft agiert. Mir fällt kein Spieler aus der Viererkette ein, der heute kein Tor schuld war”, haderte Molderings.

Auch Kapitän Sebastian Golz, ansonsten ein äußerst zuverlässiger und kompromissloser Verteidiger, durfte sich nicht von der Kritik freisprechen.

Obwohl er eigentlich genug Zeit hatte, die Situation zu bereinigen, ließ sich der Defensivakteur den Ball abjagen und musste sich anschließend mit einem Foul aus der Affäre ziehen. Doppelt bitter: Es gab Elfmeter für Bergheim und Rot für Golz (74.). Nishiya nutzte den Strafstoß zu seinem 21. Saisontor, dem er vier Minuten vor dem Abpfiff ein weiteres hinzufügte und damit den Auswärtssieg perfekt machte.