2024-04-25T14:35:39.956Z

Kommentar
Didi Wedegärtner sorgte fast fünf Jahrzehnte lang als Spieler und Trainer auf den Sportplätzen der Region für Furore.
Didi Wedegärtner sorgte fast fünf Jahrzehnte lang als Spieler und Trainer auf den Sportplätzen der Region für Furore.

Trainer wissen, was sie tun!

Ex-Coach Didi Wedegärtner über den Sinn und Unsinn von Trainerwechseln

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Die Saison 2016/17 ist gelaufen und wieder erhielten im Hochstift nicht wenige Fußballtrainer ihre Laufpässe – nein, ich meine nicht die des SC Paderborn. Oft heißt es im großen wie im kleinen Fußball dann, die Ergebnisse hätten nicht gestimmt. Aber stimmten sie danach? Oder dass die Mannschaft jetzt kein Alibi mehr habe und nun am Zug sei. Aber hat sie „gezogen“?

Fangen wir beim Hövelhofer SV an, wo der erste Rausschmiss erfolgte. Nach sieben Spieltagen, fünf Punkten und auf Platz 15 erhielt Mark Meinhardt seine Papiere. Die Bilanz danach: 25 Spiele, 18 Punkte und Platz 16. Oder Suryoye: Vier Punkte nach neun Spielen wurden Ralf Kowalleck zum Verhängnis. In den verbleibenden 23 Partien holte die Mannschaft derer zwei. Haben da die Nachfolger etwa auch versagt oder lag es doch eher an den Mannschaften?

Schauen wir weiter in die Bezirksliga: Die Warburger Sportfreunde trennten sich nach acht Spielen und 14 Punkten von Oliver Roggensack und hatten nach 34 Begegnungen 38 Punkte auf dem Konto. Und der TuS Erkeln zog nach 16 Spielen und neun Punkten die Reißleine, um nach hinten raus zwar 25 Zähler zu haben, aber trotzdem als Tabellenletzter abzusteigen. Allerdings hatte Erdogan Acar bereits Wochen zuvor seinen Rücktritt selbst angeboten.

Trainer machen sich nämlich täglich einen Kopf, was sie besser machen können. Jeder würde sofort aufhören, sobald er glaubt, nichts mehr bewegen zu können – weil er um seine Verantwortung weiß. Solche Rücktritte gab es früh in Peckelsheim sowie später in Neuenbeken, Dringenberg und Salzkotten, und alle vier Vereine sammelten in der Folge dann deutlich mehr Punkte als zuvor. Den Küchenpsychologen in mir juckt es, daraus jetzt verbindliche Schlussfolgerungen zu ziehen.

Zugegeben: Ich weiß nicht, was vor den Rausschmissen hinter den Kulissen ablief. Doch erfahrungsgemäß melden häufig Spieler ihre Kritik an Taktik und Training beim Vorstand an – siehe „Alibi“. Das ist im Zeitalter des oft geforderten mündigen Athleten nicht verwerflich, doch haben sie es zuvor auch mal bei ihrem Trainer versucht? Dass es mal Phasen gibt, in denen es zwischen Coach und Mannschaft nicht so läuft, weiß jeder, der selbst gekickt hat. Dass Spieler über ihren Trainer meckern, weiß jeder, der einen Chef hat. Haben wir früher auch gemacht, und einmal trugen wir unsere Bedenken dem Vorstand vor. Und was tat der? Erinnerte uns daran, was die Aufgabe des Trainers und was die der Spieler sei und schickte uns zurück auf den Trainingsplatz – wir sind dann aufgestiegen. Kam es damals doch mal zu einem Rausschmiss, geschah das vielleicht acht Spiele vor Schluss und nicht kurz nach Saisonstart. Manches war früher eben wirklich besser. Ich wünsche jedem Trainer für die kommende Saison, dass sein Vorstand ihm in schlechteren Tagen länger vertraut – egal was die Tabelle sagt. Den Versuch wäre es wert, denn die obigen Zahlen sprechen zumindest nicht dagegen.

In diesem Sinne: Ich wünsche Ihnen ein schönes Spiel!

47 Jahre lang sorgte Didi Wedegärtner als Spieler und Trainer auf den Sportplätzen der Region für Furore. Nun ist er in Fußball-Rente. In seiner Kolumne „Didis falscher Einwurf“ sinniert er für die Neue Westfälische regelmäßig über die schönste Nebensache der Welt – und darüber hinaus auch über andere Sportarten. Sein Beitrag über Trainerwechsel erscheint nun als Gastkommentar auf FuPa.

Aufrufe: 015.6.2017, 09:32 Uhr
Didi WedegärtnerAutor