2024-04-25T14:35:39.956Z

Querpass
Das Herzstück von Tennis borussia: die treuen Fans. F: Mehmet Dedeoglu "dedepress"
Das Herzstück von Tennis borussia: die treuen Fans. F: Mehmet Dedeoglu "dedepress"

TeBe: Machtkampf zwischen Vorstand und Fanszene schwillt an

Der Verein durchlebt abseits des Platzes schwere Zeiten, die Fans fühlen sich nicht mehr wohl.

Auflösung der Mädchenabteilung, Austausch des Ordnungsdienstes, Regenbogenfahen-Theater und die Abhängigkeit von einer Person: die aktive Fanszene bei Tennis Borussia ist unzufrieden und zieht sich immer weiter zurück. Die Anschuldigungen richten sich vor allem gegen Jens Redlich, der mittlerweile nicht nur als Hauptsponsor, sondern auch als Vorsitzender wirkt.

Charlottenburg, 2016: das Unternehmen Crunch Fit steigt als Sponsor bei Tennis Borussia ein. Zur Saison 2016/2017 soll die Zusammenarbeit mit dem Traditionsverein gelten. Mit dem Unternehmen kommt auch Jens Redlich in den Verein. Er agiert vorerst nur als Geldgeber, mischt sich nicht in die sportlichen Geschicke der Verantwortlichen ein. Doch am Ende der Saison haben die Gegebenheiten sich bereits geändert.

Jens Redlich wird im März 2017 Vorstandsvorsitzender und versucht den Dampfer Richtung Regionalliga zu führen. Drei Jahre möchte er sich und dem Verein dafür Zeit geben, verpflichtet mehrere namhafte Spieler und in Thomas Brdaric auch einen Trainer mit Strahlkraft. Das Vorhaben scheitert, in diesem Jahr folgt der zweite Versuch mit Dennis Kutrieb an der Seite. Doch neben dem sportlichen muss er auf vielen Nebenschauplätzen kämpfen, vor allem die aktive Fanszene ist nach mehreren Differenzen nicht positiv auf den Vorsitzenden gestimmt.

Vor wenigen Tagen beantragen die Mitglieder eine außerordentliche Versammlung. Die Reaktion von Vorstand und Ältestenrats lassen nicht lange auf sich warten und entfachen erneut eine heiße Diskussion im Netz und dem Portal „Lila-Kanal“. Der Konflikt spitzt sich zu.

„Ausschlaggebender Grund Fanbase“

Ein Jahr nach seinem Einstieg wendete sich Redlich mit einem offenen Brief an die Mitglieder und Anhänger der Lila-Weißen. Er zieht ein Resümee der abgelaufenen Saison, erklärt die Pläne für die Zukunft und nennt Gründe für sein Engagement bei Tennis Borussia. „Sowohl die Tradition und die Geschichte des Vereins, aber auch die Fanbase waren für mich ausschlaggebende Gründe, mich bei den Lila-Weißen einzubringen und den Verein tatkräftig zu unterstützen, wieder zu alter Stärke zu finden.“

Doch Teile dieser „Fanbase“ würden gerne ohne Jens Redlich und Crunch Fit in die Zukunft starten. Sie sehen die Gefahr, dass der Verein vor einer ähnlichen Zukunft wie in den Jahren 2003 und 2010 steht, als Insolvenz angemeldet werden mussten, weil die Investoren sich zurückzogen. Doch war es nicht Jens Redlich, der mit seinen Partnern einen erneuten finanziellen Kollaps im März 2017 verhinderte? Oder war das alles nur ein Vorwand gewesen, um an den Posten als Vorsitzenden heranzukommen? Bei den Mitgliedern ist man sich nicht sicher.

Anhänger wenden sich trotz sportlichem Erfolg ab

In dem Forum der Anhängerschaft ist zwischen den Zeilen herauszulesen, dass sich mittlerweile viele vom Verein abgewandt haben. Abseits des sportlichen hätte sich vieles zum Negativen verändert. Unter anderem wurde die Mädchenabteilung aufgelöst, vertraute Gesichter im Vorstand sind oder wurden gegangen, die Stimmung bleibt während der Heimspiele aus und die Mutter aller Themen: der Streit um die Regenbohnenfahne. Vor allem hier verlor Jens Redlich das Vertrauen Vieler und zog den Zorn auf sich.

„Mir ist bewusst, dass es Zeit benötigen wird, das verlorene Vertrauen in meine Person wieder herzustellen, doch diese Zeit möchte ich mir nehmen und ich appelliere auch an Euch:
Lasst uns den Verein gemeinsam nach vorne bringen“, war seine Devise. Doch die Grabenkämpfe scheinen kein Ende zu nehmen.

Sportlicher Erfolg wird überstrahlt

Dabei scheint vor allem die Mannschaft auf einem guten Weg zu sein, hinter Lichtenberg 47 rangiert man auf Platz zwei, den angestrebten Aufstieg in die Regionalliga vor Augen. Dieser soll wieder mehr Zuschauer und auch Sponsoren anlocken, der Glanz alter Tage soll wieder Lila-Weiß erstrahlen. Die Fans sprechen von Kommerzialisierung.

Aber nicht nur der sportliche Erfolg hat sich eingestellt. Laut Redlich ist der auch schuldenfrei und die Zukunft auch ohne ihn und sein Unternehmen CrunchFit gesichert. Der Vorstandsvorsitzende stellt sich der Kritik im Netz, diskutiert immer wieder mit den Fans, macht sich mit spitzen gegen die Fans aber auch angreifbar. Vertrauen hat er trotz kurzzeitiger Transparentoffensive bisher nicht gewonnen werden. Dazu tragen auch die Personalentscheidungen bei.

Erst kurz vor dem Saisonstart waren zwei Fanbetreuer zurückgetreten. Der Grund: die Zusammenarbeit hätte nicht funktioniert. Geschäftsstellen Leiter Friede und Jugendleiter Constantin Frost wurden entlassen. Stattdessen benannte der Ältestenrat vier neue kommissarische Aufsichtsratsmitglieder.

Außerordentliche Mitgliederversammlung zur Aussprache

Die Abhängigkeit von einer Person der momentan den Vorstand nach seinen Vorstellungen zusammenstellt, wenn es denn so ist, schmeckt ihnen nicht. Wer soll den kolportierten Etat von knapp einer Million Euro in Zukunft sichern? Wer übt die Kontrollfunktion aus? Was passiert, wenn die Mannschaft auch in diesem Jahr den Aufstieg verpassen sollte? Fragen über Fragen, die es schnellstmöglich zu klären gilt. Nicht nur aus diesen Gründen beantragten die Mitglieder vor wenigen Tagen eine außerordentliche Mitgliederversammlung.

Neben verschiedenen Wahlen, Tätigkeits- und Geschäftsjahresberichten wird dort auch die allgemeine Aussprache im Verein gefordert. Der Verein verlegte die Versammlung kurzerhand 13.03.2019 auf den 30.01.2019 und kam den Mitglieder so ein Stück weit entgegen. Kurze Zeit später gab er allerdings durch den Ältestenrat eine Erklärung ab und zog den Spott wieder auf sich.

Am Ende zählt für Fans und Vorstand doch aber nur eins: Tennis Borussia. Für die Zukunft wäre es das Beste, wenn ein gemeinsamer Nenner gefunden werden kann, der den Lila-Weißen kurz- und langfristig voranbringt. Nur wenn die Kräfte aus Finanzen und Unterstützung auf den Rängen gebündelt werden hat der Verein eine Chance die Zukunft zu sichern.

Aufrufe: 020.12.2018, 07:27 Uhr
FuPa Berlin / mpAutor