Date-Night unter Flutlicht

zugegeben, ich bin kein Experte für Beziehungen.

Als Scheidungskind habe ich keine Schablone für eine harmonische Partnerschaft.

Fragt mich mal nach Flachwitzen… Wenn diese Tür einmal auf ist, gibt es bei mir stundenlang kein Halten mehr.

Oder Fußball. Da kann ich mit einer Menge sinnlosem Wissen glänzen. Ich kann euch z.B. über den FC Spandau 06 erzählen, dass der Verein im Grunde ein Fusions-Traum des damaligen Bezirksbürgermeisters war. Dieser gründete 1997 den 1. FC Spandau und wollte mit diesem die fußballerischen Kräfte des Bezirks bündeln.

Allerdings ging es für den Verein erst durch den Beitritt des SC Ruhleben auf den Platz, da es vorher schlichtweg keine Mannschaft gab.

2003 fusionierte dann der Spandauer BC 06 mit dem 1. FC Spandau zum FC Spandau 06. Allerdings erreichte dieses Projekt sein Ziel nicht. Unter anderem weil der größte Konkurrent des SBC, der Spandauer SV, nicht in den Zusammenschluss einstieg.

Heute ist der FC Spandau 06 hinter dem SC Staaken, den Spandauer Kickers, dem SSC Teutonia, den Sportfreunden Kladow und (wenn auch nur zwei Punkte dahinter) dem SC Gatow nur auf Platz 6 der Spandauer Fußball-Clubs.

Aus Gründen, die ich noch nicht näher erläutern will, war es an diesem Wochenende recht wichtig, dass ich ein Spiel in der Landesliga besuche.

Der FC Spandau wäre dafür natürlich prädestiniert gewesen, ist der Ziegelhof doch fast fußläufig von den eigenen vier Wänden entfernt.

Doch an diesem Freitagabend stand die "Date-Night" im Kalender. Dieses Ritual ist recht neu und soll aus Eltern auch wieder Eheleute machen. Von daher wäre ich absolut bereit gewesen, am Samstag oder Sonntag ein Spiel zu besuchen. Doch meine bessere Hälfte meinte nur, es wäre vollkommen okay, wenn wir die Date-Night zusammen am Ziegelhof verbringen würden.

Das nahm ich natürlich dankbar an und überlegte, ob ich das perspektivisch als Präzedenzfall anwende.

Und so machten wir uns, nach dem Eintreffen des Babysitters, auf den Weg und spazierten in die Altstadt Spandau. Auf halbem Weg stellte ich fest, dass es eine Stunde später war, als ich dachte.

Ich hasse es, wenn mir das passiert. Ist das schon so ein seniles Ding? Die Zeit reichte aber noch für eine Döner Box, ehe es mit dem Bus drei Stationen zum Ziegelhof ging.

Genau zum Einlaufen der Spieler betraten wir den Ziegelhof.

Oh man, ich liebe diese Anlage und bin für die Schönheit dieses Sportplatzes viel zu selten hier. Vielleicht in Zukunft ja öfter, aber das steht noch in den Sternen.

Trotzdem empfand ich 5€ als etwas zu teuer dafür, dass es nur eine Abrisskarte gab. Daher wanderte nur ein Fünfer in die Kasse. Die zweite Person zückte rotzfrech den Presseausweis.

Ich meine mich zu erinnern, dass es bei meinem letzten Besuch hier noch schön bedruckte Tickets gegeben hat. Das ist aber nicht das Einzige, was es nicht mehr gibt. Auch die leckere Currywurst, die ich beim letzten Mal hier aß, scheint es nicht mehr zu geben.

Wenigstens war nach vier Minuten klar, dass wir keine Nullnummer sehen würden, denn die Hausherren gingen nach vier Minuten in Führung. Dieses Tor zwang den Vereinsfotografen der Spandauer zu einem Sprint. Er war gerade auf der Seite, auf der das Tor gefallen war und nun musste er ans andere Ende des Platzes rennen. Dort befindet sich nämlich die Sprecherkabine.

Der gute Mann macht neben Bildern nämlich auch die Durchsagen.

Der FC 06 ist aktuell auf dem besten Wege in die Bezirksliga abzusteigen und ein Sieg heute hätte wirklich gutgetan. Aber der Friedenauer TSC war kein guter Gast dafür und nagelte den Spandauern durch einen lupenreinen Hattrick noch drei Buden vor der Pause rein. Da im zweiten Abschnitt keiner der beiden Teams mehr ins Schwarze traf, blieb es am Ende beim 1:3 für die Gäste. Wir schlenderten am Havelufer zurück nach Hause und ich bin aktuell am Überlegen, welcher Kick es bei der nächsten Date-Night werden könnte… Fußball als harmonischer Grundstein einer harmonischen Beziehung fetzt.

Der Kutten König