2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

„War nach dem gebliebenen Scherbenhaufen auf keinen Fall zu erwarten“

Thomas Heymann und Blau Weiss Hohen Neuendorf auf dem Weg in die Berlin-Liga? Das hat der damals als Spieler abgestiegene Trainer nicht erwartet. Jetzt will er die Meisterschaft.

Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/- regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Thomas Heymann, #538

Thomas, am vergangenen Wochenende habt ihr, obwohl ihr nicht selber gespielt habt, einen weiteren großen Schritt in Richtung Berlin-Liga gemacht. Die Punkteteilung zwischen dem FC Liria und Berolina Stralau hat euch voll in die Karten gespielt. Ist der Aufstieg nur noch reine Formsache?
Wir haben ja vor vier Wochen für diesen Spieltag schon vorgelegt. Auch die Niederlage von Polar Pinguin gegen Internationale haben wir wohlwollend zur Kenntnis genommen. Stand jetzt brauchen wir noch zwei Siege zum Aufstieg, wenn dem SC Staaken nichts mehr passiert in der Oberliga. Aber wir wollen jetzt auch erster werden, dazu brauchen wir drei Siege.
Keiner wird uns die Punkte schenken. Wir müssen weiterhin Vollgas geben.

Hättest du vor der Saison damit gerechnet, dass die Landesliga höchstwahrscheinlich nur eine Durchgangsstation sein wird?
Auf gar keinen Fall. Wir wussten, dass wir eine gute Mannschaft haben. Das wir in einzelnen Spielen immer konkurrenzfähig sein werden, aber, dass wir ab Spieltag 8 auf Platz eins stehen, niemals!

Fangen wir von vorne an. Die Pflichtspielsaison fing direkt mit einem Dämpfer an. Im Pokal seid ihr gegen den Köpenicker FC noch in der ersten Runde rausgeflogen. Nach dem überzeugenden Aufstieg und der Euphorie ein Rückschlag zur richtigen Zeit um den Fokus zu schärfen?
Dieses Spiel hatte ich eigentlich aus meinem Gedächtnis gestrichen.
Wir hatten an diesem Tag unheimliche Verletzungssorgen und haben es nicht kompensiert bekommen. Aber es hat auch die Mentalität nicht gepasst. Fünf Tage später stand da eine ganz andere Mannschaft zum Auftakt der Liga auf den Platz.

Es folge ein durchwachsener Start in die Landesliga. Drei Siege, zwei Remis, eine Niederlage. Musste die Mannschaft sich erstmal an Niveau, Körperlichkeit, allgemein gesagt an die Liga gewöhnen?
Wenn wir die Spiele isoliert betrachten, hätte es tatsächlich nur ein Remis sein sollen. In zwei Spielen haben wir jeweils ein sehr gute 1. Hälfte gespielt und haben danach total den Faden verloren. Es waren gefühlt Spiele, die man eigentlich gewinnen muss. In der Bezirksliga wurdest du da nicht so bestraft. Da waren wir noch etwas sorglos und dachten uns, das wird schon.
Aber wir waren nach sechs Spieltagen Fünfter, für einen Aufsteiger eigentlich nicht so schlecht.

Mittlerweile steht ihr mit beachtlichem Vorsprung an der Tabellenspitze, könntet kommende Woche den Aufstieg schon perfekt machen. Welche Tugenden haben euch dorthin gebracht?
Der Teamgeist steht über allem. Im Erfolgsfall sicherlich einfacher, als wenn es tabellarisch um nichts geht.
Wir haben es meistens geschafft, die individuelle Qualität als Mannschaft auf den Platz zu bekommen. Disziplin, Ehrgeiz und Siegeswille stehen immer ganz oben.

Vergangene Woche habt ihr zwar verloren. Im Vorfeld wurde mir aber zugetragen, dass Spieler Veranstaltungen abgesagt haben, um am Training teilzunehmen. Eine löbliche Einstellung. Ist die Mannschaft bereit für die Berlin-Liga?
Haben das Spieler gemacht? Ich bekomme immer nur mit, wenn sie wegen irgendwelchen Veranstaltungen nicht zum Training kommen. Erstmal müssen wir aufsteigen, dann dürfen wir feiern und dann müssen wir sehr hart arbeiten. Wenn dann einige Spieltage vergangen sind, kann ich die Frage besser beantworten.

Wie hast du in den vergangenen beiden Jahren eine derartige Erfolgsmannschaft geformt?
Das war ich nicht allein. Natürlich habe ich Werte, die ich versuche zu vermitteln, aber am Ende ist es Teamwork. Der Vorstand, der sportliche Leiter, der Co-Trainer, die Betreuerin am Spieltag. Sie alle haben einen enormen Anteil an unserem Erfolg.
Und wir dürfen natürlich die Spieler nicht vergessen. Sie wollen immer gewinnen, sind sehr ehrgeizig. Müssen immer hart arbeiten.
Sie haben eine Grundstimmung in der Kabine, da wird man manchmal neidisch, dass man selbst kein Spieler mehr ist. Das ist die Basis um erfolgreich zu sein.

2018/2019 hast du noch als Spieler im Team agiert. Zum Ende der Spielzeit seid ihr in die Bezirksliga abgestiegen. Was hat sich seitdem getan, geändert, dass der sportliche Erfolg zurückgekehrt ist?
Es ist ja nicht nur der sportliche Erfolg zurückgekehrt, sondern wir haben etwas geschafft was wir nie für möglich gehalten haben. Das wir mal so nah an der Berlin-Liga dran sind, war nach dem übrig gebliebenen Scherbenhaufen nach dem Abstieg damals auf keinen Fall zu erwarten.
Für mich war es gut, dass ich damals frühzeitig mein aktives Ende bekanntgegeben habe und schon als A-Jugendtrainer zugesagt habe. Sonst hätte ich mit 38 bestimmt noch weitergemacht, was aber absoluter Blödsinn gewesen wäre.
Es hat zuerst eine weile gedauert bis im Verein ein gesundes Fundament geschaffen werden konnte um die Männermannschaft wieder auf Kurs zu bringen. Es gab einige Trainerwechsel und es kamen die Corona-Saisonabbrüche.
Ich wollte meinen Beitrag mit der A-Jugend leisten, um endlich kontinuierlich Spieler aus den eigenen Reihen bei uns in der 1. Männermannschaft unterzubringen. Das ist mit Blick auf den aktuellen Kader ganz gut geglückt.
In dieser Zeit kamen dann Spieler zum Teil zurück, die dann auch weitere Spieler für uns begeistern konnten und das heute noch tun.
Wir haben damals bereits ein Jahr vor Amtsantritt entschieden, dass ich die 1. Männermannschaft übernehmen werde und das auch verkündet. So konnten wir in aller Ruhe arbeiten, uns vorbereiten und jeder wusste woran er ist.
Wir glaubten, es braucht einige Jahre um wieder in die Landesliga zurückzukehren. Nun, so irrt man sich gerne und reden über die Berlin-Liga.

Aufrufe: 025.4.2024, 15:59 Uhr
Marcel PetersAutor