2024-05-10T08:19:16.237Z

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Nach zwischenzeitlichem Hoch folgte eine Niederlagenserie für SVW Mainz. In der Rückrunde soll es aufwärts gehen.Archivfoto: Dinger.
Nach zwischenzeitlichem Hoch folgte eine Niederlagenserie für SVW Mainz. In der Rückrunde soll es aufwärts gehen.Archivfoto: Dinger.

Auf dem Zahnfleisch in die Winterpause

Landesliga- Check: SV Weisenau, Bodenheim, Hechtsheim und Finthen vor dem Rückrundenstart unter der Lupe

Mainz/Bodenheim. Als die Landesliga-Fußballer vom SVW Mainz nach dem ersten Spieltag im Mittelkreis zusammen saßen, ahnten sie nichts Böses. Klar, die 0:3-Pleite in der Auftaktpartie dieser Saison gegen RWO Alzey tat weh, doch bekanntlich ist aller Anfang schwer und die Rot-Weißen zählten zu den Titelfavoriten. Doch was kam, war ein ziemlich deftiger Anpfiff von Trainer Bert Balte, nach dem vor allem manch neuer Weisenauer doch ziemlich bedröppelt drein schaute.

In der Tat, der SVW tat sich schwer, in die Runde zu kommen, flog bereits im August in Marienborn aus dem Südwest-Pokal, berappelte sich aber bald. Auf die überraschende Pleite beim Stadtrivalen folgten zwölf Ligaspiele mit nur zwei Niederlagen und 22 Zählern in Serie, nach denen die Weisenauer sogar kurzzeitig am oberen Tabellendrittel schnupperten – ehe vier Pleiten am Stück für Ernüchterung sorgten. Ohne die halbe Stammelf schleppten sich die Weisenauer auf dem Zahnfleisch in die Winterpause, in der mit Davin Dzaka, Dennis Pala und Abdelkader Meslem neue Kräfte für die Offensive geholt wurden. Die war bisher doch stark von Zwölf-Tore-Mann Matthias Wincek abhängig, der in der Wintervorbereitung lange fehlte. Zum Shootingstar mauserte sich unterdessen Pascal Kalbfuß (fünf Saisontore). Mit Rang zwölf ist die bedrohliche Zone wieder näher gerückt, aber die Weisenauer haben allemal das Zeug, ihr Ziel zu erreichen: Eine weniger sorgenvolle Runde als in der Vorsaison, wo man das Abstiegsgespenst erst spät verbannen konnte, sollte drin sein. Dafür müsste allerdings die Abwehr, vorige Saison noch das Prunkstück, besser halten als in den ersten 18 Spielen, wo es schon 40 Gegentore setzte.

Fontana: Abwärtstrend mit Ansage

Im Vergleich zu den Sorgen, die sie bei Fontana Finthen haben, nehmen sich die Schwierigkeiten der Weisenauer indes wie Luxusprobleme aus. Zwei Siege, neun magere Zähler, sieben Punkte Rückstand auf den vor- und drittletzten Rang – es käme einem Wunder gleich, sollte das Schlusslicht von der Römerquelle die Liga noch halten. Dabei war der Abwärtstrend längerfristig zu beobachten: Mit einem fünften Platz 2012/13 wurde der Verbandsliga-Abstieg samt personellem Aderlass noch gut verkraftet. Doch schon die Hinserie der vergangenen Saison glich einem Desaster, mit immerhin 14 Punkten hielt die Fontana auch damals die Rote Laterne – und wuchtete sich mit 22 Rückrunden-Zählern und fremder Hilfe erst am letzten Spieltag so gerade eben über den Strich. Dennoch hielt man im Wesentlichen an dem Personal der Vorjahre fest, um nun eine gehörige Bauchlandung hinzulegen. Klar, bei manchen Partien war auch Pech dabei, doch selbst dem vermeintlich erlösenden ersten Saisonsieg Mitte Oktober (!) folgte kein bleibender Trend, sodass sich zwingend die Qualitätsfrage stellte. Der VfL beantwortete sie mit einer Personaloffensive, die ganz wesentlich der neue Teammanager Steffen Gebhard zu verantworten hat. Das ist nicht ohne Risiko, denn selbst beim Klassenerhalt wäre das Gros der fünf Neuen wohl nicht zu halten. Um langfristig eine stabile Perspektive in der Landesliga zu entwickeln – geschweige denn an alte Verbandsliga-Zeiten anzuknüpfen – muss beim VfL gründlich umgedacht werden. Die Ansätze hat Gebhard bereits formuliert, und er scheint in der Führungsetage den nötigen Rückhalt zu besitzen. Doch auch er ist aktuell nur bis zum Sommer an den Klub gebunden. Die Gefahr, dass die Fontana in der neuen Saison finanziell und personell ausgezehrt in der Bezirksliga an den Start geht, ist nicht von der Hand zu weisen. Doch wie heißt es so schön: Wunder gibt es immer wieder.

Bodenheim: Auswärtsschwach und Loos-abhängig

Dass der Fußball aus Mainz und dem direkten Umland im unteren Tabellendrittel deutlich überrepräsentiert ist, liegt auch am VfB Bodenheim, der einen Punkt und einen Rang hinter den Weisenauern ebenfalls noch Sorgen hat. Auch der Klub, der vor zweieinhalb Jahren gemeinsam mit den Finthern aus der Verbandsliga herunterkam und seither darauf bedacht ist, sich in der Landesliga zu konsolidieren, legte im Winter personell kräftig nach. Mit Dennis Steinbrecher, Dominik Lang und Sabian Cooper tun sich drei der Neuen in den Testspielen bereits auffällig hervor, in Philipp Kögler verließ im Gegenzug nur ein Stammspieler den Verein. Es gilt, die Abhängigkeit von Top-Torjäger Norman Loos (zwölf Saisontore) zu verringern. Zweitbester Schütze ist Antonio Serratore – mit mageren zwei Treffern. Um in der Tabelle vom Fleck zu kommen, muss der VfB zudem seine Auswärtsschwäche (nur zwei Siege, aber 26 Gegentore in zehn Partien) in den Griff bekommen. Positiv, dass am heimischen Guckenberg noch sieben Partien, aber nur noch fünf in der Fremde anstehen. Trainer Jockel Weinz nimmt zum Rundenende nach drei Jahren seinen Hut. Sein Verdienst wird sein, eine vormals oft recht chaotische Außendarstellung der Mannschaft in den Griff bekommen, den Zusammenhalt deutlich gestärkt und die Mannschaft taktisch vorangebracht zu haben. Der Klub insgesamt ist gut aufgestellt, auch im Unterbau (B-Klasse) und bei der A-Jugend (Landesliga) ist die Tendenz positiv. Eine stabile Landesligaperspektive sollte in Bodenheim allemal machbar sein, für mehr fehlen aktuell die wirtschaftlichen Mittel.

Hechtsheim: Hohes Gefälle zwischen Ober- und Unterbau

Dieses Problem scheinen sie bei der TSG Hechtsheim nicht unbedingt zu haben. Der Kader des Aufsteigers liest sich durchaus namhaft und wurde in der Winterpause mit Marcel Kostadinov, Serkan und Gökhan Akinci sowie Ljubo Dragun nochmals hochkarätig verstärkt, wobei vor allem der rege und von manchen Misstönen begleitete personelle Austausch mit Verbandsligist Fortuna Mombach ins Auge fällt. In aller Ruhe baut Trainer Tobias Rieger auch in seiner sechsten Saison bei der TSG ein Team auf, das ebenfalls durchaus Verbandsliga-Perspektive besitzt. „Es gab Höhen und Tiefen“, blickt der 36-Jährige auf die Hinrunde zurück, „die meisten Mannschaften aus unserer alten Bezirksliga hatten es nach dem Aufstieg sehr schwer. Daher geht es für uns darum, die Klasse zu halten.“ Understatement? Auf Rang zwei ist der Weg mit neun Punkten genau so weit wie auf die Plätze 14 und 15, und die Wintervorbereitung mit vielen Personalsorgen und mehr als durchwachsenen Resultaten unterfüttert Riegers Skepsis. Dabei weiß der B-Lizenz-Inhaber, wie Aufstiege funktionieren: Als Spieler erlebte er sie fünfmal, mit der ersten und zweiten Aktiven-Mannschaft der TSG bereits insgesamt dreimal. „Wenn wir einen neuen Kunstrasen bekommen, haben wir vielleicht auch die Perspektive, nach oben zu schauen“, sagt er. Das stumpfte Geläuf auf der heimischen Bezirkssportanlage, ein Kunstrasen der ersten Stunde, soll vermutlich in diesem Jahr erneuert werden. Doch neben dem Untergrund bereitet auch der Unterbau Kopfschmerzen, die Zweite steckt in der C-Klasse im Abstiegskampf und die A-Junioren wurden in der Kreisliga bereits abgemeldet. „Man kann eigentlich keinen runterschicken und auch niemanden hochziehen“, sagt Rieger, „das müssen wir Stück für Stück aufbauen.“ Dann klappt es auf Sicht vermutlich auch mit der Verbandsliga.

Aufrufe: 022.2.2015, 13:00 Uhr
Torben SchröderAutor