2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Das Team im Rückwärts- und nicht im Vorwärtsgang: Chefcoach Djuradj Vasic (li.) und Co-Trainer Ermin Melunovic sind gefordert. Foto: Rene Vigneron
Das Team im Rückwärts- und nicht im Vorwärtsgang: Chefcoach Djuradj Vasic (li.) und Co-Trainer Ermin Melunovic sind gefordert. Foto: Rene Vigneron

SVW in der Krise angekommen

Nach 2:0-Führung 3:4 gegen Vellmar verloren+++Unterirdische Defensivleistung+++Gewitter vor dem Spiel, Reizklima danach

Wiesbaden. 2:0 geführt, 3:4 verloren. Fußball-Hessenligist SV Wiesbaden ist nach der Pleite gegen den OSC Vellmar endgültig im Krisenmodus angekommen, nachdem es zuvor in Oberrad und Alzenau jeweils 1:2-Niederlagen gab. Die erhoffte schrittweise Entwicklung hin zu einem echten Spitzenteam verläuft genau entgegengesetzt.

Gesamtgebilde muss auf den Prüfstand

Das Team knüpft ungeachtet der veränderten Besetzung an das Herbsttief 2013 an. Entsprechend gereizt reagierten Chefcoach Djuradj Vasic udn Co-Trainer Ermin Melunovic nach dem Abpfiff, während einige Zuschauer der überschaubaren Kulisse ihrem Unmut ebenfalls lautstark Luft machten. Die Regionalliga ist in dieser Verfasssung Lichtjahre entfernt. Die Mannschaft besitzt selbst gegen Gegner aus der unteren Tabellenhälfte nicht das Potenzial, sich eine Überlegenheit zu erspielen oder zu erkämpfen.

Andreas Reich Zeuge des Desasters

Höchste Zeit, dass Gesamtgebilde inklusive aller Beteiligten kritisch auf den Prüfstand zu stellen und die zwingend notwendigen Kurskorrekturen vorzunehmen. Zumal Andreas Reich, Geschäftsführer von Hauptsponsor Kartina TV, Augenzeuge des Vellmar-Spiels war. Kaum anzunehmen, dass er den nach dieser Runde auslaufenden Sponsorenkontrakt in der bisherigen Dimension verlängern wird, falls der Aufstieg nicht gelingt. Reich versichert indes, den SVW auch ab der Saison 2015/16 weiter unterstützen zu wollen. In welcher Form, das ließ er aber offen.

Blitz, Donner und Dauerregen Vorboten des Unheils

Begonnen hatte es mit Blitz, Donner und heftigem Dauerguss. Für den SVW kein reinigendes Gewitter, sondern ein Vorbote des herannahenden Unheils. Ralf Huth, Thomas Andiel, Deniz Tekin und weitere Helfer sorgten danach akribisch für die Wiederherstellung der Spielfeldmarkierungen, ehe der Referee mit 51 Minuten Verspätung anpfiff. Keeper Maximilian Hinterkopf, der den am linken Könchel verletzten Pero Miletic vetrat, meisterte den Schuss von Thomas Müller, und wenig später schickte Joseph Olumide Stürmer Bartosz Franke mit feinem Steilpass auf die Reise. Franke schob ganz cool ein (17.). Kaltschnäuzigkeit, die Olumide bei seiner Topchance (22.) fehlte. Dafür knüpfte Younes Bahssou an bessere Zeiten an, nahm den weiten Pass von David Schug auf und verwandelte sicher (29.). Die Weichen schienen auf Heimsieg gestellt.

Unfassbare Lethargie in der zweiten Hälfte

Doch es kam anders. Rechtsverteidiger Philip Reichardt schien den Ball sicher zu haben, musste dann aber Felix Bredow ziehen lassen, der zum 2.1 vollendete (31.). Michael Seidelmanns gefährlicher Freistoß (41.) markierte den Endpunkt der akzeptablen ersten Hälfte. Auf die innere Uhr der SVW-Spieler wirkte der Halbzeitpfiff wie das Schlusssignal, das bei normalen Wetter etwa zu diesem Zeitpunkt ertönt wäre. Körperspannung und Konzentration wurden offenbar heruntergefahren. Nicht anders ist die unfassbare Lethargie des zweiten Durchgangs zu erklären. Es war ein kollektives Betteln um eine Niederlage. Und Vellmar nahm dankbar an.

Grüters Bärendienst

Daran änderte auch Bahssous 3:2 nach Flanke von Jonas Grüter nichts (76.). Grüters Gelb-Rote Karte – das zweite Gelb wegen Ballwegschlagens – beschleunigte den Untergang. Die Gäste glichen in Überzahl sofort aus. Danach brachte Bahssou die Kugel auf dem zum Schwamm gewordenen Rasen freistehend nicht unter (83.), ehe Nasufs Zukorlics Treffer in der zweiten Minute der Nachspielzeit den SVW zurückkatapultierte in die Zeit fortlaufender Defensiv-Desaster des Jahres 2013. Auch Ex-Profi Marko Kopilas konnte das nicht verhindern.

SVW: Hinterkopf – P. Reichardt, Kopilas, Pajic, Seidelmann – Schug (57. Broghammer), Grüter, C. Hübner, Olumide (84. Dimter) – Bahssou, Franke (76. Muca).
Tore: 1:0 Franke (17.), 2:0 Bahssou (29.), 2:1 Bredow (31.), 2:2 Schanze (59.), 3:2 Bahssou (76.), 3:3 Bredow (81.), 3:4 Zukorlic (90. +2). – SR: Velten (Schöffengrund). – Zuschauer: 250. – Gelb-Rot: Grüter (79.).

Kapitän Chris Hübner: So geht das nicht – erst zwei Standards vor Gegentoren und in der Nachspielzeit noch ein Konter. Wir müssen alles hinterfragen und brauchen jetzt schnellstens ein Erfoglserlebnis. Wobei die Mannschaft wirklich willig ist. Doch wir schaffen es nicht, kompakt zu stehen. Was in der Endphase vom Verhalten gelaufen ist, das war einfach nur naiv. Wir können nicht nach vorne spielen und hinten schlägt es ein. In erster Linie müssen wir nun versuchen, wieder die einfachen Dinge richtig zu machen.

Nicolai König mit erneutem Kreuzbandriss

Abwehrspieler Nicolai König bliebt beim SVW der große Pechvogel. Nach einem Zweikampf im Training verspürte er wieder Beschwerden in seinem 2013 durch einen Kreuzbandriss in Mitleidenschaft gezogenen Knie. Beim Pokalspiel unter der Woche bei B-Ligist FC Wiesbaden 62 wurden die Schmerzen stärker, ehe am nächsten Tag die niederschmetternde Diagnose feststand: Erneuter Kreuzbandriss. Ein Schock für den 26-Jährigen, der sich in dieser Runde unbedingt wieder an die Stammelf herankämpfen wollte. Geschäftsführer Alexander Seitz registriert die schwere Verletzung mit großem Bedauern. Er könnte sich vorstellen, König beim Sportverein mit Aufgabenfeldern im organisatorischen Bereich einzubinden.
Weiterer Bericht folgt.

Aufrufe: 021.9.2014, 07:39 Uhr
Stephan NeumannAutor