FuPa: Nico, du pendelst immer zwischen München und Regensburg hin und her. Wie kommt`s?
Nico Beigang (37): Stimmt, beruflich hat es mich nach München verschlagen. 2017 habe ich die Ausbildung im Sonderprogramm der Polizei in Dachau angefangen. Auf 20 Monate habe ich meine Ausbildung gemacht, die normal in 30 Monaten absolviert wird. Seit September bin ich im Präsidium in der Münchner Innenstadt.
Wie sieht dieses Sonderprogramm genau?
Hier wird auch über 30-Jährigen noch der Einstieg in den Polizeidienst ermöglicht. Bedingung war, dass ich mich verpflichte, zehn Jahre in München zu bleiben. Im Moment bin ich für die Planung des Dienstsports für das gesamte Polizeipräsidium zuständig. (schmunzelt)
Sportlich hast du deine Heimat aber immer noch unweit von Regensburg. Du könntest doch sicher auch in München Fußball spielen. Gab`s nie die Überlegung, deinen Lebensmittelpunkt ganz in die Landeshauptstadt zu verlagern?
Die Überlegung gab`s durchaus. Aber dann würden die Kontakte nach Regensburg und zu meinem besten Kumpel David Romminger zwangsweise wohl bald abreißen, und das möchte ich nicht. Es gefällt mir einfach sehr, sehr gut in Regensburg und ich habe viele Freunde über all die Jahre gefunden, die ich nicht missen möchte. Irgendwann möchte ich wieder ganz in Regensburg leben.
Hattest du eigentlich von langer Hand geplant, zur Polizei zu gehen?
Ne gar nicht, das war purer Zufall. Das mit der Selbstständigkeit hat leider nicht so geklappt wie erhofft, ich stand mit Anfang 30 vor der Frage: Was mache ich jetzt? Ich spielte damals beim TSV Bogen in der Bayernliga. Vorm Duell gegen den FC Pipinsried habe ich in der Zeitung zufällig ein Interview mit Denny Herzig gelesen, der auch früher Profi war. Darin erklärte er, dass er jetzt beruflich bei der Polizei Fuß fassen will. Ich dachte mir: Wie geht das, der ist doch auch schon über 30? Ich plauderte daraufhin nach dem Spiel mit ihm darüber. Anschließend habe ich mich eingehend mit dem Thema beschäftigt und bin so bei der Polizei in München gelandet.
Du hast es gerade angesprochen: Zuvor hattest du den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Warum hat es nicht geklappt?
Ich habe mich an der Idee meines ehemaligen Teamkollegen Marcel Hagmann orientiert. Er hatte eine Salatbar in Gießen und während unserer gemeinsamen Zeit zudem eine in Ingolstadt eröffnet. Wir spezialisierten uns auf Lieferservice. Vor allem mit dem Mittagsgeschäft in Regensburger Firmen wollten wir punkten. Ich ging wahrscheinlich zu blauäugig an die Sache ran, um ehrlich zu sein fehlte mir auch das Knowhow. Ich habe auch viele Fehler gemacht. Und ich brannte nicht so dafür wie Marcel. Wenn der zehn Absagen kassierte, stand er beim Elften auf der Matte. Ich dachte mir nach drei Absagen, dann lasse ich es einfach. Wir schafften es nicht, schwarze Zahlen zu schreiben.
Keine einfache Zeit für dich. Wie sehr hat das an dir genagt?
Klar war ich enttäuscht. Aber ich möchte diese Erfahrung nicht missen. Aus Niederlagen kann man sehr viel lernen, wenn man die richtigen Schlüsse zieht.
Dieses Credo wird dir auch im Sport weitergeholfen haben. Du hast es immerhin zum Profi in der 3. Liga gebracht. Zufrieden mit dem Erreichten oder hätte es mehr sein können?
Zunächst einmal: Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, Profi zu werden. Bis zur B-Jugend habe ich bei meinem Heimatverein in der Nähe von Darmstadt gespielt "just for fun" sozusagen. Erst in der A-Jugend bin ich zur Frankfurter Eintracht, habe noch mein Abitur gemacht und bin anschließend zu Darmstadt 98. Tja, und plötzlich war ich Profi.
Bei welchem Verein würdest du sagen hast du deine beste Zeit erlebt?
Die Jahre bei den Lilien waren schon super. Wir hatten immer eine richitg gute Truppe, versäumten es aber leider, in die zweite Liga aufzusteigen. Das wäre auch persönlich mein großes Ziel gewesen. Ich war nie der beste Fußballer, wusste aber um meine Stärken wie Schnelligkeit und körperliche Wucht.
Nach einem Jahr bei den Stuttgarter Kickers hat es dich dann nach Regensburg verschlagen.
Der Teamgeist beim Jahn war überragend. Deshalb hat`s mir auch beim SSV so gut gefallen. Ich wollte mir nebenbei ein zweites Standbein aufbauen, das hat aber leider nicht wie erhofft geklappt.
Wie meinst du das?
Ich hatte immer im Hinterkopf, Sportlehrer zu werden. Ich habe mich daraufhin an der Uni Regensburg eingeschrieben. Leider hat mich der Verein dahingehend nicht unbedingt unterstützt. Meine Vorlesungen habe ich extra in die trainingsfreie Zeit gelegt. Obwohl das bekannt war, hat der damalige Trainer ohne Rücksicht plötzlich die Übungseinheiten immer wieder verschoben. Ich tat mich ja ohnehin schwer, weil ich schon fast zehn Jahre raus war aus der Schule.
Wann hast du gemerkt, dass es mit dem Profifußball vorbei ist?
Nach der Zeit beim Jahn. Bei den Sportfreunden Lotte wurde ich überhaupt nicht glücklich, der Spaß am Fußball ging mir abhanden. Der Trainer ließ uns wie am Schachbrett kicken, das ist einfach nicht mein Ding. Sechs Monate habe ich dann gebraucht, um zu realisieren: Das wird nichts mehr!