2024-05-08T14:46:11.570Z

Spielvorbericht
Hat im Saarland sein Glück geunden: Ex-Bayern-Spieler Mike Baier.	Archivfoto: hbz
Hat im Saarland sein Glück geunden: Ex-Bayern-Spieler Mike Baier. Archivfoto: hbz

Wenn die Bayern kommen, bebt der Halberg

U 19-BUNDESLIGA: Elf des SV Wehen Wiesbaden will aber nicht in Ehrfurcht erstarren +++ Sebastian Hoeneß beeindruckt von SVWW-Lauf

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Taunusstein. Ein Bundesliga-Duell gegen die Bayern auf dem Halberg: Das hört sich aus Sicht des SV Wehen Wiesbaden unwirklich an und ist doch Realität. Am Samstag (Anstoß 11 Uhr) kreuzt der U 19-Nachwuchs des deutschen Rekordmeisters mit Trainer Sebastian Hoeneß dort auf, wo der Höhenflug des SV einst seinen Anfang nahm. Inzwischen unterhalb der Drittliga-Profis mit einem A-Junioren-Unterbau, der als Aufsteiger ins Oberhaus zuletzt unter Chefcoach Nils Döring durch 16 Punkte aus sieben Spielen für Furore gesorgt hat.

„Der Bayern-Kader vereint unfassbare Qualität“

Das Kräftemessen mit dem ungeschlagenen Rangdritten FC Bayern (20 Punkte) ist somit zum Spitzenspiel avanciert. Schließlich sind Dörings Jungs dank der insgesamt eingefahren 17 Zähler auf Platz fünf vorgeschnellt. „In der Bundesliga ist jedes Spiel ein Highlight, das gegen die Bayern aber sicherlich ein besonderes, auf das wir uns riesig freuen. Der Bayern-Kader vereint unfassbare Qualität“, sagt Döring allein mit Blick auf die Offensivabteilung der Münchner um die U-Nationalspieler Manuel Wintzheimer (13 Bundesliga-Tore, saß bereits in der Champions League bei den Profis auf der Bank), Franck Evina und Oliver Batista Meier.

Doch bei allem Respekt: Döring weiß auch um die Fähigkeiten seiner zu einer Einheit gewordenen Mannschaft, in der sich Giona Leibold (seit der U 11 beim SVWW) auf der linken Bahn etabliert hat. In der Jannis Schmidt (ehemals Schott Mainz) auf der Acht zum Führungsspieler geworden ist.

„Natürlich muss bei uns alles passen und die Bayern müssen mit dem falschen Fuß aufgestanden sein, um etwas zu holen. Aber wir wissen auch den einen oder anderen Ansatzpunkt, um ihnen das Leben schwer zu machen. Um die starke Offensive zumindest teilweise aus dem Spiel zu nehmen. Auf jeden Fall dürfen wir dem Gegner möglichst wenig Raum bieten“, sieht Döring seine Elf keineswegs chancenlos.

„Der SV Wehen Wiesbaden hat nach schwierigem Auftakt zuletzt eine beeindruckende Bilanz aufzuweisen. Wir nehmen diesen Gegner sehr ernst und freuen uns auf diese sicherlich schwere Aufgabe“, zollt Sebastian Hoeneß dem SVWW im Vorfeld Anerkennung.

Der Sohn des früheren Bayern-Stürmers Dieter Hoeneß und Neffe von FCB-Präsident Uli Hoeneß wurde in der Saison 2016/17 mit der U 17 von RB Leipzig Zweiter der Bundesliga-Staffel Nord/Nordost, um im Sommer beim ältesten Bayern-Nachwuchs die Nachfolge von Holger Seitz anzutreten. Seitz hatte das diesjährige Finale um die deutsche Meisterschaft nach Elfmeterschießen gegen Borussia Dortmund verloren.

Jetzt spinnt Sebastian Hoeneß den Faden weiter. „Wir können insgesamt recht zufrieden sein. Die Jungs entwickeln sich individuell weiter, und auch als Mannschaft geht es voran“, sagt der 35-jährige Fußballlehrer und freut sich, dass sein Team die Gruppe B der Uefa-Youth-League in den Duellen gegen die U 19-Mannschaften der Champions-League-Gruppengegner der FCB-Profis mit zehn Punkten ungeschlagen anführt.

Hoeneß: Müssen Talente noch besser ausbilden

Hoeneß weiß aber um die Schwierigkeit, Talente beim FCB ganz nach oben zu hieven: „Der Sprung zu unseren eigenen Profis ist in den letzten Jahren aufgrund der enormen Qualität in unserem Profikader schwerer geworden, keine Frage. Das sind ja fast alles Nationalspieler. Für uns Trainer im Nachwuchs bedeutet das, unsere Talente noch besser auszubilden, sie auch athletisch auf ein absolutes Topniveau zu bringen. Zum anderen müssen wir die Jungs aber auch im Bereich Persönlichkeit weiterentwickeln und ihnen vermitteln, was professionelles Verhalten bedeutet.“



Mike Baier mag die Zeit bei den Bayern nicht missen

Mike Baier hat das „Mia-San-Mia“-Selbstverständnis des FC Bayern zwischen 2008 und 2011 als U 17 und U 19-Spieler hautnah erlebt und mag diese Erfahrung nicht missen- „Durch diese Zeit bin ich in erster Linie menschlich sehr gereift. Schließlich habe ich auf einmal 450 Kilometer von meinen Eltern entfernt gewohnt“, erinnert sich der 26-Jährige, der bei der JSG Aarbergen mit dem Fußball begann, über die Phase nach seinem Wechsel von Eintracht Frankfurt an die Isar. Unter dem am 31. Juli 2015 verstorbenen Stephan Beckenbauer begann Baier bei den Bayern, trainierte auch unter Heiko Vogel und Kurt Niedermayer. Ein Innenbandriss im Knie nebst Meniskusschaden – erlitten im Testspiel gegen Sampdoria Genua – setzte ihn im zweiten A-Jugendjahr für mehrere Monate außer Gefecht. Der nach dieser Saison auslaufende Drei-Jahres-Vertrag wurde nicht verlängert.

Trotzdem hat Baier sein Glück gefunden: Im vierten Jahr spielt der frischgebackene Vater – sein Sohn Levio ist vier Wochen alt – beim Saarland-Oberligisten FC Hertha Wiesbach, steht kurz vor seinem Abschluss als Bankkaufmann, plant danach ein duales Studium. Und vielleicht mit einem Freund den Einstieg als Spielertrainer-Duo auf niedriger Liga-Ebene. Apropos Freundschaft: Die mit seinem ehemaligen Mitspieler David Alaba pflegt er bis heute.

Aufrufe: 016.11.2017, 17:00 Uhr
Stephan NeumannAutor