2024-05-24T11:28:31.627Z

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Marko Vrgoc (links, hier gegen Uelversheims Hagen Hinkel-Stallmann) ist mit Vitesse perfekt in die B-Klasse gestartet. Der Spielertrainer sieht darin eine Bestätigung der Arbeit.	 Archivfoto: hbz/Linnemann
Marko Vrgoc (links, hier gegen Uelversheims Hagen Hinkel-Stallmann) ist mit Vitesse perfekt in die B-Klasse gestartet. Der Spielertrainer sieht darin eine Bestätigung der Arbeit. Archivfoto: hbz/Linnemann
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Integration geht vor

VITESSE MAYENCE Für Trainer Marko Vrgoc sind sportliche Ziele zweitrangig

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Mainz. Einen perfekten Start in die noch junge Saison hat Vitesse Mayence hingelegt und dabei ein Torfeuerwerk nach dem anderem abgebrannt. In der Tabelle der Fußball-B-Klasse Mainz-Bingen Ost steht das Team an der Spitze mit vier Siegen aus vier Spielen und 22 erzielten Toren.

Solch ein erfolgreicher Auftakt ist neu für den Verein, der in den vergangenen Jahren doch mehr in den unteren Tabellenregionen herumdümpelte. Vitesse-Trainer Marko Vrgoc ist für diese Ausbeute dankbar. „Eine schöne Bestätigung“ sei die aktuelle Siegesserie. Dabei bezieht er sich aber nicht auf irgendeine übermäßig hohe Trainingsakribie, sondern vielmehr auf die „perfekte Gemeinschaft“. „Ich habe mich noch nie so wohlgefühlt“, schwärmt Marko Vrgoc.

Das Team besteht aus einem Kern deutscher Spieler sowie vielen Flüchtlingen aus der ganzen Welt, die vor ihrem Eintritt in den Verein noch völlig ohne Bezug zu ihrem neuen Umfeld in einem fremden Land lebten und teilweise noch traumatisiert waren. Doch Vitesse schuf schnell ein familiäres Gefühl. Die Fußballer aßen oft gemeinsam nach Training oder Spielen, egal, ob sie diese gewonnen oder verloren hatten. „Wenn sie einmal fünf Minuten nicht an die eigene Familie zu Hause denken müssen, ist das der schönste Erfolg“, sagt Vrgoc.

Teilnahme an höheren Ligen für den Coach belanglos

Das freudige Gefühl eines Sieges vereinfacht dies natürlich, ist aber lange nicht der erste Indikator für die Art des Vereins, wie Vrgoc betont: „Was müssen wir aufsteigen? Der fünfte Platz wäre doch auch super!“ Der Unterschied zwischen der A- und B-Klasse erscheint ihm trivial, lieber will er auch einmal Spieler aus der zweiten Reihe aufstellen können. Dass seine Elf trotz der guten Form schon zehn Gegentore kassiert hat, findet der Coach „völlig normal“ und irgendwie auch egal.

Marko Vrgoc will mehr Vorbild als Trainer sein. Dass der 29-Jährige schon achtmal in dieser Saison Mitspielern einen Treffer aufgelegt hat, unterstreicht dies. Sein noch recht junges Alter erleichtert die Erreichbarkeit der Spieler. Und wegen all dieser Vorzüge hält er sich für den am besten geeigneten Coach für diese Mannschaft, auch wenn es fachlich kompetentere Trainer gebe „und ich José Mourinho taktisch sicherlich nichts erzählen kann“. Ihm ist die Integrationsarbeit wichtig. Die Leistung mag er nie größer schreiben als den Geist der Truppe. Diese Grundeinstellung trugen längst nicht alle bei Vitesse mit, weshalb im Sommer ein ganzer Schwung das Team verließ.

Wahrscheinlich ist die derzeitige Tabellensituation nur eine Momentaufnahme, vielleicht gelingt aber Vitesse auch ein kleines Wunder. Letzten Endes ist dies Vrgoc egal. Deshalb verzichtet er auch bewusst auf eine Kampfansage an die Liga. Im Gegenteil: „Als echte Konkurrenten würde ich die eh nicht beschreiben“, sagt Vrgoc abschließend. In seinen Augen sind es eher potenzielle Mitstreiter der Integration. „Wir spielen schließlich ja auch keine Champions League“, macht der Trainer klar.



Aufrufe: 07.9.2017, 09:00 Uhr
Lukas ScherhagAutor