2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Josip Tomic (li.) beißt lieber in eine Leberkassemmel als in ein Fischbrötchen und will irgendwann zurück zum TSV 1860 Rosenheim. FOTO: Helmut Weiderer
Josip Tomic (li.) beißt lieber in eine Leberkassemmel als in ein Fischbrötchen und will irgendwann zurück zum TSV 1860 Rosenheim. FOTO: Helmut Weiderer

"Ich wollte nicht weg": Tomic musste trotzdem zu Türkgücü

Josip Tomic im Interview über seine Karriere

Es war die Überraschung des frühen Winters: Josip Tomic geht zurück in die Regionalliga Nord. Am 2. Januar beginnt die Vorbereitung seines Ex-Klubs BSV Rehden. Der offensive Mittelfeldspieler ist diesmal auch wieder dabei.

Du wechselst im Winter zurück zum BSV Rehden. Wie kommt es dazu?

Ich habe ein gutes Job-Angebot im Norden bekommen und kann dort Regionalliga spielen. Sportlich und beruflich ist es für mich eine Verbesserung. Der Kontakt zum BSV Rehden ist nie abgebrochen. Ich habe die Tür dort nie geschlossen, auch während meiner Zeit bei 1860 Rosenheim haben sie mich öfters gefragt, ob ich nicht wieder zurück kommen möchte. Also war ich jetzt beim Probetraining. Der Coach ist super und er war mit mir zufrieden. Ich bekomme auch die Nummer zehn, das ist ein großes Zeichen der Wertschätzung für mich.

Wie bist du damals zum ersten Mal zum BSV Rehden gekommen?

Da fange ich am besten ganz von vorne an. Ich habe in Bosnien begonnen Fußball zu spielen, bin dann ein Jahr lang nach Zagreb, an die Akademie von NK. Leider wurde ich dort nicht in die Mannschaft übernommen, wehalb mich mein Berater fragte, ob ich es nicht in Deutschland probieren wolle. Obwohl ich wusste, dass es schwer werden würde eine Arbeitserlaubnis zu bekommen, vor allem, weil sich die Clubs im Normalfall nicht darum kümmern, wollte ich es versuchen. Also habe ich beim BSV Rehden vorgespielt. Ich wurde als Perspektivsspieler aufgenommen, nicht unbedingt als sofortige Verstärkung. Dass man an micht glaubt, habe ich dann aber schnell gemerkt, als ich kurz nach meiner Ankuft beim Pokalspiel gegen den FC Bayern München auf der Bank sitzen durfte.

Wie war es für dich als neuer Spieler im Verein Anschluss zu finden?

Wir hatten einige Spieler wie Kevin Artmann oder Daniel Gunkel im Team, die teilweise sogar Bundesliga-Erfahrung mitbrachten. Diese "großen" Spieler haben mich leider nicht ernst genommen. Ich war für sie mehr Arbeiter als Fußballer, denn ich habe wenig gespielt und viel in der Honigproduktion geschufftet. Das war hart. Jeden Tag musste ich von sechs bis fünfzehn Uhr arbeiten. Danach hatte ich immer nur eine Stunde Zeit, bevor ich um sechzehn Uhr von Bremen nach Rehden los fahren musste, um rechtzeitig im Training zu sein. Bis ich abends dann wieder zuhause war, wurde es meistens halb elf. Als Björn Wnuck Rehden-Trainer wurde, ging es für mich bergauf. Er sagte: "Scheiß auf die großen Namen" und hat mir meine Chancen gegeben. Unter Alex Kiene war das leider wieder anders.

Dann hast du in Süddeutschland nach deinen Möglichkeiten gesucht?

Es war Rosenheim-Co-Trainer Slobodan Jezildjic, der mich nach Bayern geholt hat. Dort war ich dann zum Glück erfolgreich. Hier habe ich auch meinen besten Kumpel und Mitspieler Daniel Majdancevic kennengelernt.

Wie war deine Zeit in Rosenheim?

Als ich kam, war der TSV Vorletzter in der Tabelle. Erst haben wir den Klassenerhalt geschafft und in der Saison darauf sind wir tatsächlich aufgestiegen. In unserer Aufstiegssaison war ich mit 19 Treffern der beste Torjäger im Team, alles lief blendend. Doch dann ging Patrik Peltram und es kam Klaus Seidel. Unter ihm als neuen Coach, saß ich auf einmal nur noch auf der Bank. Das war hart für mich, weil ich mich sehr auf die Spiele in der Regionalliga gefreut hatte, ich wollte diese Spiele genießen. Es war, als ob er mich kaputt machen wollte. Nachdem Seidel im November 2016 zurück trat, durfte ich unter Tobias Strobl wieder Spielen. Da hat alles wieder sehr viel Spaß gemacht, in Rosenheim, doch ich hatte schon bevor Klaus Seidel seinen Rücktritt bekannt gab bei Türkgücü unterschrieben. Ich wollte nicht weg, aber Türkgücü pochte auf den Vertrag.

Wie hast du dein Intermezzo beim SV Türkgücü erlebt?

Alle bei Türkgücü waren sehr korrekt. Mit Teammanager Alkan Kadir, Präsident Hasan Kivran und vor allem Coach Andreas Pummer bin ich immer gut klar gekommen. Leider musste ich bei Türkgücü meistens als Stümer spielen, obwohl ich eigentlich ein Zehner bin. Aber es war kein Knipser im Kader.

Du warst Stammspieler bei den Münchnern. Wie kommt es, dass sie dich im Winter ziehen lassen?

Ich habe ein wirklich sehr gutes Angebot aus der Regionalliga bekommen. Die Verantwortlichen verstehen meine Position und verlangen auch keine Ablöse, sie haben damals auch keine für mich bezahlen müssen. Da muss man sagen, dass sich Türkgücü sehr korrekt verhalten hat.

Du bist erst 24 Jahre alt. Wie weit kann es mit dir und dem BSV Rehden gehen, strebst du in Richtung Profi-Fußball?

Da mache ich mir, ehrlich gesagt, keine großen Hoffnungen mehr. Aber in Rehden habe ich einen sehr guten Trainer, der mir das Vertrauen schenkt, das ich brauche. Angenommen ich erziele viele Tore und lege einige auf, dann kann alles passieren. Als ich damals 19 Tore in der Bayernliga erzielt hatte, wurde ich auch direkt von Hansa Rostock zum Probetraining eingeladen. Leider wurde ich zu diesem Zeitpunkt an der Nase operiert und war durch meine Ausbildung auch örtlich gebunden. Ich hatte Phasen in meinem Leben, in denen ich es nicht leicht hatte und nicht viel Geld verdient habe. Deshalb ist mein Plan, jetzt ein paar Jahre hier oben Fußball zu spielen, möglichst viel Geld zu sparen und mein Leben zu ordnen. Dann will ich unbedingt zurück nach Bayern. Rosenheim ist meine Stadt und der TSV 1860 mein Herzensklub! Sportlich wie menschlich habe ich mich in Rosenheim immer sehr wohl gefühlt. Der Verein um Tobias Strobl und Hansjörg Kroneck, die ich wirklich ins Herz geschlossen habe, ist wie eine Familie für mich.

Aufrufe: 022.12.2017, 18:00 Uhr
Moritz BletzingerAutor