2024-04-25T14:35:39.956Z

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Die Stuttgarter Kickers setzten den Fokus auf die eigene Jugend. Foto: Lommel
Die Stuttgarter Kickers setzten den Fokus auf die eigene Jugend. Foto: Lommel

Stuttgarter Kickers Jugend: Qual der Wahl ist wünschenswert

Die Stuttgarter Kickers setzten in der Zukunft auf die eigene Jugend

Nachdem die Stuttgarter Kickers ihre U 23 abgemeldet haben, liegt der Fokus auf dem Jugendbereich.

Die ersten drei Minuten der neuen Bundesliga-Saison, sie hätten für die B-Junioren der Stuttgarter Kickers nicht viel besser laufen können. Rafael Filipovic, Neuzugang von der TSG Balingen, brachte die Blauen im Derby beim VfB Stuttgart früh in Führung. Allein: Das Glück hielt nicht lang – und der Nachwuchs aus Cannstatt schlug erbarmungslos zurück. Am Ende stand vor 300 Zuschauern eine heftige 2:7-Niederlage für die Degerlocher. „Der VfB hat jeden Fehler von uns extrem hart bestraft“, sagt Dieter Märkle, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums bei den Kickers.

Nun ist es nicht so, als wäre der Stadtrivale irgendeine dahergelaufene Mannschaft. Den VfB zählt Märkle neben dem FC Bayern und der TSG 1899 Hoffenheim zu den Topfavoriten der Liga, und für die Kickers geht es sportlich gesehen nur um den Klassenverbleib. Das könnte schwer genug werden, auch wenn der zweite Liga-Auftritt Mut macht. Am vergangenen Dienstag gab es vor eigenem Publikum einen 3:1-Sieg gegen den Wiederaufsteiger SV Elversberg. Dorian Cevis traf nach einem 0:1-Rückstand zweimal; Kerim Kaya setzte in der zweiten Hälfte noch einen drauf.

Jugendabteilung auf Bundesliga-Niveau

„Wir haben eine komplett neue Mannschaft, und fast alle Neuzugänge kommen von unterklassigen Vereinen und haben noch nie Bundesliga gespielt“, betont Märkle. „Die Spieler müssen sich erst an das höhere Tempo in der Bundesliga gewöhnen.“ Auch das Trainerduo ist neu. Mustafa Ünal wechselte vom SSV Ulm unter den Fernsehturm, sein Nebenmann Alexander Kustermann von der TSG Backnang. „Sie haben eine sehr akribische Herangehensweise“, sagt Märkle, doch es sei klar, dass sich auch das Team hinter der Bande erst mit den neuen Begebenheiten zurechtfinden müsse. Diese Zeit bekommt es. „Wir wollen uns der Aufgabe stellen und guten Fußball zeigen.“

In der vergangenen Spielzeit ist das dem damaligen Jahrgang der B-Junioren der Blauen zeitweise durchaus gelungen, vor allem zum Saisonende hin. Im März, April und Mai gab es in acht Partien nur eine Niederlage und einen genussvollen 1:0-Sieg beim VfB Stuttgart, dem Vizemeister der Südwest-Staffel. Als Tabellenelfter hatten die Kickers sieben Punkte Vorsprung vor dem ersten Absteiger SV Sandhausen – und ihren eigenen Anspruch unterstrichen. Mag es bei den Aktiven in den vergangenen beiden Jahren viel Grund zum Kummer gegeben haben, der Nachwuchs hält die Fahnen des Clubs hoch. Daran kann aus Märkles Sicht auch die Tatsache nichts ändern, dass die A-Junioren als Bundesliga-Schlusslicht den Gang zurück in die EnBW-Oberliga antreten mussten. „Wir sind immer noch in der zweithöchsten deutschen Spielklasse, haben ein B-Junioren-Bundesliga-Team und spielen mit den C-Junioren in der Regionalliga.“ Höher geht es bei der U 15 nicht. Märkles Tenor: ein solches Niveau könnten sonst nur Erst- oder Zweitligisten bei den Profis für sich beanspruchen.

Fokus liegt auf Jugendteams

Der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums weiß aber auch, dass seine Teams in dieser Saison noch stärker im externen wie internen Fokus stehen werden. Zu ihren Gunsten hat sich der Verein im Mai entschlossen, die eigene U 23 vom Spielbetrieb abzumelden und mit den freigewordenen finanziellen Mitteln den Athletik- und Scoutingbereich der Jugend zu stärken. Für die Spieler der U 19 gibt es nun keinen Zwischenschritt mehr auf dem Weg ins Regionalliga-Team. „Das müssen sie erkennen. Jetzt ist ihre Chance, sich zu empfehlen.“

Der Austausch zwischen den Aktiven und dem Nachwuchs habe prompt zugenommen. Nico Blank und Marvin Jäger gelten als neue Beispiele für die Durchlässigkeit von unten nach oben, aus dem aktuellen Kader der U 19 befänden sich Jonas Meiser, Mario Suver und Ali Ferati, Neuzugang vom VfB Stuttgart, im Dunstkreis der Regionalliga-Mannschaft. Das Trio und die restlichen Kicker, die bereits in der vergangenen Saison Bundesliga-Erfahrung gesammelt haben, sollen eine Etage tiefer die Mitspieler führen – da die Kickers seit einigen Jahren keine U 18 mehr haben, ist die U 19 das einzige Team, in dem zwei Jahrgänge gemeinsam spielen.

„Talente nach oben herauszubringen hat für uns oberste Priorität“

Zum Liga-Auftakt ging es am Sonntag zum Vorjahresvierten Waldhof Mannheim, den Märkle neben den knapp am Aufstieg vorbeigeschrammten Clubs aus Sandhausen und Aalen zu den Titelanwärtern zählt. Die eigene Mannschaft soll im Rennen um die Spitze ebenfalls ein Wörtchen mitreden. „Aber es wäre vermessen, den direkten Wiederaufstieg als Ziel vorzugeben“, sagt der Nachwuchschef. Stattdessen haben die Trainer Francisco Paco Vaz und Mischa Leibfarth eine andere vorrangige Aufgabe. Das Duo, das in der Saison 2015/2016 schon einmal bei den Kickers war und in einer damals sehr erfolgreichen B-Junioren-Bundesliga-Saison viele der Spieler betreute, die nun wieder in ihrem Kader stehen, sollen die Nachwuchskicker fußballerisch und mental weiterentwickeln. „Talente nach oben herauszubringen hat für uns oberste Priorität“, sagt Märkle, der davon überzeugt ist, „dass wir einen guten Kader haben“.

Qualität sichern sollen die sieben Neuzugänge von anderen Vereinen und neun Aufsteiger aus der eigenen U 17. „Da hatten wir die Qual der Wahl, welche Spieler wir übernehmen wollen“, sagt Märkle. Es ist eine Aussage, auf die er auch im Herbst 2018 gerne zurückgreifen würde. Schließlich würde das bedeuten: Seine Nachwuchskicker und ihre Trainer haben ihre Hausaufgaben erledigt.

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Aufrufe: 022.8.2017, 17:45 Uhr
Blick vom Fernsehturm / Benjamin SchielerAutor