2024-04-25T14:35:39.956Z

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– Foto: Getty Images

Nicks großer Traum vom FC Barcelona

Nick Ernst eifert seinem Vater Ronny nach, der vor sieben Jahren seine erfolgreiche Profi-Laufbahn beim SV Straelen ausklingen ließ. Der 15-jährige Realschüler spielt für den Nachwuchs von RW Oberhausen und verfolgt ehrgeizige Ziele.

Nick Ernst ist gerade 15 Jahre alt geworden, spielt Fußball und besucht nach den Sommerferien die zehnte Klasse der Realschule in Geldern. Ein ganz normaler Teenager. Außergewöhnlicher klingt sein Lebenstraum: Irgendwann für den FC Barcelona in der Champions League auflaufen. Träume sind Ziele ohne Termin. Ob Nick jemals einen Profivertrag unterschreiben wird, steht in den Sternen. Das weiß er selber.

Ein Jahr ist es inzwischen her, dass Rot-Weiß Oberhausen den jungen Mann in Absprache mit seinem Heimatverein SV Straelen zu einem Probetraining einlud. Scouts des Traditionsvereins waren bei Spielen von Auswahlmannschaften auf sein Talent aufmerksam geworden. Nick überzeugte im Training und im persönlichen Gespräch – in Straelen ließ man den Rohdiamanten nur widerwillig ziehen.

„Es ist die Entscheidung meines Sohnes, den Weg zu gehen. Sein Talent hatte ich schon längst erkannt. Ich habe seinen Entschluss akzeptiert und bin bereit, ihn bei seiner fußballerischen Entwicklung im vollen Umfang zu unterstützen“, sagt Ronny Ernst. Der hoffnungsvolle Kicker entwickelte nie zuvor gezeigten Ehrgeiz und erkämpfte sich einen Platz im 20er-Kader, den die „Kleeblätter“ dem DFB für die Saison in der C-Junioren-Regionalliga meldeten.

Der gewohnte Lebensrhythmus des Schülers war damit auf den Kopf gestellt. Der Tag hielt ab sofort 15 Stunden Programm für ihn bereit. Schule, Hausaufgaben, viermal pro Woche zum Training nach Oberhausen, sich schlafen legen – Meisterschaftsspiel am Wochenende. Ein Aufwand, den er keineswegs bereut, sondern mit einem zufriedenen Lächeln kommentiert.

Seinen Freundeskreis vernachlässigt er zwar nicht, doch die Treffen mit Gleichaltrigen sind seltener geworden. König Fußball besitzt absolute Priorität. Bei RWO hat er neue Freunde gefunden. Freunde auf Zeit, denn ihre Wege werden sich wieder trennen. Die jungen Spieler werden von Scouts beobachtet, von den großen Clubs angelockt oder abgeworben. Die Vereine bieten den Nachwuchskickern eine Menge, doch die Ansprüche an die Talente sind auf der anderen Seite auch sehr hoch. Wer nicht mitzieht, wird aussortiert. Manche geben vorzeitig auf.

Nick ist familiär vorbelastet. Sein Vater Ronny Ernst befand sich vor 30 Jahren in einer ähnlichen Situation. Er galt als hochtalentierter Nachwuchsspieler bei Dynamo Dresden. Sein Stiefvater kutschierte ihn quer durch die Republik zu den Auswärtsspielen. Das Ende der sportlichen Erfolgsgeschichte ist bekannt: Ronny avancierte zum U21-Nationalspieler und schaffte den Sprung als Profispieler in die Bundesliga. Seine Laufbahn ließ der einstige Vorzeigeprofi 2013 beim SV Straelen ausklingen.

Ronny Ernst gehört allerdings nicht zur Sorte „ehrgeiziger Fußballvater“, die meint, das besondere Talent in ihrem Sohn erkannt zu haben und es auf Biegen und Brechen fördern zu müssen. „Es bringt überhaupt nichts, jetzt zu überdrehen,“ weiß er aus eigener Erfahrung. „Gelassenheit ist in solchen Situationen wesentlich hilfreicher. Man muss versuchen, das richtige Maß zu finden.“ Nick hat von RW Oberhausen frühzeitig die verbindliche Zusage erhalten, auch in der kommenden Saison in der „U 16“-Junioren-Auswahl das Trikot mit dem Kleeblatt tragen zu dürfen.

Als persönliches Vorbild nennt er Trent Alexander-Arnold, den jungen Star des FC Liverpool. Ganz so weit ist Nick noch nicht. Nach den Sommerferien muss er eine Aufgabe außerhalb des Fußballplatzes meistern. Denn wer in die Champions League möchte, sollte auch im letzten Schuljahr seine Qualitäten zeigen.

Aufrufe: 028.6.2020, 12:00 Uhr
RP / Heinz SpützAutor