2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Freude: Der SV Seligenporten belegt zur Winterpause Platz drei und hat alle Chancen auf den Titel.
Freude: Der SV Seligenporten belegt zur Winterpause Platz drei und hat alle Chancen auf den Titel. – Foto: Schoschla

Viel Freude und ein Manko

Der SVS mischt im Titelrennen mit. Während die Abwehr Spitzenformat verkörpert, bereitet der Angriff zuweilen Sorgen.

An Spannung kaum zu überbieten ist er, der Titelkampf in der Bayernliga Nord. Denn während der SC Eltersdorf mit 48 Zählern ganz oben steht, lauern die DJK Vilzing und der SV Seligenporten nur einen Punkt dahinter. Dass die Verfolger zudem ein Spiel weniger absolviert haben, verleiht dem Kopf-an-Kopf-an- Kopf-Rennen noch zusätzliche Brisanz.

Eine gute Rolle im oberen Drittel wollten die Klosterer sowieso einnehmen. Dass es im Kampf um den Aufstieg nun sogar zu einem der Hauptdarsteller reichen sollte, entlockt Trainer Gerd Klaus ein umso positiveres Fazit: “Wir haben bis jetzt eine recht gute Saison gespielt.”

Neuzugänge schlugen voll ein
Vom ersten Spieltag einmal abgesehen, belegte der SVS stets einen der ersten drei Plätze und thronte 13-mal sogar ganz oben. Ein ganz wesentlicher Grund für diese recht eindrucksvolle Bilanz ist die Personalpolitik. Hierbei bewiesen die Verantwortlichen um den ebenfalls erst im Sommer gekommenen Coach ein gutes Händchen, indem sich fast alle Neuzugänge nicht nur als echte Verstärkungen entpuppten, sondern sich auch störungsfrei in die Hierarchie einfügten. “Die Mannschaft tritt sehr geschlossen auf und überzeugt mit einem guten Miteinander”, so Klaus. Mit Torhüter Jan Kowalewski ist es auch einer der “Neuen”, der als einziger sämtliche 20 Partien über die volle Distanz absolvierte. Zu seiner linken Seite hat sich Andreas Schuster zur unverzichtbaren Stammkraft entwickelt. Während Schuster eher den kämpferischen Typus verkörpert, bevorzugt sein Gegenüber Matthew Loo das technische Spiel. Leichtfüßig, schnell und zweikampfstark zugleich, hat der 20-Jährige seinem Kontrahenten Kai Neuerer derzeit klar den Rang abgelaufen.

Gemeinsam mit dem hochveranlagten Innenverteidiger Nico Moos und - angeleitet von Kapitän Marco Janz - stellt die Defensive des SVS mit lediglich 15 Gegentoren das Nonplusultra dar; dies auch deshalb, weil vor der Viererkette mit dem so dynamisch wie kampfstarken Marco Wiedmann und Tim Olschewski als das Spiel lesender Stratege zwei exzellent aufeinander abgestimmte Akteure das vielleicht beste defensive Mittelfeldgespann der Liga bilden.

Verkörpert der SV Seligenporten in Sachen Abwehrarbeit also echtes Aufstiegsformat, gibt es in der Vorwärtsbewegung schon noch einiges zu verbessern. Mit ihren 46 Einschüssen werden die Klosterer von immerhin vier Kontrahenten überflügelt. So ist es auch kein Wunder, dass Klaus die Chancenverwertung als “unser ganz klar größtes Manko” anprangert. All zu oft machte sich der Dorfklub durch mangelnde Konsequenz das Leben unnötig schwer. Ein Lehrbeispiel lieferte das Spiel gegen die DJK Don Bosco Bamberg, indem es trotz drückender Überlegenheit nur zu einem mageren 1:1 reichte. Während der Vilzinger mit dem 19-mal erfolgreichen Andre Luge und Eltersdorf mit Dickson Abiama (17 Tore) über die beiden besten Schützen der Liga verfügen, geht den Klosterern ein solcher Torjäger ab.

Dort markiert Christian Knorr mit zehn Treffern den Spitzenwert. Die sieben Einschüsse von Rückkehrer Bernd Rosinger mögen auf den ersten Blick recht mager erscheinen. Tatsächlich aber stellt der mit allen höherklassigen Wassern gewaschene 30-Jährige eine absolute Verstärkung dar. War sein Wirkungsbereich einst fast ausschließlich auf den Strafraum begrenzt, lässt sich “Rose” nun sehr oft fallen, um dann selbst Angriffe einzuleiten. Eine Schlüsselrolle nimmt auch der bislang achtmal erfolgreiche Mergim Bajrami ein. An guten Tagen ist die ungemein gewandte und mit viel Raffinesse gesegnete Nummer zehn in der Lage, jede Abwehr schwindlig zu spielen. Zuweilen aber neigt Spielmacher Bajrami dazu, schon mal den besser postierten Mitspieler zu übersehen.

Kleiner Kader eher ein Vorteil
Insgesamt verfügt der Coach über einen spielerisch hochwertigen und altersstrukturell sehr ausgewogenen Kader. Dass der recht klein ausfällt, ist für Klaus mehr Chance als Hindernis: “Jeder hat das Gefühl, gebraucht zu werden, was der Atmosphäre nur zuträglich sein kann.” Ein echter Trumpf ist auch die Fitness seiner Kicker, die jederzeit in der Lage sind, die Schlagzahl zu erhöhen und in der letzten halben Stunde 21-mal einnetzten. Ist der Wunsch nach einer Rückkehr in die Regionalliga freilich ganz klar vorhanden, wäre ein Scheitern dennoch verkraftbar. So erklärt Klaus, dass “wir dieses Ziel nie ausgegeben haben und das Team zusammenbleiben würde.”

Was die Frage angeht, wer denn nun die besten Karten im Aufstiegspoker besitze, wähnt der Übungsleiter die DJK Vilzing aufgrund ihrer “vielen erfahrenen Spieler” im Vorteil. Deren Sportlicher Leiter, Roland Dachauer, preist seinerseits den SVS wegen dessen “überragenden Einzelspielern.” So ungewiss die Entscheidung um die Meisterschaft auch ist, eines gilt jedenfalls als sicher: Es ist und bleibt ein richtiges Nervenspiel.


Schlaglichter der Saison

Sichere Bank: Torhüter Jan Kowalewski musste bisher lediglich 15 Mal den Ball aus dem Kasten fischen, womit er ein wesentlicher Bestandteil der besten Abwehr der Liga ist. Die meisten Gegentore gab es bei der 2:3-Niederlage gegen den ATSV Erlangen. In neun Spielen blieb sein Tornetz indes gänzlich unberührt.

Zu stark: Nach einem mit sechs Siegen fulminantem Start kassierte der SVS (weiß) zuhause gegen die DJK Vilzing mit 1:2 die erste Pleite. Zuvor zog man schon im Pokal gegen Vilzing (0:2) den Kürzeren.

Historischer Sieg: Am zehnten Spieltag triumphierte Seligenporten in Abtswind mit 5:0. In einer völlig einseitigen Partie trafen Mergim Bajrami (2), Matthew Loo sowie Christian Knorr und David Ekern (weiß) zum höchsten Auswärtssieg der Klosterer seit dem erstmaligen Aufstieg in die Bayernliga im Sommer 2008.

Wieder da: Nach exakt 2422 Tagen feierte Bernd Rosinger (li.) im Match gegen den TSV Karlsburg sein Comeback im Kloster. Eine Woche später bei der DJK Bamberg markierte “Rose” auch sein erstes Tor.

Aufrufe: 019.12.2019, 09:23 Uhr
Udo WellerAutor