2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Auf die SVS-Abwehr um Stanislaus Herzel und Kapitän Kevin Woleman (grau-grün, v.li.) wartet gegen die sturmgewaltigen „Löwen“ ein echter Großauftrag.“  Foto: Weller
Auf die SVS-Abwehr um Stanislaus Herzel und Kapitän Kevin Woleman (grau-grün, v.li.) wartet gegen die sturmgewaltigen „Löwen“ ein echter Großauftrag.“ Foto: Weller

SVS hat gegen 1860 nichts zu verlieren

Trainer Roger Prinzen hofft im Duell seines SV Seligenporten gegen den TSV 1860 München auch auf die „Energie der Massen“.

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David gegen Goliath, Tabellenletzter gegen Spitzenreiter, Dorfklub gegen Traditionsverein: Das Duell des SV Seligenporten gegen den TSV 1860 München am heutigen Samstag (16 Uhr) im mit 3500 Zuschauern komplett ausverkauften Kloster ist eines, welches innerhalb einer Liga kaum gegensätzlicher sein könnte. Und es ist vor allen Dingen ein Match zwischen einer „grauen Maus“ und einem unermüdlichen Schlagzeilenproduzenten.

Denn wohl nicht einmal der FC Bayern sorgt im Freistaat für so viele Aufreger wie die „Löwen“. Im Vorjahr noch in der 2. Liga beheimatet, setzte mit dem Abstieg im vergangenen Frühjahr eine Kettenreaktion ohnegleichen ein. Eigentlich nun der 3. Liga angehörig, versagte der höchst umstrittene Investor Hasan Ismaik dem Verein die für den Erhalt der Lizenz notwendige finanzielle Unterstützung, so dass die Eingliederung in die Regionalliga Bayern erfolgte.

Die noch immer schwelende Gefahr der Insolvenz konnte mit einer Kündigung des Mietvertrages für die ohnehin schon immer völlig überdimensionierte Allianz-Arena und der Rückkehr in das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße endgültig abgewendet werden.

Ein Boom bei den Gästen

Wohl auch diese Rückkehr zu den sportlichen Wurzeln sorgte bei den Fans für einen wahren Boom. So gingen die Dauerkarten weg wie warme Semmeln, ehe der Verkauf bei der Marke von 6000 Stück gestoppt wurde.

Was Wunder also, dass die beiden ersten Spiele gegen Buchbach und Rosenheim komplett und die Partie gegen Illertissen fast ausverkauft waren. Auch in der Fremde sorgen die 60er regelmäßig für volle Häuser.

Mitverantwortlich für die nach den jüngsten Ereignissen um den Traditionsklub eigentlich völlig konträre Euphorie ist sicherlich auch der Umstand, dass mit Daniel Bierofka ein Trainer mit Kultstatus an der Seitenlinie steht. Ihm obliegt es nun, mit dem aus Spielern der ehemaligen zweiten Mannschaft und einigen Ex-Profis wie Sascha Mölders (FC Augsburg) und Timo Gebhard (unter anderem 1. FC Nürnberg) komplett neuformierten Team den möglichst sofortigen Aufstieg zu realisieren. Dass dieser kein Selbstläufer wird, mussten die Löwen schon am dritten Spieltag bei der 0:1-Niederlage beim TSV Buchbach spüren.

In diesem Zusammenhang zeigte sich auch Bierofka recht dünnhäutig, als er sich von den bei der Buchbacher Kabinenparty nach außen dringenden Gesängen angegriffen fühlte. Überhaupt beklagte sich der Coach kürzlich darüber, dass „hier viel zu viel Druck aufgebaut“ werde.

Auf Transfermarkt zugeschlagen

Nichtsdestotrotz aber bekräftigte der Verein sein Ziel des sofortigen Wiederaufstiegs, indem er nochmal auf dem Transfermarkt zugriff. So wurden mit Stürmer Markus Ziereis (zuletzt Jahn Regensburg) sowie Defensivmann Philipp Steinhardt (SF Lotte) nochmals zwei bereits höherklassig erfahrene Spieler geholt.

Wie anders dagegen die Lage beim SV Seligenporten, der sich am Dienstag im Verbandspokal beim Landesligisten SV Memmelsdorf zu einem 2:0-Sieg quälte. „Wir sind am Anschlag. Nach acht Spielen in vier Wochen mit nur 14, und nach der Verletzung von Marcel Schelle sogar nur noch 13 Spielern kommt halt so eine Partie zustande“, macht Trainer Roger Prinzen die schwierigen Hintergründe deutlich. Die Auslosung am Freitag ergab, dass der SVS am 5./6. September im Achtelfinale des Verbandspokals beim Landesligisten ASV Vach antreten muss.

Doch momentan richtet sich der Fokus von Coach Prinzen und seinen Spielern einzig auf das Spiel gegen 1860. Was den anstehenden Hit gegen den Spitzenreiter angeht, hat Prinzen die verbliebene Zeit seit dem Pokalspiel am Mittwoch bestmöglich genutzt: „Wir haben im Training ein paar Sachen ausprobiert und daran gearbeitet, der Mannschaft Selbstvertrauen zu vermitteln.“

Als unbesiegbar stuft Prinzen den Gegner ohnehin nicht ein, weiß er doch um dessen Schwachstellen. Preisgeben mag er sie nicht, nennt aber die Mittel, wie diese bestmöglich ausgenutzt werden könnten. „Wichtig ist vor allen Dingen, dass wir mutig dagegenhalten und in die Zweikämpfe kommen“. Fundamental wird es auch sein, ob und wie das Team die Balance zwischen Defensiv- und Offensivbewegung hinbekommt – eine Gratwanderung also, bei der die Klosterer schon des Öfteren böse ausgerutscht sind.

Zudem setzt der Coach auf die „Energie der Massen“: „Das Erlebnis vor einem ausverkauften Haus zu spielen, hatten die meisten von uns noch nicht. Dies wird uns sicherlich beflügeln“, ist der Trainer überzeugt. Auch Ex-Profi Prinzen selbst lässt dieses, das gesamte Klosterdorf elektrisierende Fußballfest nicht ungerührt: „Wir wollen unseren Gegner, der die Aufstiegskarte praktisch schon in der Tasche hat, richtig ärgern. Deshalb haben wir nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen.“

Damit der SV Seligenporten im weiteren Verlauf dieser Regionalliga-Saison mehr Siege einfährt als Niederlagen kassiert, muss der Verein noch auf dem bis Ende des Monats geöffneten Transfermarkt tätig werden, davon ist Klub-Boss Walter Eisl überzeugt.

„In dieser Form, in der unser Kader aktuell dasteht, wird es ganz schwer, die Liga zu halten. Es müssen noch zwei, drei Spieler her. Wir sind diesbezüglich in Gesprächen“, so der Vorsitzende, den der abermals schwache Saisonstart der Mannschaft nicht verwundern mag. „Die Saison ist bisher sehr holprig verlaufen, keine Frage. Aber bei uns hat es einen riesigen Spielerumbruch gegeben. Durch die späte Relegation wusste wir lange nicht, in welcher Liga wir spielen würden. Diese Hängepartie hat es uns natürlich nicht leichter gemacht, Spieler zu uns zu holen“, sagt Eisl.

Ein positives Auftreten des Teams heute gegen die „Löwen“ wäre der Verpflichtung von Neuzugängen sicherlich nicht abträglich.

Aufrufe: 025.8.2017, 19:30 Uhr
Udo Weller und Thorsten DrenkardAutor