2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
Technisch versiert und flink auf den Beinen: Fabian Borger von Rot-Weiß Walldorf.     Foto: Uwe Krämer
Technisch versiert und flink auf den Beinen: Fabian Borger von Rot-Weiß Walldorf. Foto: Uwe Krämer

Beim SV 98 auf dem Sprung

Portrait: Fabian Borger, die Stütze des Gruppenligisten RW Walldorf träumt manchmal noch von der Profikarriere

Mit diesen Aussichten konnte sich Fabian Borger anfreunden: Nun in Zeppelinheim arbeiten, dann ein paar Kilometer weiter nach Walldorf fahren zum Training eines Verbandsligisten und danach noch ein bisschen weiter nach Süden düsen auf A5 und A 67 ins heimische Crumstadt. Als der damals 20-Jährige dem Coach von RW Walldorf, Max Martin, im Frühjahr die Zusage gab, ab der Runde 2017/18 die ambitionierte Elf von der Okrifteler Straße zu verstärken, zeichnete sich ab, dass Borgers damaliger Klub RW Darmstadt in die Verbandsliga ab- und Walldorf in jene Liga aufsteigen würde.

Die einen Rot-Weißen mussten dann tatsächlich runter, für die anderen ging es aber nicht nach oben. Also spielt der rechte Verteidiger seit August in der Gruppenliga – für einen, der davor zwei Spielzeiten lang in der Hessenliga aktiv war, ein Rückschritt. Borger sieht das ein wenig anders, „denn RW Walldorf ist ein super geführter Verein, und die Klasse ist in diesem Jahr sehr stark. Selbst die Mannschaften, die unten stehen, haben mindestens zwei, drei richtig gute Kicker.“ In einer Hinsicht musste sich der Fußballer aus dem Ried sogar richtig umstellen: „Die Zweikämpfe werden härter geführt als in der Hessenliga.“

Dass seine auch in diesem Jahr von der Konkurrenz auf den Favoritenschild gehievte Elf ihrem Ziel Aufstieg hinterhinkt, wurmt auch Borger, doch nicht zuletzt der sonntägliche Sieg gegen den Mitkonkurrenten VfR Fehlheim, die Art und Weise, wie er zustandegekommen ist, und der erfreuliche Umstand, dass sich das Lazarett endlich lichtet, macht dem Groß- und Außenhandelskaufmann Hoffnung. „Man merkt jetzt auch im Training, dass es mehr zur Sache geht als noch vor Wochen. Viele drängen ins Team“, sagt Borger, der bei Trainer Max Martin gesetzt ist als Rechtsverteidiger.

Dass er mal dort hinten landen würde, zeichnete sich anfangs in den Schülermannschaften nicht ab. Fabian Borger verrät: „Ich bin damals als Stürmer in die D-Jugend von Viktoria Griesheim gewechselt.“ Dort habe ihn sein Trainer zum zentralen Mittelfeldspieler umgeschult, ehe er über rechts vorne irgendwann rechts hinten landete. Zu dieser Zeit befand sich der antrittsschnelle Fußballer im erfolgreichen A-Jugend-Team des SV Darmstadt 98, mit dem er in die Bundesliga aufstieg.

"Sulu und Behrens haben sich um uns Junge gekümmert"

In der höchsten deutschen Jugendklasse durfte sich Borger allerdings nicht mehr beweisen, denn er war nun zu alt für die A-Junioren. Der Riedstädter konnte allerdings ein wenig von einer Profikarriere träumen: Die erste Mannschaft der 98er war gerade auf dem Weg in die Bundesliga und bei den Außenverteidigern ein wenig in Personalnot, als Borger im Winter 2014/15 einige Wochen bei den „Großen“ mittrainieren durfte.

„Vor allem Aytac Sulu und Hanno Behrens haben sich um uns Junge gekümmert, uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden“, erinnert sich Fabian Borger. In der zweiten Mannschaft habe er sich mittelfristig für die Erste empfehlen wollen, so sein Ziel damals, doch just nach dieser Saison gab der SV 98 sein Reserveteam auf.

Und so landete er 2015 in der Hessenliga, im Sommer 2017 in der Gruppenliga. Noch ist er da, der Traum vom Leben als Profi, auch wenn der durch und durch bodenständige Borger Realist genug ist, um zu sehen, dass die Chancen recht klein sind. „Einer meiner besten Freunde (Janik Bachmann aus Babenhausen, derzeit Chemnitzer FC: Anmerkung der Redaktion) spielt in der Dritten Liga und lebt vom Fußball. Und wenn ich dann vergleiche: Ich arbeite die Woche über acht Stunden am Tag, zusätzlich kommt dreimal pro Woche der Fußball, und er trainiert unter der Woche morgens und hat dann Freizeit, da wird man schon ein wenig neidisch.“ Er habe schon noch mal Lust, nach oben durchzustarten.

Derzeit aber gilt die ganze Konzentration seinem Job bei einem Catering-Unternehmen des Frankfurter Flughafens und dem Aufstiegskampf mit den Rot-Weißen. „Wir sind eine gute Mannschaft, und auch wenn Unter-Abtsteinach schon ein wenig enteilt zu sein scheint, ist noch alles drin“, meint Fabian Borger. Am Wochenende darf er in seinem geliebten Crumstadt mal ein wenig chillen mit Freunden, denn Rot-Weiß ist spielfrei.

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Probetraining bei Regionalligisten

Nach seinen fußballerischen Anfängen beim TV Crumstadt trat Fabian Borger sechs Jahre lang für Viktoria Griesheim gegen den Ball, dann für Darmstadt 98- Als die Jugendzeit zu Ende war, wurde er zu Probetrainings bei den Regionalligisten TuS Koblenz und TSG Hoffenheim II eingeladen. Vom Training im Kraichgau, bei dem auch Bundesligacracks mitwirkten, schwärmt er noch heute: „Das ist noch mal ein ganz anderes Niveau, ein Riesensprung.“ Schließlich schloss er sich zur Saison 2015/16 dem Hessenligisten 1. FC Eschborn an und wurde auf Anhieb Stammspieler. Weil es in der Rückrunde nicht mehr so lief und er öfter auf die Ersatzbank musste, suchte er sich einen neuen Verein.

Stephan Adam, vorher in Eschborn sein Trainer und inzwischen Sportlicher Leiter bei RW Darmstadt, holte Borger vor der Runde 16/17 in die Heimstättensiedlung, allerdings stiegen die Rot-Weißen im Mai in die Verbandsliga Süd ab. Seit dem Sommer jagt der Crumstädter mit viel Vergnügen beim Gruppenligisten RW Walldorf dem Leder hinterher. „Wenn wir aufsteigen, bleibe ich sowieso da“, versichert Borger.

Aufrufe: 013.11.2017, 10:22 Uhr
Ralph BaumannAutor