2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Mittendrin statt nur dabei: Spieler, Trainer und Fans des SV Rödinghausen jubeln über den Ausgleich im DFB-Pokalspiel gegen den SC Paderborn. Vorne weg Nikola Serra, der dem entblößten Torschützen Lars Lokotsch in die Arme springt. Ein unvergesslicher Moment, auch wenn die Rödinghauser im Elfmeterschießen den Kürzeren zogen.
Mittendrin statt nur dabei: Spieler, Trainer und Fans des SV Rödinghausen jubeln über den Ausgleich im DFB-Pokalspiel gegen den SC Paderborn. Vorne weg Nikola Serra, der dem entblößten Torschützen Lars Lokotsch in die Arme springt. Ein unvergesslicher Moment, auch wenn die Rödinghauser im Elfmeterschießen den Kürzeren zogen. – Foto: Noah Wedel

Nikola Serra: Der Mann, der den fliegenden Bierbecher fing

Nikola Serra nimmt aus seiner Zeit beim SV Rödinghausen viele tolle Erlebnisse und Erfolge mit – und eine Geschichte, mit der er wohl bis ans Ende seines Fußballerlebens in Verbindung gebracht wird.

Er hat mit dem SV Rödinghausen den Westfalenpokal gewonnen, war bei der knapp verpassten Sensation im DFB-Pokal gegen den SC Paderborn dabei und stürmte in dieser Saison mit der Mannschaft an die Spitze der Regionalliga-Tabelle. Und doch ist es ein Spiel, eine Szene, mit der Nikola Serra besonders und wohl bis ans Ende seines Fußballerlebens in Verbindung gebracht werden wird: Er ist der Mann, der den fliegenden Bierbecher fing.

Der 25-jährige, gebürtige Hannoveraner hat die Geschichte bestimmt schon 100 Mal erzählt. Doch wenn nicht zu seinem Abschied – Nikola Serra wechselt nach dieser Saison zum Nord-Regionalligisten SV Drochtersen/Assel, für den er von 2015 bis 2018 schon einmal spielte – wann dann sollte man sie noch einmal erzählen?!

„Es war ja nicht nur eine besondere Szene, sondern auch ein besonderes Spiel. Das macht das Ganze noch ein bisschen interessanter“, lacht Nikola Serra und hat keine Mühe, sich an den 10. Oktober 2018 und das an einem Mittwochabend im Häcker-Wiehenstadion stattfindende Achtelfinale im Westfalenpokal gegen den Drittligisten SC Preußen Münster zu erinnern. Rödinghausens Stürmer Joy-Slayd Mickels hatte gerade das entscheidende 2:1 erzielt, als auch Serra seinen großen Auftritt hatte.


„Als Slayd das 2:1 gemacht hat, sind wir alle zu ihm zur Seitenlinie gestürmt. Das war allerdings genau unter dem Fanblock der Münsteraner, bei denen unser Jubel, auch mit ein paar Jubelfäusten, natürlich nicht so gut ankam“, grinst Serra. „Sie haben daraufhin Bier und Bierbecher in unsere Richtung geworfen, und einer davon flog so ideal auf mich zu, dass ich ihn fangen konnte und spontan einen kleinen Schluck genommen habe.“ Und da er ein freundlicher Mensch sei, habe er sich für die unerwartete Flüssigkeitszufuhr „mit einem Winken in den Fanblock natürlich auch artig bedankt.“


Ein Video bei Facebook gibt es auch zu dieser verrückten Szene. Serra: „Das habe ich natürlich auf meinem Handy gespeichert und werde es irgendwann bestimmt mal meinen Kindern vorspielen.“
Weiter ging die Szene übrigens auch noch. „Denn als ich zurückgelaufen bin hätte ich beinahe den Linienrichter umgerannt. Das war in diesem Spiel Florian Visse, und zu ihm habe ich seit dieser Geschichte einen guten Draht.“


Ganz wichtiger Treffer: Nikola Serra jubelt nach seinem Tor zum 1:0 in der Verlängerung des Westfalenpokalspiels gegen den TuS Haltern. Rödinghausen siegte mit 3:0 und stand damit im Finale.
Ganz wichtiger Treffer: Nikola Serra jubelt nach seinem Tor zum 1:0 in der Verlängerung des Westfalenpokalspiels gegen den TuS Haltern. Rödinghausen siegte mit 3:0 und stand damit im Finale. – Foto: Noah Wedel

Dieses und viele andere Erlebnisse werde er aus seiner zweijährigen Zeit beim SV Rödinghausen mitnehmen. Derzeit plant der 25-Jährige den Umzug von seiner Wohnung in Osnabrück nach Drochtersen im Landkreis Stade. Für Nikola Serra ein Wechsel mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Sportlich sind die zwei Jahre in Rödinghausen nahezu optimal gelaufen. Wir haben zum ersten Mal den Westfalenpokal gewonnen, hätten den Titel in dieser Saison wohl verteidigt und sind gefühlt Meister geworden. Das war schon eine geile Reise.“


Letzteres bezieht er aber nicht allein auf die sportlichen Erfolge. „Auch menschlich war und ist es eine sehr geile Truppe. Eine Riesen-Mannschaft auf und neben dem Platz. Ich habe überragende Menschen kennengelernt und nicht nur fußballerisch viel dazu gelernt. Es fiel mir unheimlich schwer, den Jungs zu sagen, dass ich gehe.“

Gute-Laune-Typ: Nikola Serra mit seinen Teamkollegen Daniel Flottmann, Linus Meyer und Fynn Arkenberg nach dem Auswärtssieg bei Rot-Weiß Essen. Die Neongrünen gewannen dort mit 2:0.
Gute-Laune-Typ: Nikola Serra mit seinen Teamkollegen Daniel Flottmann, Linus Meyer und Fynn Arkenberg nach dem Auswärtssieg bei Rot-Weiß Essen. Die Neongrünen gewannen dort mit 2:0. – Foto: Noah Wedel

Nach der Saison, die Serra und seine Teamkollegen in der Regionalliga West als ungekrönter Tabellenführer abschließen, sei noch eine Mallorcafahrt geplant gewesen, doch die fiel, wie so vieles in dieser Corona-Zeit, ins Wasser. „Das ist natürlich total schade. Doch auch so werde ich unheimlich viel mitnehmen, darunter ja auch die Geschichte mit dem gefangenen Bierbecher“, lacht Nikola Serra.


Informationen zur Person:
  • Nikola Serra (25) ist der Bruder von Holstein Kiels Zweitligaprofi Janni Serra (22). Der Stürmer (7 Saisontore) wurde gerade am lädierten Oberschenkel operiert und fällt mehrere Wochen aus. „Ich habe ihn im Krankenhaus in München besucht und für ihn den Chauffeur gespielt, weil er nicht Autofahren durfte“, erzählt Nikola Serra.
  • Von 2015 bis 2018 spielte Nikola Serra schon einmal für den SV Drochtersen/Assel, damals unter der Regie von Rödinghausens Trainer Enrico Maaßen. „Für mich ist das, als ob ich nach Hause komme, weil ich dort viele Freunde habe und meine Freundin von dort kommt“, berichtet der 25-Jährige.
  • Bleibt noch die Frage an ihn, ob er glaubt, dass es in Rödinghausen eine Mannschaft wie in dieser Saison so schnell nicht wieder geben wird? „Das glaube ich leider auch“, antwortet Nikola Serra


Aufrufe: 02.5.2020, 16:00 Uhr
Andreas GerthAutor