2024-05-10T08:19:16.237Z

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Alexander Benede: "Der Fußball muss jetzt einfach zurückstecken"
Alexander Benede: "Der Fußball muss jetzt einfach zurückstecken" – Foto: bro

Benede: "Der Fußball muss jetzt einfach zurückstecken"

Das Coronavirus hat auch den Amateurfußball in Bayern flachgelegt

Das Coronavirus hat auch den Amateurfußball in Bayern flachgelegt, vorerst wenigstens: Der BFV setzt zum Schutz seiner Vereine und Mitglieder den kompletten Spielbetrieb mindestens bis einschließlich 23. März 2020 im ganzen Freistaat aus.

Landkreis Das Coronavirus hat auch den Amateurfußball in Bayern flachgelegt, vorerst wenigstens: Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) setzt „als Vorsorgemaßnahme hinsichtlich der weiter steigenden Zahl von Corona-Infizierten und der dynamischen Lageentwicklung (...) zum Schutz seiner Vereine und Mitglieder den kompletten Spielbetrieb mindestens bis einschließlich 23. März 2020 im ganzen Freistaat“ aus, wurde verlautbart. Allerdings sei derzeit grundsätzlich noch geplant, die abgesagten Partien nachzuholen. „Aufgrund der Tatsache, dass es mittlerweile die ersten positiv getesteten Spieler und auch infizierte Personen aus dem engen Umfeld von Amateur-Mannschaften gibt und damit die Unsicherheit bei vielen Vereinsvertretern groß ist, war es der einzig richtige Schritt, den Amateurspielbetrieb jetzt komplett auszusetzen“, sagt BFV-Präsident Rainer Koch, der sich zudem auf die Aussage von Ministerpräsident Markus Söder beruft, sämtliche Veranstaltungen mit über 100 Teilnehmern seien abzusagen und von Zusammenkünften mit weniger Menschen sei abzuraten. In diesem Zusammenhang empfiehlt der BFV den Vereinen auch dringend, den Trainingsbetrieb bis auf weiteres einzustellen. Wir haben uns zum Thema bei den höheren Amateurvertretern im südlichen Landkreis umgehört:

TSV Grünwald

Jochen Joppa, Sprecher und Vorstandsmitglied der Grün-Weißen, war zwei Tage zuvor noch von einem geregelten Spielbetrieb bis zum Ende der Landesliga-Saison ausgegangen (wir berichteten), hat seine Meinung inzwischen aber grundlegend geändert: „Ich habe die Pressekonferenz mit dem Ministerpräsidenten verfolgt, die Situation entwickelt sich zu einer mittleren Katastrophe. Es ist das Mindeste, dass nicht hundertprozentig lebensnotwendige Veranstaltungen abgesagt werden.“ Eine Saisonfortsetzung nach dem 23. März kann er sich nicht vorstellen: „Ich glaube nicht, dass wir nach diesen zwei Wochen weiterspielen, weil das Ganze noch schlimmer wird. Aber unsere Punktspielsorgen sind wirklich gering gegen das, was auf viele Leute zukommt. Zum Beispiel auf die Eltern, wenn jetzt die Schulen und Kindergärten geschlossen werden. Ich habe selbst drei Enkel, auf die kleinste passe ich gerade auf.“ Obwohl Joppa mit seinen 80 Jahren zu jener Gruppe mit relativ hohem Risiko eines ernsten Krankheitsverlaufs gehört, gibt er sich unerschrocken: „Angst habe ich dabei nicht, die Enkel wohnen neben uns, da hätten wir uns längst angesteckt.“ Im Allgemeinen lässt der Grünwalder Sprecher aber Vorsicht walten: „Ansonsten gehe ich nicht raus, und wenn, dann in den Wald oder in den Garten.“ Verständnis zeigt Joppa auch für den BFV-Appell, das Training zu streichen: „Am Donnerstag waren 22 Mann dabei, da weiß man ja nie, wo der andere vorher war. Die sind dann zusammen in den Duschen. Wir werden uns noch zusammensetzen, aber ich denke, dass es kein Training mehr geben wird.“ Weniger verständlich wäre ihm die geplante Fortsetzung des Bundesliga-Betriebs bis Dienstag: „Eine Unverschämtheit, das zeigt die Profitgier, die dort herrscht. In den Profivereinen muss man mal verstehen, dass man nicht nur von Einnahmen lebt, sondern auch von Rücklagen.“ Mittlerweile hat sich aber auch die Bundesliga dazu durchgerungen, den Spielbetrieb ab sofort ruhen zu lassen.

SV Pullach

Alexander Benede, Spielertrainer des Bayernligisten SV Pullach, sieht die Profikubs ebenfalls in der Pflicht: „Der Fußball ist nur ein kleines Zahnrad im Getriebe, aber mit großer Strahlkraft. Von der Bundesliga hätte ich mir deshalb ein klares Zeichen gewünscht, so wie im Eishockey, wo es hieß: Play offs, ciao.“ Entsprechend ist er vollkommen einverstanden mit dem Punktspiel-Stopp bei den Amateuren: „Natürlich finanzieren sich manche Spieler ihr Studium mit dem Fußball, die Vereine haben ihre Ziele, aber der Fußball muss jetzt einfach zurückstecken. Die Gesundheit ist das größte Gut.“ Der Raben-Coach spricht sich eindeutig dafür aus, die Saison mit sofortiger Wirkung zu beenden: „Von mir aus kann man es gerne so regeln, dass die Erstplatzierten aufsteigen und niemand absteigt. Wir sind ja nicht am siebten Spieltag, es hat schon eine gewisse Aussagekraft, gerade bei uns in der Liga (der FC Pipinsried führt mit 21 Punkten Vorsprung - d. Red.). Oder man fängt, wenn man das nicht will, nächste Saison mit der selben Besetzung in den Ligen an.“ Klar ist für Benede jedenfalls, dass der Ball beim SVP erst einmal total ruht: „Es wird kein Training geben. Wir können nicht Schulen und Kindergärten schließen und uns dann auf dem Fußballplatz treffen.“ Zu seiner persönlichen Situation in Corona-Zeiten sagt der 31-Jährige: „Grundsätzlich bin ich relativ entspannt. Ich verzichte zum Beispiel aufs Hände schütteln. Wirtschaftlich werden wir diese Krise aber alle zu spüren bekommen. Für mich ist es eine Katastrophe, ich bin bei der Münchner Fußballschule angestellt, und wenn keine Kinder mehr in die Schule gehen, kommen auch keine Kinder auf den Fußballplatz, denen ich etwas beibringen kann. Aber meine Chefs haben das schon im Griff.“

FC Deisenhofen

Wegen eines Corona-Falls im Verein, wenn auch nicht in der ersten Mannschaft, war das Bayernliga-Gastspiel des FCD beim TSV 1865 Dachau schon am Donnerstag abgesagt worden (wir berichteten). Manager Franz Perneker hatte sich da schon für „eine klare Linie des Verbands“ ausgesprochen und trotz der eigenen guten Aussichten als derzeit Tabellendritter, die Regionalliga-Relegation zu erreichen, einen endgültigen Abbruch der Runde ins Spiel gebracht: „Vielleicht sagt man, die Saison ist gelaufen und man tritt nächstes Jahr wieder genauso an. Im Moment gibt es einfach wichtigere Dinge, als die Frage, ob der Meister der Bayernliga in die Regionalliga aufsteigt.“

Aufrufe: 013.3.2020, 17:21 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Umberto SavignanoAutor