2024-05-10T08:19:16.237Z

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Andreas Steinweg (li.), Trainer des SVP, greift in seinem Team hart durch. Michael Kaiser, GSC-Coach, hält nichts von einem Strafenkatalog. Fotos: FR/Rutt
Andreas Steinweg (li.), Trainer des SVP, greift in seinem Team hart durch. Michael Kaiser, GSC-Coach, hält nichts von einem Strafenkatalog. Fotos: FR/Rutt

Würmtaler Strafenkataloge: Steinweg knallhart - Kaiser milde

Von Spielausschluss bis Extra-Training

Ob im Profi- oder im Amateurfußball: Fast alle Vereine besitzen einen Strafenkatalog und eine Mannschaftskasse, in die Spieler bei Vergehen einzahlen müssen. Die Teams im Würmtal gewähren jetzt einen Blick in die internen Gegebenheiten.

Andreas Steinweg greift gerne durch. Der Trainer des SV Planegg-Krailling kann dabei so bestimmt wirken, dass schon mal die ganze Tribüne verstummt. Daher nimmt er auch die Bestrafungen innerhalb seiner Mannschaft selbst in die Hand. „Das ist sicherer“, sagt er. In seinem Team herrschen strenge Sitten. Wer zum Beispiel nach 23 Uhr in die gemeinsame WhatsApp-Gruppe schreibt, muss genauso zahlen wie derjenige, der im Training beim Aufräumen nicht mithilft. „Am Ende des Monats hat jeder eine Woche Zeit, seine Strafen zu bezahlen. Sonst ist er im nächsten Spiel nicht dabei“, verrät Steinweg. Auch der Trainer muss blechen – wenn sein Team aus vier Spielen zehn Zähler oder mehr holt. „Dann gibt’s drei Mass Bier“, erklärt Steinweg.

Marco Gühl musste in der vergangenen Saison ebenfalls ordentlich zahlen. Der Trainer des Kreisklassen-Meisters TSV Neuried II hatte versprochen, für jeden Sieg zehn Euro zu spendieren – davon gab es am Ende 22. Auch in der kommenden Saison will er dies so handhaben. „Aber da wird es hoffentlich nicht so teuer“, meint er schmunzelnd. Die Strafen der Spieler trieb zuletzt Fabian Kaltenecker ein. Wer künftig dafür zuständig sein wird, ist noch offen.

Leicht gemacht haben es sich Andreas Götz und Benny Gollong, Spielertrainer der DJK Würmtal. „Wir haben großteils den Strafenkatalog des ehemaligen Trainers Hans von Imhof übernommen – leicht abgeschwächt“, berichtet Götz. Kassenwart ist seit nunmehr zwei Jahren Torwart Niko Münzenmaier. Er treibt das Geld – oder manchmal die fälligen Bierkästen – monatlich ein. Wer die Frist nicht einhält, zahlt Zinsen.

Davide Taurino hat ebenso selbst keinen Stress. Der Coach des TSV Neuried überlässt das Geldeintreiben dem Mannschaftsrat. „Ich kümmere mich nur um das Sportliche“, sagt Taurino. Nicolas Höhne, Manuel Gleich, Filip Sukan und Sebastian Hessenberger sind hinterher, dass jeder seine Schulden begleicht. „Die sammeln schon recht gut ein“, berichtet der Trainer schmunzelnd. Am Ende komme das Geld der Mannschaft bei gemeinsamen Aktivitäten ohnehin wieder zugute.

Auch Franco Simon, Trainer des TSV Gräfelfing, muss sich nicht selbst um die Strafkasse kümmern. „Markus Kaintzyk macht das seit Jahren sehr gewissenhaft“, sagt Simon. „Er ist genau der richtige Mann dafür.“ Die interne Gebührenordnung kennt zahlreiche Anlässe, bei denen ein Beitrag für die Mannschaftskasse fällig wird: vom Einstand über das Klingeln des Handys in der Kabine bis zur Gelben Karte wegen Meckerns. „Das wird gut angenommen. Die Jungs sind aber auch sehr diszipliniert“, berichtet der Gräfelfinger Trainer. Und wenn man doch mal blechen müsse, tue man das gerne. Denn letztlich hat das Team etwas davon: Im vergangenen Jahr etwa wurden Mannschaftsabende und Grillfest aus der Kasse gesponsert. „Ich denke, das gehört zu jeder Mannschaft dazu“, meint Simon.

Da ist man sich im Verein einig, denn auch Adis Letica, Coach der Gräfelfinger Reserve, verlangt Disziplin: „Das ist wie in einer Familie“, erklärt er. „Da muss man sich an gewisse Regeln halten.“ Mit teils harten Strafen müssen seine Spieler bei Fehlverhalten rechnen. Doch auch das Trainerteam zahlt beim TSV ein: 50 Euro pro Spiel ohne Gegentor.

Michael Kaiser vom Gautinger SC hält von Bestrafungen nichts. „Meine Jungs sind eh so brav, wir brauchen keinen Strafenkatalog“, sagt der Übungsleiter des A-Klassisten. Allerdings bekommen seine Spieler Extrarunden aufgebrummt, wenn sie im „Kreiserl“ (das bei Fußballern beliebte Fünf-gegen-zwei-Spiel) getunnelt werden oder zu lange in der Mitte verweilen.

Ähnlich denkt Ayhan Kurt. „Ärger gibt es eigentlich nur, wenn Spieler nicht rechtzeitig – bis spätestens 16 Uhr – absagen. Ich muss ja auch ein bisschen planen“, sagt der neue Trainer des TV Stockdorf.

Aufrufe: 026.7.2017, 14:14 Uhr
Münchner Merkur (Würmtal) - Michael Grözinger und Autor