Acht der neun Treffer fielen im zweiten Abschnitt. Als Simon Nutzinger in der letzten Spielminute ein Zuspiel von Franz Leis vom Elfmeterpunkt ins Tor schoss, rastete jeder rund um den Ohlstädter Sportplatz aus. Mit Ausnahme der Gästespieler natürlich, die – am Boden kauernd – mit ihrem Schicksal haderten. Hatten sie doch zehn Minuten zuvor noch einen Zwei-Tore-Vorsprung verwaltet.
Doch auf zwei Faktoren waren die Otterfinger nicht gefasst: Zum einen kugelte sich Anton Riblinger die Schulter aus. Diese Verletzung schockte und lähmte die Gäste. Zum anderen griff der SVO auf Energiereserven zurück, dank derer die Kicker praktisch im 30-Sekunden-Takt das TSV-Gehäuse stürmten. Bojan Stojanovic startete die Aufholjagd. In etlichen Situationen ließ der Serbe sein fußballerisches Können aufblitzen. Beim 3:4 schirmte der Routinier den Ball im Sechzehner gekonnt ab, ehe er ihn an die Latte wuchtete und im Nachschuss per Kopf versenkte. Es kam noch besser. Ausgleichsschütze war Yannic Frey. Der 21-Jährige hat erst eine Handvoll Partien in der Kreisliga absolviert, doch sein Abschluss aus zentraler Position war abgezockt. „Für den Burschen freut es mich am meisten“, sagt Markus Eberhart. „Er hat so viel gegrübelt, und heute macht er das Ding so eiskalt.“ Dann kam Nutzinger und Ohlstadt tobte.
Vergessen war die Phase, als der SVO gleich nach der Pause den Ausgleich kassierte. „Wir sind etwas vom Gas gegangen, dann schlägt Otterfing zu“, moniert Eberhart. Geburtstagskind Hannes Fischer hatte Ohlstadt zweimal in Front geschossen. In einem normalen Spiel wäre der 27-jährige Kapitän, dem in der Nachspielzeit das 6:4 versprang, Mann des Tages gewesen. Aber die Abwehrpatzer des SVO stellten alles auf den Kopf. „Zwei Tore hauen wir uns praktisch selber rein“, sagt Eberhart. Doch der 46-Jährige hatte beim Stand von 2:4 „nicht das Gefühl, dass das Spiel verloren ist“. Stimmte auch. Der Coach sagt: „Schön, dass wir gelernt haben, die richtige Reaktion zu zeigen.“
Text: Oliver Rabuser