2024-05-08T14:46:11.570Z

Spielbericht
Lass’ dich abklatschen: Trainer Markus Eberhart mit dem Siegtorschützen Simon Nutzinger. FOTOS: RABUSER
Lass’ dich abklatschen: Trainer Markus Eberhart mit dem Siegtorschützen Simon Nutzinger. FOTOS: RABUSER

Nutzinger setzt Murnaus Derby-Trauma fort

SV Ohlstadt schlägt TSV Murnau mit 1:0

In der Schlussminute zirkelt der Ohlstädter den Ball in den Murnauer Torwinkel und entscheidet das Derby

Murnau – So viel vorweg: Das Murnauer Derby-Trauma hat am Samstag eine Fortsetzung erfahren. Zu den 1321 Tagen ohne Sieg gegen den Landkreisrivalen kommen nun mindestens noch weitere knapp 300 Tage hinzu. Je nach Spielplan der neuen Saison. Bis dahin wird sich Andree Betzel gedulden müssen. Erstmals erlebte der Murnauer Trainer ein Derby gegen Ohlstadt hautnah als Verantwortlicher. „Eine tolle Atmosphäre und schöne Erfahrung“, urteilt er. Grundsätzlich fand er schon Gefallen an diesem Vergleich der Rivalen. Nur eines hätte er sich gewünscht: „Einen anderen Ausgang.“ Denn wie gehabt jubelten beim Schlusspfiff alleine die SVO-Kicker. Sie gewannen durch ein spätes Tor von Simon Nutzinger mit 1:0. Über das Zustandekommen ihres Derbyerfolgs sollten die Ohlstädter nach dem Ende der Feierlichkeiten vielleicht ein wenig grübeln. Denn: Der Spielverlauf hätte wirklich viele Optionen hergegeben. Nicht aber einen Sieg der Gäste.

Versteckt in einer Nische vor dem Sportheim saßen Betzel und Co-Trainer Jan Tischer hinterher auf einer Holzbank und analysierten das Geschehen. Die Kernfrage war klar: Wie konnte Murnau dieses Spiel verlieren? „Wir hatten Mega-Chancen, haben sie aber nicht genutzt“, bedauert Betzel. Er zielte in erster Linie auf eine Reihe an Kopfball-Gelegenheiten ab. Thomas Haas, der später mit lädierter Nase ausschied, drückte nach nur zwei Minuten eine Hereingabe von Philipp Mann etwas ungeschickt über die Querlatte. In der Folgezeit verpassten Benedikt Hausmann und Mann die besten Möglichkeiten. Ausgerechnet bei Standards präsentierte sich der SVO anfällig – merkwürdig.

Weit rätselhafter allerdings war der Gesamtauftritt der Gäste. Sie liefen doch als Mannschaft fern jeden Krisenbereichs auf, hatten zuletzt Bad Kohlgrub mehr als deutlich abgefrühstückt. Aber von Selbstvertrauen keine Spur. Ohlstadt verbuchte während der gesamten Spielzeit nur zwei Torchancen. Ein fragwürdiger Auftritt. „Definitiv“, räumt Trainer Markus Eberhart ein. Auch er konnte sich keinen Reim auf das Treiben seiner Fußballer machen. Sämtliche Eventualitäten habe er in der Kabine angesprochen. Doch mental waren die SVO-Kicker irgendwie nicht auf der Höhe, konnte die Forderungen ihres Coaches nicht umsetzen.

Während der Halbzeit kam Eberhart zu einem ernsten Fazit: „Jeder meiner Spieler ist so selbstkritisch, um zu wissen, dass das rein gar nichts war.“ Für eine präzise Ursachenforschung war die 15-minütige Pause freilich zu kurz.

Viel besser wurde es danach ohnehin nicht. Murnau wirkte entschlossener, schaffte es aber abgesehen von den genannten Standards nicht, seine Offensivspieler in aussichtsreiche Position zu bringen. Seine Elf müsse die potenziellen Chancen „punktuell klarer“ herausarbeiten, moniert Betzel. Eberhart war der Sachverhalt nach langer Überlegung letztlich zu komplex und anstrengend. „Ich weiß nicht, wie der schlechte Tag bei allen zustande gekommen ist.“ Er begnügte sich fürs Erste mit den Tatsachen: „Am Ende steht der Dreier.“

Und der kam aus dem berühmten Nichts zustande. Ausgerechnet dem jüngsten Ohlstädter widerstrebte offenbar das ideenlose Treiben seiner Kollegen. Max Tafertshofer lief an der Mittellinie Manuel Pratz an, tracktierte den eingewechselten Routinier so lange, bis der Ball in seinen Besitz überging. Dann zog Tafertshofer an. Mit unglaublicher Entschlossenheit. „Bezeichnend, dass sich der jüngste Spieler den Ball schnappt, weil es ihm gereicht hat“, kommentiert Eberhart den Anfang der Schlüsselszene. Tafertshofer also marschierte, und erst Maximilian Giglberger griff kurz vor dem Sechzehner zur Notbremse. Freistoß. Simon Nutzinger – das gesamte Spiel über auf der Suche nach Präzision bei den Standards – knallte den Ball unwiderstehlich in den kurzen Winkel. Der herrliche Treffer war eine Dublette zum Kohlgrub-Spiel. In der Nachspielzeit tauchte dann SVO-Keeper Kevin Ziener noch einen gefährlichen Pratz-Freistoß aus der kurzen Ecke. Sekunden später jubelte der SVO. Wie er es seit 1321 Tagen gewohnt ist.


TSV Murnau – SV Ohlstadt........................... 0:1 (0:0)

Murnau: Neuner – Giglberger, Drews, Meditz, Getzreiter – da Cunha Silva, Hausmann, Knoll, Mann, Hirschler, Haas – Eingewechselt: Pratz, Grgic

Ohlstadt: Ziener – Fels, D. Zach, Tafertshofer, Schedler – Baumann, Leis, Nutzinger, Stojanovic, K. Zach, Fischer – Eingewechselt: Kaindl, Kurz

Schiedsrichter: Roland Tomaschek (TSG Stadtbergen). Zuschauer: 250. Tore: 0:1 (90.) Nutzinger. Gelbe Karten: Mann, Giglberger – D. Zach, Fischer

Aufrufe: 06.11.2017, 12:51 Uhr
Oliver Rabuser - Garmisch-Partenkirchener TagblattAutor