2024-05-02T16:12:49.858Z

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Verletzungsprobleme und Existenzängste: Fußball spielen ist auf dem Platz in Trechtingshausen kaum möglich. F: Boor
Verletzungsprobleme und Existenzängste: Fußball spielen ist auf dem Platz in Trechtingshausen kaum möglich. F: Boor

Angst ums Überleben

TuS Trechtingshausen bekommt keinen Kunstrasenplatz +++ Zukunft des Vereins steht auf der Kippe +++ Ohne neuen Platz wird die Fußballabteilung im Sommer aufgelöst

Trechtingshausen. 15 Punkte aus 18 Spielen, Platz 14 und fünf Punkte Rückstand auf das rettende Ufer in der A-Klasse Mainz-Bingen - normalerweise eine gute Ausgangssituation um hochmotiviert aus der Winterpause zu starten. Beim TuS Trechtingshausen sieht allerdings alles etwas anders aus, der gesamte Verein ist geprägt von Gedanken um die Auflösung der Abteilung Fußball.

Sportliche Situation: Coach Thomas Klöckner blickt auf eine schwierige Hinrunde mit extrem vielen Verletzten zurück: "Teilweise ist eine komplette Mannschaft ausgefallen, schlecht gespielt haben wir aber nicht." Laut dem Trainer hätten nach der Hinrunde auch gut und gerne 15 Punkte mehr auf dem Konto seiner Jungs verbucht werden können, allerdings hatte man in vielen Momenten Pech und muss sich nun der Situation stellen. "All das zählt nicht, wir sind Drittletzter und werden, wenn wir auf diesem Platz bleiben, absteigen", sagt Klöckner. Ob man absteigt oder nicht, das schwebt allerdings höchstens im Hinterkopf der Verantwortlichen. Das größte Problem ist in Trechtingshausen der Hartplatz. "Normal zu trainieren ist auf dem Platz kaum möglich, das gesamte Training besteht aus Kompromissen. Wenn man einmal anzieht, ist die halbe Mannschaft verletzt", erzählt der Coach. Selbst beim Training mit angezogener Handbremse verletzen sich die Spieler ständig, fast der komplette Kader ist das ganze Jahr über von Schmerzen geplagt und immer wieder spielunfähig. Einzig und allein die Aussicht auf einen Kunstrasenplatz habe den Verein in den letzten Monaten am Leben gehalten, vor ein paar Wochen dann der Schock - Antrag abgelehnt.

"Nach dem Beschluss haben wir allen Spielern freigestellt den Verein zu verlassen, wir wollten den Jungs nicht zumuten weiter auf diesem Platz zu spielen", berichtet Klöckner. Die Nachricht, dass man sich in Trechtingshausen wenigstens über einen neuen Rasenplatz freuen kann, kam für einige Spieler zu spät, da sie sich schon neuen Vereinen angeschlossen hatten. Laut Klöckner quält sich die Mannschaft seitdem durch die Vorbereitung, die Klasse zu halten wäre "ein Wunder". Die nächsten drei bis vier Wochen werden über die Zukunft des ums überleben kämpfenden Vereins entscheiden: "Wenn wir keinen Rasenplatz bekommen, gibt es in dem Verein nach dieser Saison keine Fußballabteilung mehr."


Das lief gut: Trotz all dieser Schwierigkeiten hat der Coach ein paar lobende Worte für seine Jungs: "Sie haben Spaß am Spiel und nie die Köpfe hängen lassen, ich rechne ihnen das hoch an." Außerdem hätten die fitten Spieler über große Strecken der Hinrunde toll gespielt und die Ausfälle gut kompensiert, spielerisch kann Klöckner ihnen also keinen Vorwurf machen.


Das lief schlecht: Neben der Platzproblematik, den schlechten Trainingsbedingungen und den vielen Verletzten, ist vor allem die Punkteausbeute das Problem des 14. der A-Klasse Mainz-Bingen. Auch für den Coach persönlich ist das Arbeiten unter diesen Umständen eine riesige Herausforderung: "Wenn man hier Trainer war, kann man überall trainieren", sagt Klöckner sarkastisch.


Stimmung im Team:
"Der Fokus liegt bei jedem auf der Platzfrage, der Trainingsbetrieb ist zweitrangig", berichtet der 31-Jährige. Alle seien geprägt von der Angst, dass kein Spielbetrieb mehr möglich ist, es geht nur noch darum, als Verein zu überleben.


Überraschungen in der Hinrunde: Damit, dass die Aufsteiger eine gute Rolle spielen, rechnete der Trainer schon vor der Saison: "Sie hatten zu gute Rahmenbedingungen für die B-Klasse und deshalb auch keine Probleme sich in der Liga zurechtzufinden." Den SKC Barbaros Mainz hatte er allerdings weiter vorne erwartet. Auch sie hätten, laut Klöckner, Verletzungspech gehabt und man könne in der Rückrunde mit ihnen rechnen. "Ansonsten wird es keine großartigen Überraschungen geben, alle Vereine stehen sehr eng beisammen. Der Kampf um Platz zwei dürfte extrem spannend werden", sagt der Coach. Da die Leistungsträger aus der eigenen Mannschaft ständig von Verletzungen verfolgt wurden, sei kein Spieler wirklich herausgestochen - man habe also vor allem als Kollektiv gut funktioniert.


Veränderungen in der Winterpause: Resultierend aus dem Beschluss, dass kein neuer Kunstrasenplatz zur Verfügung gestellt wird, verließen Mathias Kurz und Andreas Dalgaard den Verein in Richtung SpVgg Viertäler, der 21-jährige Norman Strebel wechselte nach Ingelheim. Außerdem hat sich Jens Gebauer gegen eine Zukunft im Verein entschieden, er schloss sich dem VfL Sponheim an.


Das nächste Spiel: Türkgücü ist für Klöckner eine riesige Hürde: "Sie kommen sicherlich fit und erholt aus der Rückrunde, außerdem werden sie eine tolle Stimmung haben und hochmotiviert sein, die Situation ist fast aussichtslos." Mit viel Glück könne man allerdings einen Punkt mitnehmen, da Heimspiele immer ein kleiner Vorteil sind. Kein Gegner hat unter diesen schlechten Bedingungen trainiert und die Umstellung auf den Hartplatz braucht seine Zeit.


Wer wird Meister und wo landet Trechtingshausen: Thomas Klöckner: "Meister wird Türkgücü, sie spielen konstant genug und werden ihren Vorsprung über die Bühne bringen. Wir wollen Charakter zeigen und die Saison trotz all der Umstände anständig zuendespielen."

Aufrufe: 010.2.2016, 18:00 Uhr
Leon KammAutor