2024-05-02T16:12:49.858Z

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Foto: Archiv
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B-Klasse: Spielabbruch nach Tätlichkeit gegen Schiri

"Für Spieler und Verein eine Tragödie"

Ein unschönes, abruptes Ende nahm die B-Klassenpartie in Hohenlinden zwischen der SVH-Reserve und dem TSV Zorneding. Ein Gästespieler war nach seinem Platzverweis handgreiflich gegen den Schiedsrichter geworden.

78 Minuten lang war es eine ganz normale, umkämpfte Partie der B-Klasse 6, die sich die Kicker des SV Hohenlinden II und des TSV Zorneding II lieferten. Die Gastgeber führten nach einem Alleingang von Sebastian Roß mit 1:0 (8.). Dann überschlugen sich die Ereignisse, die in einem vorzeitigen Spielabbruch nach einer Tätlichkeit des Zornedinger Stürmers Sesaye Fikado (23) gegen den Schiedsrichter Michael Gaßner (33) mündeten.

Was war geschehen? Der TSV-Angreifer hatte das vermeintliche 1:1 erzielt, doch der Unparteiische vom Putzbrunner SV gab den Treffer aufgrund einer Abseitsposition nicht. Daraufhin zeigte ihm der Zornedinger beide gestreckten Mittelfinger, wie sowohl SVH-Coach Thomas Ziller, als auch Zornedings Abteilungsleiter Walter Hommelsen gegenüber der EZ bestätigten. Die logische Folge dieser groben Unsportlichkeit: Gaßner zog die Rote Karte.

In dieser hektischen Szene, in der es auf dem Feld wohl entsprechend laut zuging, zog der Offensivspieler sein Trikot aus und warf es auf den Boden. Daraufhin „ging der Schiedsrichter noch einmal auf den Spieler zu“, schilderte Hommelsen den Vorfall, woraufhin Letzterer überreagierte. Der 23-Jährige fasste dem Spielleiter „mit der Hand ins Gesicht“, wie SVH-Pressesprecher Klaus Hufschmid gesehen hatte. Dem vermeintlichen Schlag wollte der 33-Jährige der Schiedsrichter-Gruppe München-Ost/Ebersberg wohl ausweichen und kam in der Rückwärtsbewegung ins Stolpern. Er verlor das Gleichgewicht und fiel hin. „Der Unparteiische rappelte sich wieder auf und brach umgehend die Partie ab“, berichtete Hufschmid.

„Jetzt spiele ich schon lange Fußball, aber das habe ich auch noch nicht erlebt“, meinte Ziller, der bis zur 79. Minute ein Spiel „ohne Hektik und große Emotionen“ erlebt hatte. Der Schiedsrichter sei danach sichtlich unter Schock gestanden, so Ziller weiter – aber die Zornedinger Verantwortlichen, Hommelsen und auch der erfahrene Trainer Michael Niederlöhner, hätten Ruhe bewahrt und für eine Beruhigung der Gemüter gesorgt.

Hommelsen nahm den jungen Mann zum Eigenschutz zur Seite, „damit nichts weiter passiert“. Der TSV-Fußballchef, der die Begegnung aufmerksam verfolgt hatte, sprach Klartext: „Es ist ein absolutes No-Go, an einem Schiedsrichter herum zu mäkeln oder ihn gar anzufassen“, betonte er. Darum hatte der Fußballchef des TSVZ auch kein Verständnis für die Überreaktion des Übeltäter. „Er hat sich wohl ein bisschen ungerecht behandelt gefühlt“, mutmaßte er über das Verhalten des Asylbewerbers aus Eritrea, der seit 2015 beim TSV Zorneding trainiert und spielt. „Oberpeinlich“, nannte Niederlöhner den Vorfall: „Das war für das Image des Vereins schädlich.“

Die Gäste entschuldigten sich beim Schiedsrichter und auch dem SVH für das unpassende Verhalten ihres Spielers. „Ihnen war es sichtlich peinlich. Sie haben nach dem Abbruch gut reagiert“, meinte dazu Trainer Ziller.

Schiedsrichter Gaßner verfasste umgehend einen Sonderbericht und schickte ihn an das zuständige Sportgericht. Der 33-Jährige wollte sich am Mittwoch aber nicht zu den Vorgängen äußern: „Es ist ein laufendes Verfahren.“ Der Unparteiische habe dabei „einen objektiven Bericht“ abgegeben, bestätigte Hommelsen. Auch die Fußballsparte des TSV Zorneding hat ihrerseits bereits eine Stellungnahme beim BFV eingereicht.

Was haben Verein und Täter vom Sportgericht zu erwarten? „Ich rechne mit einer langen Strafe für den Spieler“, meinte Hommelsen. „Und die drei Punkte für unsere Reserve sind mit einer 0:2-Wertung sowieso weg.“ Dazu wird der TSV Zorneding auch nicht um eine hohe Geldstrafe herumkommen. Und der immer noch fassungslose Niederlöhner, der vor einem Jahr vom DFB mit einem Fairnesspreis ausgezeichnet worden war, meinte nur: „Für Spieler und Verein ist es eine Tragödie.“

Aufrufe: 05.10.2017, 16:26 Uhr
Olaf Heid - Ebersberger ZeitungAutor