Es war wohl die Sternstunde schlechthin in der Historie des Nordstadt-Klubs: Am 4. August 1990 erreichte das kurz zuvor in die Landesliga aufgestiegene Team um Trainer Frank Herbeling durch einen 2:1-Sieg (nach Verlängerung) gegen den damaligen Zweit-Bundesligisten SC Freiburg die zweite Hauptrunde im DFB-Pokal. Dort stoppte Anfang November Preußen Münster (ebenfalls 2. Bundesliga) den Höhenflug der Norder, die mit 0:4 den Kürzeren zogen.
Es folgten neun Spielzeiten in der Landesliga, ehe 1999 unter SVN-Urgestein Ferdi Stanetzky als verantwortlicher Trainer der Sprung in die Verbandsliga gelang. Dort behauptete sich das Team gegen sportlich namhafte und finanziell besser aufgestellte Konkurrenz. Bis 2006, als der bittere Weg zurück in die Landesliga nicht zu verhindern war.
Fünf Saisons später, diesmal unter der Regie des langjährigen 1. Mannschaft-Spielers und seinerzeit als Coach tätigen Thomas Knüfermann, folgte der Aufstieg in die Niederrheinliga. Das blieb 2011/12 indes ein nur kurzes Gastspiel, denn am Saisonende ging es wieder eine Etage tiefer. Wiederum zwei Jahre darauf stiegen die Norder in die Bezirksliga ab, ehe sich der sportliche Niedergang durch zwei weitere Abstiege in Folge fortsetzte.
Seit 2016 kickt der Nordstadt-Klub jetzt in der B-Klasse. Bedingt durch einen erheblichen personellen Adererlass anfangs mit mäßigem Erfolg. Erst mit der Verpflichtung von Trainer Ismet Zabeli traf die Vorstandscrew um den 1. Vorsitzenden Andreas Litzke eine gleichermaßen wichtige wie richtige Personalentscheidung. Isi, wie ihn alle Welt nennt, spielte selbst nie höherklassig Fußball, kickte im B- und A-Juniorenalter bei den Nordstädtern, gehörte später einige Zeit dem Kreisliga A-Kader des VfB 03 Hilden an.
„Ich habe damals die Verbandsligaspiele und das positive Umfeld beim SV Nord immer mit großem Interesse verfolgt. So entwickelte sich die emotionale Verbindung zum Verein“, blickt der 41-Jährige zurück. Zabeli ergänzt: „Selbst altiv gespielt habe ich dann später in der mit einigen Freunden neu gegründeten Alt-Herren-Mannschaft. Anfang Februar 2019 kam von Seiten des Vorstands das Angebot, die 1. Mannschaft als Trainer zu übernehmen. Ich habe zugesagt, am Saisonende stand der angestrebte Klassenerhalt. Zum Abschluss der abgebrochenen Corona-Saison 2019/20 landeten wir auf dem siebten Rang. Zu Beginn der laufenden Saison schworen wir uns darauf ein, höhere Ziele in Angriff zu nehmen.“
Die sportliche Herausforderung „oben mitspielen“ haben Isi Zabeli und sein „Co“ Peter Piwowarski (Letzterer ist zwischenzeitlich auch Cheftrainer der durch Zabelis Initiative ins Leben gerufenen zweiten Mannschaft), Betreuer Ernst Paschek sowie das spielende Personal bisher hervorragend umgesetzt. Aktuell führt der SV Nord mit 31 Punkten und 63:18 Toren das Feld in der Gruppe zwei an, drei Zähler vor Verfolger SpVg. Hilden 05/06, der im Gipfeltreffen am 4. Oktober mit 3:2 besiegt wurde.
Das soll, bei allem Respekt vor den Mitbewerbern, aus Sicht der Norder möglichst so weiter gehen. Zabeli steht für die „Mission Aufstieg“ ein 20 Spieler umfassender Kader zur Verfügung. Zu den Leistungsträgern zählen unter anderen Onur Kocak (23 – zuvor SF Baumberg II/Bezirksliga), der in zehn Spielen bereits 22 Tore erzielte und acht Vorarbeiten lieferte, sowie die beiden im Mittelfeld die Fäden ziehenden Eigengewächse Avni Zabeli (23 – der Kapitän brachte es seinerzeit in der Saison 14/15 als Youngster auf zwölf Bezirksligaeinsätze) und der stellvertretende Spielführer Tobias Nassen (21), der auch schon siebenmal ins Schwarze traf. Hinzu kommen Akteure wie Hicham Bajut, Abderrahim Tadlaoui (beide MSV Hilden) oder Temel Gökce (SSVg 06 Haan), die zuvor schon in der Kreisliga A aufgelaufen sind.
„Wir haben einen Kader mit vielen jungen Leuten. Dazu kommen einige erfahrene Spieler. Alle Jungs sind charakterlich absolut in Ordnung, haben eine positive Mentalität, können alle prima kicken, haben ein gemeinsames Ziel vor Augen und identifizieren sich mit dem Verein, weil einige das Fußballeinmaleins hier gelernt haben. Wichtig ist zudem, dass wir die volle Unterstützung des Vorstands genießen und dieses Vertrauen mit positiven Resultaten zurückzahlen“, betont Ismet Zabeli. Der Coach ergänzt weitere wichtige Punkte: „Es geht ja nicht nur um das Spiel als solches. Die Jungs haben Spaß am Fußball, treten diszipliniert auf, setzen die Vorgaben in Sachen Spieltempo und Dynamik in den Übungseinheiten um und pushen sich gegenseitig, wenn es mal nicht so gut läuft. Auch die Rückendeckung unserer Fans, ist nicht zu unterschätzen. Schlussendlich haben wir hier einfach ein starkes Umfeld.“
Großes Engagement beweist der Coach nicht nur in seinem Kerngeschäft. Auch in der Kaderzusammenstellung, bei der ihm sein umfangreiches Netzwerk zugutekommt, und in der Klubvermarktung inklusive der Sponsorensuche engagiert sich Zabeli. „Wir haben zuletzt einige neue potentielle Partner angesprochen, wollen diesbezüglich aber noch aktiver werden.“ Zukunftsvisionen, die natürlich leichter umzusetzen sind, wenn der Kreisliga A-Aufstieg fix gemacht wird.
Wolfgang Becker, der einen aus langjähriger Vorstandsarbeit resultierenden Erfahrungsschatz als „Sportlicher Berater“ einbringt, weiß wovon er spricht: „Unsere Mannschaft hat sich in den vergangenen Monaten sehr positiv entwickelt. Neben der sportlichen Qualität, sind Teamgeist und eine gute Harmonie innerhalb des Kaders die Basis für den Erfolg.“ Und der ehemalige SVN-Geschäftsführer ergänzt: „Bei allem Selbstbewusstsein, das sich die Jungs erarbeitet haben, bleiben wir auf dem Teppich. Die Saison ist noch lang und die Verfolger wie Hilden 05/06 oder MSV Düsseldorf II wittern auch ihre Chance. Da dürfen wir uns kaum Ausrutscher erlauben.“
Die Konzentration auf das Wesentliche, dazu das in sportlicher Hinsicht schon ansprechende Niveau seiner Mannschaft noch zu steigern, das ist das erklärte Ziel von Ismet Zabeli. Dabei strahlt der Coach Zuversicht aus: „Wir sind derzeit auf dem richtigen Weg, haben ein gutes Gesamtkonzept, allerdings auch noch viel Arbeit vor uns.“