2024-05-02T16:12:49.858Z

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Stephan Liebl (r.) im Zweikampf.
Stephan Liebl (r.) im Zweikampf. – Foto: Lewin Weinberger

Stephan Liebl vom SV Günding: “Ich greife nochmal voll an“

Stephan Liebl im Interview

Stephan Liebl, Innenverteidiger beim SV Günding, spricht im Interview über seine persönlichen Ziele, das Ehrenamt und seinen Werdegang.

Günding - Lockdown, vorgezogene Winterpause – man hat es momentan nicht leicht als Fußballer. Die Heimatzeitung nutzt die Gelegenheit, in Zeiten der Corona-Pandemie Amateurkicker aus dem Dachauer Einzugsgebiet zu befragen. Wie kommen sie mit der Situation zurecht, und was erwarten sie sich von der Zukunft? Stephan Liebl (28) ist zentraler Innenverteidiger beim Kreisligisten SV Günding. Der Kapitän des Kreisligisten spielte im Herrenbereich nur für den SV Günding und gilt als Urgestein und Führungspersönlichkeit. Er wurde in der laufenden Saison 17 Mal eingesetzt und erzielte drei Tore – zwei davon per Elfmeter. Insgesamt hat er weit über 300 Einsätze für den SV Günding zu verzeichnen.

Stephan Liebl: SV Günding seit den Bambinis

Stephan, Du hast bisher im Herrenbereich nur für den SV Günding gespielt, da bist Du ja schon fast ein Exot unter den Amateurspielern in diesen Ligen, in denen oft und gerne gewechselt wird. Stephan Liebl: Dass ich nie gewechselt habe, liegt sicherlich begründet in meiner Jugendzeit beim SV Günding. Denn ab der F-Jugend spielten eigentlich immer die gleichen 15 Spieler zusammen. Daraus entstand der Teamgeist, der auch heute noch zu spüren ist; und es sind daraus Freundschaften gewachsen, die immer noch halten. Da nie einer der anderen gewechselt ist, habe ich auch nie an so etwas gedacht. Bei mir zählt das gegebene Wort, ich habe auch schon mal einem höherklassigen Verein abgesagt. Geld hätte bei einem Wechsel ohnehin keine Rolle gespielt, das wäre kein Grund für mich, den Verein zu wechseln.

Wo hast Du begonnen, Fußball zu spielen? Wäre der Sprung in höhere Gefilde möglich gewesen, gab es im Jugendbereich Anfragen aus einem Nachwuchsleistungszentrum?

Als Dreijähriger habe ich beim SVG in der Pampersliga begonnen, und wie bereits angemerkt, waren wir ab der U 9 schon ein festes Team. In der U 15 und U 17 hatte ich mal eine Anfrage vom ASV Dachau für die Bezirksoberliga, aber ich habe mir damals nicht zugetraut, mich in ein neues Umfeld zu begeben. Beim Stützpunkt in Fürstenfeldbruck war ich auch zwei Jahre, aber mit dem Beginn der Lehre habe ich dort aufgehört. Ein NLZ hat niemals bei mir angefragt.

Was machst Du beruflich?

Ich bin seit einigen Monaten in der Personalabteilung des Pflegekonzerns Korian. Hier bin ich für die Lohn- und Gehaltsabrechnung zuständig. Vorher war ich drei Jahre in der Buchhaltung bei Hörl & Hartmann. Gelernt habe ich Lagerlogistik.

Was bedeutet Deiner Ansicht nach die jetzige Corona-Situation für die Gesellschaft allgemein und für den Fußball im Speziellen?

Für den Fußball ist es echt schwer, da wir unserem geliebten Hobby nicht mehr nachgehen können – aber es ist eben nur unser Hobby. Für die Wirtschaft ist es ein echter Schlag ins Kontor. Ich hoffe, dass es vor allem die Dienstleister wie Restaurants überleben werden. Meine Hoffnung ist, dass durch den Verzicht, den viele gerade erleben, auch wieder die kleinen Dinge des Lebens einen hohen Wert bekommen, dass diese wieder so geschätzt werden wie es sich gehört.

Liebl: Die technischen Fertigkeiten eines Innenverteidigers sind heutzutage höher

Aktuell spielst Du als Innenverteidiger in der Kreisliga. Ist das die Position, die Dir am besten liegt?

Die Position als Innenverteidiger liegt mir im Moment am besten, da ich Einfluss auf das Spiel im Aufbau habe. Vorher agierte ich auch als Stürmer oder als Spielgestalter auf der Zehn. Die Position macht mir richtig Spaß. Wie hat sich das Spiel als Innenverteidiger in den letzten Jahren aus Deiner Sicht verändert? Früher hat sich der Innenverteidiger hauptsächlich auf die Zweikämpfe und das Zerstören beschränkt. Heute ist komplett anders. Du bist oft der erste Aufbauspieler, also schon fast als Spielgestalter eine verkappte „Zehn“ im Abwehrbereich. Technisch musst Du heute als Innenverteidiger schon sehr gut sein, um aktiv dabei zu sein.

Wie siehst Du die Entwicklung Deiner Mannschaft aktuell?

Momentan ist das schwierig für uns, da wir eine komplett neue Philosophie lernen müssen. Bisher waren wir auf Ballbesitz aus, wollten dominant im Spielaufbau sein und uns die Torchancen erspielen. Durch den Trainerwechsel von Patrick Moder und Dennis Hölzl zu Alen Ruzak hat sich das komplett verändert. Jetzt müssen wir lernen, schnell nach vorne zu spielen und schnell umzuschalten. Es ist im Moment schwierig für uns, dies umzusetzen. Dazu kommt noch, dass viele gute Spieler aus der Jugend aufgerückt sind, die auch noch integriert werden müssen. Somit ist von allen Seiten Geduld gefordert.

Wohin führt die Reise Dich und Dein Team im letzten Drittel der Saison?

Wir stehen im Moment auf Platz sieben. Das heißt, normalerweise geht nach oben oder unten nicht mehr viel. Die Teams oben sind zu stabil, um dort noch mal anzugreifen. Das heißt für uns, es gilt die Zeit zu nutzen, die neue Philosophie des Trainers zu verinnerlichen. Das Ziel ist sicherlich, so viele Siege wie nur möglich zu holen.

Liebl: Viele Spieler sehen den Fußball als Nebenerwerbsquelle

Wer hat Dich als Trainer am meisten beeinflusst oder gefördert?

Auch das ist eine schwierige Frage, denn ich bin jedem Trainer dankbar, unter dem ich trainiert habe; von allen habe ich etwas gelernt. Aber hervorzuheben sind sicherlich meine Jugendtrainer Sigi Hölzl, Bernhard Ahammer und mein Vater Christian Liebl. Die haben den Grundstock für Disziplin und Zusammenhalt gelegt, der bis heute den SVG ausmacht.

Du bist im Verein sehr engagiert, bist auch in der Abteilungsleitung tätig. Wo liegen Deine Aufgaben, welche Erfahrungen hast Du gemacht?

Ich bin mit Florian Walter und Daniel Kreitmair für den sportlichen Bereich der drei SVG-Teams zuständig. Die Erfahrung hat gezeigt, dass ohne Geld heute auch in unseren Ligen gar nichts mehr geht. Wenn man nicht die Freundschaftskarte ziehen kann oder sich bei einem Spieler privat etwas verändert, dann hast du keine echte Chance, einen Spieler zu holen, der dir sofort hilft. Hier wird das Scouting fast unmöglich. Das Einzige, was noch zieht, ist das familiäre Umfeld beim SVG oder die Kreisliga als Sprungbrett für höhere Ligen zu sehen. Fazit: ohne Moos ist nichts los. Was traurig genug ist, da anscheinend wenige dies als Hobby sehen, sondern eher als Nebenerwerbsquelle.

Liebl: „Vielleicht erliege ich dem Reiz höher zu spielen“

Wie schauen Deine Zukunftspläne aus? Willst Du es noch einmal höherklassig versuchen oder irgendwann als Trainer wieder einsteigen? Du hast ja schon die U 19 des SVG trainiert. Wenn ja – hast Du auch vor, DFB- oder BFV-Trainerlizenzen zu erwerben?

Bisher habe ich mich immer sehr früh entschieden, beim SVG zu bleiben. Dieses Jahr mache ich das anders. Denn ich bin fit wie noch nie und vielleicht erliege ich noch mal dem Reiz, höher zu spielen. Das muss aber mit der Familie abgesprochen werden – und es muss ein vernünftiger Verein sein. Das heißt im Klartext, dass ich als Spieler noch einmal voll angreife und das Thema Trainer im Moment keines ist. Später kann ich mir das aber vorstellen, ich würde auch alle dazu nötigen Lizenzen erwerben, da eine Ausbildung sehr wichtig ist.

Das Gespräch mit Stephan Liebl führte unser Mitarbeiter Robert Ohl.

Aufrufe: 026.1.2021, 14:33 Uhr
Dachauer Nachrichten / Robert OhlAutor