2024-05-08T14:46:11.570Z

FuPa Portrait
Max Lüftl ist normalerweise in den USA für die North Carolina State University am Ball. Jetzt ist Sommerpause im College Soccer und die nutzt der 22-Jährige, um für seinen Heimatverein Fürstenstein zu kicken. F: Solek
Max Lüftl ist normalerweise in den USA für die North Carolina State University am Ball. Jetzt ist Sommerpause im College Soccer und die nutzt der 22-Jährige, um für seinen Heimatverein Fürstenstein zu kicken. F: Solek

College Soccer und A-Klasse: Pendler zwischen zwei Welten

FuPa hat mit Max Lüftl (22) über sein Abenteuer Amerika geplaudert und hakt nach, wie es vergangenen Sonntag zu seinem ungewöhnlichen Einsatz in der A-Klasse Passau gekommen ist

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Viele Zuschauer in Fürstenstein staunten am vergangenen Sonntag nicht schlecht. "Ist das nicht der...?", raunten sich die Fußballkenner zu. Im Gemeindederby zwischen dem SVF und dem TSV Nammering in der A-Klasse Passau hat sich Max Lüftl, der seine fußballerische Ausbildung bei Wacker Burghausen absolvierte und in der Spielzeit 2015/16 für den SV Schalding-Heining auflief, das Trikot seines Heimatvereins übergestreift. Und die Umstellung auf die ganz besonderen Gegebenheiten der untersten bayerischen Spielklasse dürften dem 22-Jährigen nicht leicht gefallen sein. Schließlich kickt der Mittelfeldmann in den USA unter Profibedingungen an der North Carolina State University. Wie kam es also zu dem ungewöhnlichen Einsatz in der Heimat? FuPa hat sich mit Max Lüftl unterhalten.
Viel Zeit zum Regenerieren hat sich Max Lüftl wahrlich nicht gegeben. "Ich bin am Samstagmittag am Flughafen gelandet und bin dann am Sonntag für den SVF aufgelaufen", schmunzelt der 22-Jährige und erklärt, wie es zum Engagement bei seinem Heimatverein gekommen ist: "Das war schon länger so angedacht. Wir haben in den USA jetzt Sommerpause. Im August geht`s dann für mich wieder rüber, ich hänge noch ein zweites Jahr dran. Und für die Zeit dazwischen habe ich meinen Pass jetzt einfach mal in Fürstenstein hinterlegt, weil für die drei Monate, in denen ich hier bin, macht ein höherklassiges Engagement keinen Sinn." Vom College Soccer in die Niederungen der A-Klasse - die Umstellung ist schon enorm. In den Staaten kommt er in den Genuss, wie ein Profi trainieren zu können. "Unter welchen Bedingungen wir dort spielen können, ist sensationell. Allein was wir an Equipment zur Verfügung haben und gestellt bekommen, das habe ich so noch nicht erlebt. Das Niveau würde ich mit der Bayernliga vergleichen. Tempo und Athletik sind enorm, technisch und taktisch ist aber noch Luft nach oben. Hängt aber auch damit zusammen, dass wir in unserem Team sehr viele unterschiedliche Nationalitäten haben und alle unter 24 sind." Auch wenn Fußball in den Vereinigten Staaten noch längst nicht die Popularität wie in Europa genießt, bekommt Lüftl den Boom ums runde Leder hautnah mit: "Da tut sich was, das kann man spüren. Sehr viele Kinder spielen hier mittlerweile Fußball. Aber im TV ist das noch nicht so präsent, da dominieren klar Basketball und Football." Und die TV-Präsenz der Marktführer spiegelt sich auch in den Zuschauerzahlen an der North Carolina State University wider. "Bei uns schwankt das stark, wir haben meistens zwischen 300 und 1.500 Zuschauern. Kein Vergleich mit Basketball, wo jedes Mal 20.000 sind. Alles noch einmal getoppt von Football. Da kommen zu jedem Heimspiel 60.000 Fans. Das ist schon gigantisch."

Max Lüftl (hintere Reihe, 2.v.re.) und sein Team der North Carolina State University.


Neben dem Fußball wird für Lüftl in den kommenden Wochen auch Erholung ganz oben auf der Prioritätenliste stehen, denn sein Alltag in Raleigh, der Haupstadt des US-Bundesstaates North Carolina, ist streng durchgetaktet. "Im August geht`s wieder los mit der Vorbereitung, zweimal täglich Training." Ende August legt dann die College Meisterschaft wieder los. "Der Spielplan sieht zwei Partien pro Woche vor. Eine ganz besondere Erfahrung sind für mich auch die Auswärtsspiele, wenn wir zum Beispiel nach Boston müssen. Wir fliegen zu jedem Spiel, das ist schon recht cool." Für Freizeitaktivitäten bleibt dann allerdings nicht mehr viel Zeit. "Mein Alltag sieht so aus: Ich stehe um 6 Uhr auf, um 7 muss ich in der Kabine sein. Von 8 bis 10 Uhr ist dann Training und um 11:45 Uhr geht`s an die Uni." Zunächst war Lüftls Engagement in den USA nur für zwölf Monate angedacht. Aber der 22-Jährige hat sich dazu entschlossen, noch ein weiteres Jahr dranzuhängen. "Ich denke, für meine spätere berufliche Laufbahn wird mir das enorm viel bringen. Ich habe lernen müssen, in einem fremden Land auf eigenen Beinen zu stehen. Und nach zwei Jahren wird mein Englisch dann hoffentlich perfekt sein", schmunzelt der Vollblutkicker, der im Mai 2018 sein Sportmanagement-Studium mit Schwerpunkt Business Administration abschließen wird.

Max Lüftl (vorne) in Aktion für sein College-Team.

Abseits des Rasens führt Lüftl ein typisches Studentenleben. "Ich wohne in einer WG mit drei Amerikanern, direkt am Campus. Manchmal muss ich mich über meine unordentlichen Mitbewohner ärgern, wenn sie wieder mal so gar nichts wegräumen", lacht der gebürtige Fürstensteiner. Und er genießt doch bestimmt auch die berühmten amerikanischen Studentenpartys in vollen Zügen, oder? "Das hält sich ehrlich gesagt sehr in Grenzen. Unsere Coaches sind da sehr streng. Wer mit zu viel Alkohol erwischt wird, riskiert aus dem Team geworfen zu werden. Da kennen sie keine Gnade." Wenn dann doch mal etwas mehr Zeit ist, unternimmt Lüftl mit seinen Teamkollegen gern mal Ausflüge. Wohin? Klar, die Hotspots New York oder Miami wollen sich Jungs dann doch nicht entgehen lassen. Könnte sich der junge Mann vorstellen, dauerhaft in den Staaten zu bleiben? "Nein, das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Ich bin einfach zu heimatverwurzelt." Sportlich könnte es nach dem Abenteuer Amerika eine Rückkehr an den Reuthinger Weg geben. "Ich habe am Montag beim SVS mittrainiert. Es war sehr schön, die bekannten Gesichter alle mal wieder zu sehen. Mein Plan wäre es schon, wieder für Schalding die Schuhe zu schnüren." Bis es aber soweit ist, wartet auf Max Lüftl noch ein zweites Jahr an der North Carolina State University. Ab August, davor sieht man ihn womöglich noch das eine oder andere Mal auf den Plätzen der A-Klasse Passau dem runden Leder nachjagen.


Aufrufe: 018.5.2017, 11:43 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor