2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Fortunas spielender Co-Trainer Arber Morina (am Ball).
Fortunas spielender Co-Trainer Arber Morina (am Ball). – Foto: Florian Würthele

»Spaß und Lustig ist jetzt vorbei«

Arber Morina nimmt kurz vorm Start der Punkterunde vor allem die jungen Spieler seiner Fortuna Regensburg in die Pflicht

Schon langsam biegen die Fußballer des SV Fortuna Regensburg auf die Zielgerade der Wintervorbereitung auf die ausstehenden Punktspiele in der Landesliga Mitte ein. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um mit Co-Spielertrainer Arber Morina zu sprechen. Er beschreibt seine Eindrücke aus dem Trainingslager, blickt Richtung kommende Saison und nimmt vor allen Dingen seine jungen Schützlinge in die Pflicht.

Wie in den Jahren zuvor habt ihr euch in einem Trainingslager in der Türkei gezielt auf die Restrunde vorbereitet. Was stand besonders im Vordergrund?
Arber Morina (32):
Ein Teil der Vorbereitung waren insbesondere Standards. Dazu natürlich das Spiel mit und auch gegen den Ball. Dadurch, dass wir zweimal am Tag trainieren konnten, hat man indirekt auch etwas für die Fitness gemacht. Das ergibt sich natürlich aus so vielen Einheiten. Bei den Testspielen haben wir vieles versucht, haben Spieler auf neuen Positionen eingesetzt und verschiedene Systeme probiert. Eine hunderprozentige Sicherheit haben wir nicht bekommen; da haben wir natürlich noch Arbeit vor uns. Aber die Vorbereitung ist dazu da, dass man viel probiert. Das eine gelingt, das andere nicht. Wir wissen, dass wir weiterhin hart arbeiten müssen.


Logischerweise dient ein solches Trainingslager auch hervorragend dazu, das Mannschaftsgefüge zu stärken...
Genau. In erster Linie geht es darum, dass der Teamspirit geweckt und gefördert wird. Das hat toll geklappt. Da geht nicht jeder nachhause, stattdessen trifft man sich nach dem Training, tauscht sich über viele Sachen aus und lernt sich besser kennen. Dafür eignet sich so ein Trainingslager hervorragend. Von dem her sind die nackten Testspielergebnisse während eines solchen Trainingslagers ziemlich egal, weil die anderen Sachen, die sich so ergeben, einen riesen Mehrwert bilden.


Davon abgesehen, hat dir etwas weniger gut gefallen?
Wir haben den ein oder anderen Spieler gehabt, der mit ein paar Wehwechen zu tun gehabt hat. Das war aus meiner Sicht nicht so gut, weil da muss man, vor allem als junger Spieler, schauen, dass man so ein Trainingslager komplett durchzieht. Es bringt nichts, wenn ein Teil alle Einheiten bestreitet und der andere Teil im Trainingslager verletzt ausfällt. Wenn man Sachen einstudieren und sich in Positionen festspielen möchte, sind solche Verletzungen während einer kurzen Vorbereitung Gift für die Mannschaftsentwicklung. Das darf nicht sein. Die, die nicht verletzt waren, haben sich super reingehängt. Dass der ein oder andere mal eine gute oder schlechte Form hat, ist menschlich. Es muss auch nicht jeder bei hundert Prozent sein. Wir sind glücklich, wenn das in zwei Wochen der Fall ist.


Müsst ihr hier also die (jungen) Spieler vielleicht ein bisschen mehr in die Pflicht nehmen und härter rannehmen?
Bei Spielern, die nicht erfolgshungrig sind und sich nicht mit dem Verein identifizieren, sind wir auch mittlerweile in einer Position, um sagen zu können: „Gezwungen wird hier keiner." Man kann bei der Fortuna unter besten Bedinungen Fußball spielen. Deswegen müssen wir das einigen unserer Spieler vor Augen führen, was sie an Fortuna haben und was sie hier zu schätzen haben. Gelingt das nicht, muss man halt schauen, wie das in Zukunft weitergeht.

»Einigen unserer Spieler müssen wir vor Augen führen, was sie an Fortuna haben und was sie hier zu schätzen haben.«



Was meinst du damit konkret?
Was die Bedingungen bei uns angeht, sind wir schon auf einem sehr hohen Niveau. Vor allem, wenn ich mich umschaue, was die anderen Vereine bieten können. Wir haben eine tolle Kabine, tolle Plätze, die Möglichkeit, auf Kunstrasen zu trainieren. Zudem können wir den Spielern zweimal im Jahr ein Trainingslager anbieten. Dadurch haben wir schon ein Alleinstellungsmerkmal in der Region. Und das nehmen ein paar Spieler bei uns als selbstverständlich wahr. Sie sind sich nicht bewusst, dass es bei anderen Vereinen so eben nicht ausschaut. Wir spielen Landesliga auf hohem Niveau und haben hier gute Bedingungen, da passen schon zwei Sachen zusammen. Da kann man schon von den Spielern entsprechende Leistungen fordern. Wer diese Mehrwerte bei der Fortuna nicht zu schätzen weiß und dankbar dafür ist, den zwingen wir nicht, hier zu bleiben.


Apropos Hierbleiben: Eure Kaderplanung für die nächste Saison ist ja schon recht weit fortgeschritten, den ein oder anderen Wackelkandidaten" gibt es zum jetzigen Zeitpunkt aber noch. Wie ist hierbei der Stand der Dinge?
Wir haben mit vielen Spielern über die Saison hinaus Vereinbarungen oder längerfristige Verträge. Mit ein paar Spielern haben wir gesprochen, in trockenen Tüchern ist hier aber noch nichts. Wir werden auf jeden Fall noch ein paar Spiele in der Rückrunde abwarten. Uns geht es darum, dass wir am Ende des Tages eine homogene, erfolgshungrige und schlagkräftige Mannschaft haben. Wir wollen im oberen Drittel bleiben, da gehören wir auch hin. Aber jedes Jahr ist es ein Kampf, entsprechend eine Mannschaft zu stellen, die das auch leistet. Deswegen muss man jedes Jahr jeden auf den Prüfstand stellen.


Während der vergangene Jahre hat sich das Gesicht der Fortuna verändert. Jeden Sommer stoßen neue, junge Talente zu euch. Diese in die bestehende Mannschaft einzugliedern, ist sicherlich eine große Herausforderung.
Die Jungen müssen was aus sich rausputzen. Sie müssen eigentlich noch viel, viel mehr leisten als die älteren Spieler, viel mehr aufholen und lernen. Wenn sie verletzt sind, tun sie sich selber keinen Gefallen. Wir wollen die jungen Spieler integrieren und einbauen, aber es muss auch von ihnen die Leistungsbereitschaft kommen, dass sie das auch annehmen. Wenn die jungen Spieler signalisieren, sie wollen sich unbedingt da reinkämpfen, dann sind beide Seiten glücklich. Aber wenn sie sich hängen lassen und die Leistung nicht passt, muss man vielleicht wieder andere Wege einschlagen.


Die Vorbereitung biegt auf die Zielgerade ein, schließlich steigt ihr eine Woche früher als die Mehrheit eurer Ligakonkurrenten wieder in den Punktspielbetrieb ein. Großartig Rumprobieren ist jetzt nicht mehr, oder?
Der erste Spiegel der Wahrheit zeigt sich am Wochenende, weil es jetzt schon auf die Zielgerade Richtung erste Elf geht. Die ersten Stammplätze werden schon langsam vergeben. Da weiß der ein oder andere, wie weit er ist und, ob er schon dabei ist oder die nächste Woche noch intensiv nutzen muss, um für sich Werbung zu machen. Spaß und Lustig ist jetzt vorbei. Die ersten Zeichen werden an diesem Wochenende auf jeden Fall gesetzt, wer im Rennen um die Startplätze vorne liegt. Das Testspiel gegen Gebenbach ist für uns eine erste Orientierung Richtung erstes Punktspiel eine Woche darauf. Gegen einen qualitativ guten Gegner sehen wir, wo wie wirklich stehen. Cham (1:7-Testspielniederlage, Anm.d.Red.) hat uns in der zweiten Halbzeit unsere Defizite ganz klar aufgezeigt. Den Test Tags darauf möchten wir nutzen, um nochmal alles raushauen zu können, und dann geht es in die finale Vorbereitung auf das erste Rückrundenspiel. Es wird Zeit, dass das wahre Fortuna-Gesicht schon langsam zum Erscheinen kommt.


Das Interview führte Florian Würthele.

Aufrufe: 03.3.2020, 18:00 Uhr
Florian WürtheleAutor