2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht

Falkensee, Eisenhüttenstadt und die historische Pleite

MIT GALERIE: Der Schock über das 0:10 sitzt tief an der Waldstraße, wo man noch nie so hoch verloren hat. Ab dem 0:7 ignorierte der Stadionsprecher des FCE die Gegentreffer der Gäste.

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Der FC Eisenhüttenstadt hat mit dem 0:10 gegen Falkensee in der Brandenburgliga die höchste Niederlage in der Vereinsgeschichte kassiert.

Was einst in der 1. Hauptrunde um dem DFB-Pokal Hertha BSC und Werder Bremen beim Vorgängerverein EFC Stahl nicht gelungen war, das schaffte der Weltpokalsieger von 1997 Jörg Heinrich mit seinem SV Falkensee-Finkenkrug beim Nachfolgeverein FC Eisenhüttenstadt. Zwar waren die Gäste beim 10:0 spielerisch überlegen, doch der Hauptgrund für das außergewöhnliche Brandenburgliga-Resultat war eine völlig desolate Vorstellung des Gastgebers in der Abwehr.

"Wir waren nicht in der Lage, unsere Ausfälle zu kompensieren. Nach dem 0:2 ist die Mannschaft zusammengebrochen. Das Nervenkostüm ist nicht das beste. Doch es sind gute Jungs, die ordentlich trainieren. Nur setzen sie das nicht so um, da muss ich mich selbst hinterfragen. Nun haben wir zwei Wochen Pause, die kommt gerade recht", erklärt FCE-Trainer Andreas Schmidt.

Nachdem neben weiteren Stammspielern wie Tony Wernicke (Urlaub) und Michel Becker (Muskelfaserriss am Freitag) beim Aufwärmen auch noch Spielmacher Marius Wolbaum ausgefallen war und angeschlagene Leistungsträger wie Tony Raddatz von Anbeginn auflaufen mussten, konnten die Eisenhüttenstädter auch athletisch nicht so richtig gegenhalten. Vor allem bei hohen Bällen war die Defensive äußerst anfällig, zumal Torhüter Matthias Kreutzer in der Strafraumbeherrschung erneut Schwächen zeigte. Drei der fünf Gegentreffer, die zwischen der 9. und 27. Minute gefallen waren, gingen auf sein Konto.

"Wir haben im Kampf um den Klassenerhalt nur eine Chance, wenn Christian Lehmann aus der Zweiten überredet werden kann, in der Brandenburgliga zu halten. Kreutzer hat an mindestens drei Toren seinen Anteil", hatte der einstige DDR-Junioren-Auswahl-Torwart und langjährige Co-Trainer der ersten Stahl-Mannschaft Holger Keipke zur Pause erkannt.

Doch auch mit dem A-Junioren Eddie Vandreier in der 2. Halbzeit zwischen den Pfosten wurde es nicht besser. Zwar mühte sich insgesamt der FC, doch Tony Raddatz (20.), Jens Brüllke (31.), Christoph Krüger (45.) und Lukas Szywala (73.) vergaben teilweise kläglich. Effizienter hingegen die Gäste, bei denen kurz nach Wiederanpfiff der auffällige Spielmacher Jannik Stenzel per Kopf erfolgreich war (47.) und dann auch noch fast alle Distanzschüsse saßen. Zweimal hatte Vandreier gefährliche Bälle weggefischt (61., 74.).

Beim 0:7 hatte auch Stadionsprecher und Vorstandsmitglied Alexander Schmidt die Faxen dicke und versagte den Zuschauern die Information zu den jeweiligen Torschützen und gab nur noch drei Spielerwechsel an. "Wenn die Mannschaft die Arbeit einstellt, dann tue ich das auch", sagte er bei ausgeschaltetem Mikro.

"Seit 1966 bin ich hier Zuschauer. Aber solch eine hohe Niederlage hat es noch nie gegeben. Ganz schwach war Torhüter Matthias Kreutzer. Nach knapp einer halben Stunde liegen wir mit 0:5 zurück", erklärt der 77-jährige Günter Lenz, der auch zu den meisten Auswärtspartien seiner Mannschaft fährt. "Der Torwart ist nur letzte Glied in der Kette. Aber das war teilweise unterhalb der Gürtellinie, was vom Publikum kam. Da musste ich ihn schützen", verteidigt Schmidt seinen in der Pause ausgewechselten Schlussmann. "Klar ist aber, wenn wir die Liga halten wollen, dann müssen wir in der Winterpause aufrüsten."

Ebenfalls vor Kreutzer stellt sich FCE-Kapitän Christoph Nickel. "Er passt menschlich in die Mannschaft. Nachdem wir zuletzt gut gespielt haben und nicht punkteten, haben wir heute verdient verloren. Es kam vieles zusammen. Wir haben nach jeder Ecke die Kopfballduelle verloren. Wenn alle da sind, halten wir mit. Heute fehlten sechs, sieben wichtige Spieler. Doch wir trainieren gut, am Trainer und am sportlichen Leiter Harry Rath gibt es keine Vorwürfe. Doch es müssen auch Teile um die Mannschaft herum ihre Arbeit machen", sagt Nickel.

Aufrufe: 02.10.2017, 07:35 Uhr
MOZ.de / Hagen BernardAutor