2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview

„Den Pokal habe ich von Ronaldo überreicht bekommen“

Sanel Begzadic vom SV Falkensee-Finkenkrug bekam nach dem Sieg der Europameisterschaft im Straßenfußball in Berlin von seinem Idol den Pott überreicht - ein Interview.

Sanel Begzadic spricht über die Vereinigung mit seinem Bruder bei Falkensee-Finkenkrug, den Abstiegskampf, sowie seine Leidenschaft zum Hallen- und Straßenfußball.

Sanel und Selvedin Begzadic: Das neue Traumduo bei Falkensee-Finkenkrug?

Traumduo würde ich nicht sagen, aber natürlich bin ich glücklich und froh, dass mein Bruder bei uns spielt. Wir verstehen uns auch außerhalb des Platzes bestens, somit ist es auch auf dem Spielfeld alles einfacher.

Inwiefern hast Du bei der Verpflichtung deines jüngeren Bruders eine Rolle als „Vermittler“ gespielt?

Natürlich war es ein Faktor, dass ich bei Falkensee spiele. Er musste nicht lange überlegen, als ich ihn gefragt habe. Wir hatten aber auch Glück, dass er zu dem Zeitpunkt keinen Verein hatte und nun sofort spielberechtigt ist. Er hat sich im letzten halben Jahr eine berufliche Pause gegönnt und vielen Vereinen eine Absage erteilt, das war für uns dann natürlich sehr glücklich. Selvedin schließt die Lücke nach dem Abgang von Stefan Demuth und wird uns sofort helfen. Wir sind echt froh, dass er nun bei Falkensee und nicht bei der Konkurrenz ist. Er passt gut in unser junges Team und wird dem Verein viel Freude bereiten.

Wenn ab sofort einem ein Fehler unterläuft, kann er sich das auf jeder Familienfeier anhören?

Klar, der andere wird dann ausgelacht und damit aufgezogen. Aber ehrlich, locker gemeint und ziemlich cool, vor allem wenn es in der Kabine passiert und die ganze Mannschaft mitmacht. Der Fehler bzw. derjenige, der ihn begeht, wird natürlich auch bei lustigen Videos auf Facebook markiert, das ganze Paket eben. Wir nehmen es aber mit Humor.

Wohin soll der Weg in der Rückrunde führen?

Wir haben da keinen klaren Tabellenplatz in Sicht, aber wir möchten natürlich nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Wir haben viele gute Spieler bei Falkensee und der Trainer, Andre Bittner, versucht durch Spaß und eine hohe Trainingsbeteiligung das beste aus dem Team rauszuholen. Das Training und die Stimmung sind super, das wollen wir natürlich so in die Rückrunde mitnehmen und schauen wo wir am ende der Saison landen. Außerdem wollen wir im Laufe der Rückrunde einige A-Jugendspieler an der Männerbereich heranführen.

Mit bislang nur 18 Punkten müsst Ihr derzeit den Blick noch nach unten richten: Ziel Nichtabstieg, aber wird es bis zum Ende bleiben?

Ich denke, dass wir ein gutes Team haben und wenn sich keiner verletzt, was ich natürlich hoffe, dann werden wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Wir haben zwar zwei bis drei Abgänge, aber die können wir hoffentlich kompensieren und noch einige Punkte holen, sodass wir im gesunden Mittelfeld landen. Mit einem einstelligen Tabellenplatz wäre ich sehr zufrieden. Ich bin von unserem Team überzeugt.

Für Jerome Malanowski vom OFC und Andor Müller aus Sachsenhausen ist es die ausgeglichenste Brandenburgliga seit Jahren. Stimmst Du dem zu?

Ich kann nur über das letzte und über die Jahre bei SV Altlüdersdorf sprechen. Nach der Zeit beim SVA habe ich die Brandenburgliga nicht mehr verfolgt und kann das nicht so beurteilen, wie die beiden. Die Liga ist dieses Jahr aber stärker als im letzten Jahr, weil jeder jeden schlagen kann. Aber wenn Andor und Jerome das sagen, dann wird schon was dran sein.


Sanel Begzadic in einer Taktikbesprechung mit dem ehemaligen Coach Jörg HeinrichF: Fuhrmann
Sanel Begzadic in einer Taktikbesprechung mit dem ehemaligen Coach Jörg HeinrichF: Fuhrmann

Nebenbei coachst Du in der NOFV-Futsal-Regionalliga „Achtzehnvierundneunzig“. Warum stehst Du dort an der Seitenlinie und nicht auf dem Platz?

Ich bin auf dem Bolzplatz groß geworden und liebe es in der Halle zu zocken, aber durch meine drei Knieoperationen habe ich damit aufgehört bzw. mache es nur noch, wenn nicht genügend Spieler da sind. Die Empfehlung vom Arzt war, dass ich wirklich nur auf dem Rasen spielen und trainiere soll. Diesen Ratschlag befolge ich schon seit einigen Jahren. Klar, spiele ich auch mal in der Halle mit Freunden oder trainiere auf Kunstrasen, aber das ist wirklich seltener geworden und das tut dem Knie gut. Ich versuche trotzdem immer bei den Jungs zu sein, damit wir gemeinsam Spaß haben, daher stehe ich regelmäßig an der Seitenlinie.

Wie läuft es aktuell?

Ja, wie erwähnt spielen wir in der Futsal Regionalliga, stehen dort derzeit auf dem zweiten Platz und qualifizieren uns, wenn alles nach Plan läuft, für die Deutsche Futsal-Meisterschaft. Wir brauchen noch einen Sieg aus drei oder vier Spielen, also läuft es da ganz gut.

Ein Sieg sollte machbar sein. Und dann: Deutscher Meister?

Den einen Sieg sollten wir schon schaffen, anschließend schauen wir weiter. Ich denke nicht, dass wir deutscher Futsalmeister werden, hoffe es aber natürlich. Wir wollen so weit kommen, wie es nur geht, aber es gibt Teams die trainieren mehrmals die Woche. Sie sind für mich die Favoriten. Wir treffen uns nur samstags zu den Spielen und wollen gewinnen, aber wenn man Meister werden möchte, dann muss man auch trainieren. Bei uns ist es noch Straßenfußball oder einfacher Hallenfußball.

Straßenfußball klingt wie dein Herzensprojekt „Balkan-Mix“. Wie enstand die Idee dazu?

Für Balkan Mix gab es keine Idee. Es entstand einfach durch die regelmäßigen Turniersiege. Wir haben oft an Turnieren teilgenommen und wussten nie so Recht wie wir heißen sollen, dann kamen wir irgendwann auf „Balkan Mix“. Das schwierigste war den Namen zu finden. *lacht* Der Rest kam durch die Turniersiege, durch den Kontakt zu Nike und EGJ.

Ihr habt eine unglaubliche Erfolgsgeschichte geschrieben. Hast Du damit gerechnet?

Ich hatte damit natürlich nicht gerechnet und freue mich umso mehr, dass es so gekommen ist. Wir wollten nie den Spaß an der Sache verlieren und sind uns treu geblieben. Alle von uns sind auf dem Bolzplatz groß geworden und wir sind zu einer kleinen Familie gewachsen, dass macht mich sehr Stolz. Wir freuen uns immer aufs Neue, wenn wir unter dem Namen „Balkan Mix“ ein Turnier bestreiten können.

Im Moment gibt es in Deutschland immer wieder politische Spannungen, bei Euch hingegen ist Multi-Kulti angesagt: Spieler aus verschiedenen Nationen auf einem Platz. Gibt es bei euch Probleme?

Bei uns laufen Spieler aus acht verschiedenen Nationen auf und es gab noch nie Probleme. Die Charaktere passen und jeder kennt seinen Stellenwert im Team. Die Herkunft spielt für uns keine Rolle.

Wenn Du die Zeit Revue passieren lässt: Welche Momente schießen dir sofort in den Kopf?

Puh, es gab viele gute Momente, aber allen voran natürlich die Straßenfußball-WM in Dubai und die Bolzplatztour durch Deutschland. Der beste Moment mit Balkan Mix war für mich jedoch, die Europameisterschaft im Straßenfußball in Berlin. Dieses Event wurde von Nike organisiert, es waren Mannschaften aus Paris, Amsterdam, Rom, Madrid, usw. am Start. Dieses Erlebnis bleibt für immer: Wir haben „zu Hause“ vor Freunden und der Familie gewonnen, das macht mich besonders stolz. Den Pokal habe ich dann von Ronaldo (R9) überreicht bekommen, das war natürlich das Highlight und daran denke ich gerne zurück.

Absolut, würde mir auch so gehen. Trainiert Ihr zusammen oder seid Ihr einfach nur ein super Team?

Wir trainieren nicht, weil da auch keine Zeit für ist, aber wenn ein wirklich großes Event ansteht, dann zocken wir zwei oder dreimal vorher in der Halle und lassen uns dann überraschen.

Du sprichst es an, die Zeit. Wie schaffst du, das alles unter einen Hut zu bekommen?

Es ist nicht einfach, aber bis jetzt hat es ganz gut geklappt. Es kostet mich zwar viel Kraft und Zeit, aber ich mach es gerne und am ende eines Arbeitstages freue ich mich auf dem Rasen zu stehen, in der Kabine zu lachen oder mit den Jungs ein Turnier zu spielen. Eine gute Planung ist das wichtigste und wenn der Erfolg dazukommt, dann weiß man wofür man das getan hat.

Die Fragen stellte Marcel Peters

Aufrufe: 08.2.2018, 09:15 Uhr
Marcel PetersAutor