2024-05-10T08:19:16.237Z

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– Foto: Dirk Meier

Lukas Lechner: »Autoritäre Mannschaftsführung ist nicht mein Stil«

Trainer, die man kennt (46): Der 31-Jährige führte die TuS Pfarrkirchen zweimal in die Landesliga und kämpft nun mit dem SV Erlbach um den Bayernliga-Aufstieg

Die Corona-Pandemie hat den Spielbetrieb im Amateurfußball aus den Fugen gehoben. FuPa nutzt die spielfreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Nach der erfolgreichen Portrait-Serie über ehemalige Spielergrößen des niederbayerischen Fußballs nehmen wir nun bekannte Übungsleiter unter die Lupe. Im 46. Teil blickt Lukas Lechner (31) auf seine noch junge, aber durchaus schon intensive Trainerkarriere zurück.
Schönste Saison Deiner Trainer-Laufbahn?
Meine ersten drei Jahre als Trainer von 2011 bis 2014 waren ganz besonders. Wir konnten mit Pfarrkirchen von der Kreis- bis in die Landesliga aufsteigen und diese souverän halten. In diesen drei Jahren hatten wir einen ganz starken Zusammenhalt und es sind viele Freundschaften fürs Leben entstanden.
Welcher Spieler, hat Dich in Deiner Zeit als Übungsleiter besonders beeindruckt?
Hier gibt es viele Spieler und ich möchte da keinen besonders hervorheben.
Bei welchem Verein hattest Du Deine schönste Zeit?
Erlbach ist bis jetzt ja erst meine zweite Station als Trainer. Die Anlage, das Umfeld und auch die Mannschaft sind hier wirklich top und ich hoffe, dass diese Zeit genauso erfolgreich und wunderschön wird wie die lange Zeit, die ich in Pfarrkirchen verbringen durfte.
Mit welchem Abteilungsleiter/Manager hast Du besonders gerne zusammengearbeitet?
Die Beziehung zum leider viel zu früh verstorbenen Andi Tautz war etwas ganz Besonderes in meiner ersten Zeit in Pfarrkirchen. Andi hat alles dem Fußball untergeordnet und war einfach ein klasse Typ. Wir haben jede Woche bestimmt drei bis vier Stunden telefoniert. Aber auch mit allen anderen ist bzw. war die Zusammenarbeit sehr gut.
Der bereits verstorbene Andreas Tautz war für Lukas Lechner bei der TuS Pfarrkirchen ein wichtiger Ansprechpartner.
Der bereits verstorbene Andreas Tautz war für Lukas Lechner bei der TuS Pfarrkirchen ein wichtiger Ansprechpartner. – Foto: Andreas Santner

Welcher Trainer hat Dich in Deiner aktiven Zeit besonders geprägt?
Franz Berger hat mich nach Burghausen geholt und mich sehr motiviert und gefördert. Besonders geprägt hat mich natürlich auch noch Fred Arbinger. Er hat mich in der A-Junioren-Bundesliga trainiert und mich anschließend auch zu den Profis hochgezogen. Ihnen habe ich viel zu verdanken.
Hast Du irgendetwas in Deiner Laufbahn bereut?
Eigentlich nicht. Ich bin sehr dankbar für all das, was ich bis jetzt in meiner Zeit als Trainer erleben durfte.
Gibt es ein Spiel, das Du nie vergessen wirst?
Der erste Aufstieg über die Relegation in die Landesliga im Jahr 2013 war einzigartig. Nach der 1:2-Hinspielniederlage sind wir nur zwei Tage später als klarer Außenseiter nach Freilassing gefahren. Vor 1000 Zuschauern konnten wir in einem irren Spiel Freilasssing im Elfmeterschießen bezwingen und doch noch den Aufstieg feiern.


Früher war im Fußball alles besser - wie denkst Du über diese heutzutage gerne aufgestellte Behauptung?
Von dieser Behauptung halte ich nichts. Für viele Spieler ist es nicht einfach, Fußball, Familie und Studium bzw. Beruf unter einen Hut zu bringen. Wenn beispielsweise in der Landesliga drei bis vier Mal die Woche trainiert und am Wochenende gespielt wird, ist das für einen Amateursportler schon ein großer Zeitaufwand. Nichtsdestotrotz habe ich die Erfahrung gemacht, dass für einen Großteil der Spieler Fußball immer noch sehr wichtig ist und sie diesem vieles unterordnen.
Welche Art der Mannschaftsführung favorisiert Du?
Eine autoritäre Mannschaftsführung ist nicht mein Stil und ich versuche, viel mit meinen Spielern zu kommunizieren. Die Spieler sollten wissen, warum gerade bestimmte Inhalte trainiert und geschult werden. Darüber hinaus finde ich es extrem wichtig, immer authentisch zu sein und bestimmte Werte, die im Fußball wichtig sind, selbst vorzuleben.
Wie kann Dich ein Spieler auf die Palme bringen?
Durch eine unangemessene Spielvorbereitung. Einzelne Spieler können so die ganze Mannschaft um die gesteckten Ziele bringen.

Für den SV Schalding-Heining bestritt Lechner in der Saison 2014/15 sechs Regionalligapartien.
Für den SV Schalding-Heining bestritt Lechner in der Saison 2014/15 sechs Regionalligapartien. – Foto: Helmut Weiderer

Gibt es im Profibereich einen Trainer, den Du richtig gut findest?
Jupp Heynckes hat mir mit seiner ruhigen und besonnenen Art gut gefallen. Er hat es verstanden, dass sich die Spieler unter ihm wohlfühlen und auch das Mannschaftsgefüge stimmt. Diese Tugenden sind meiner Meinung nach auch im Amateursport von großer Bedeutung.
Größte Enttäuschung Deiner Karriere?
Der unfassbar bittere Abstieg aus der Landesliga mit der TuS Pfarrkirchen in der Saison 2018/2019. Wir haben eine gute Rückrunde gespielt und waren schon fast durch. Die letzten Spiele hatten wir dann aber das Pech an den Fersen und im letzten Saisonspiel haben wir dann sogar zwei Elfmeter verschossen. So mussten wir trotz Punktgleichheit mit Traunstein und Rosenheim in die Relegation, in der meine Mannschaft dann nicht mehr die psychische Kraft hatte, diese gegen den TV Aiglsbach zu überstehen.
Was hältst Du von dem Trend, dass immer mehr Vereine auf sehr junge Spielertrainer setzen?
Ich wurde ja selbst aufgrund meiner Verletzungen schon im jungen Alter Spielertrainer. Ich hätte aber gerne länger unter professionellen Bedingungen gespielt. Ich sehe es grundsätzlich gerne, wenn junge Spieler versuchen, ihr Potential auszuschöpfen und versuchen, sportlich das Maximale zu erreichen.
Seit vergangenem Sommer coacht Lechner den SV Erlbach.
Seit vergangenem Sommer coacht Lechner den SV Erlbach. – Foto: Dirk Meier

Zur Person:
Bereits im Alter von 21 Jahren wagte Lukas Lechner, der in der Saison 2006/2007 drei Zweitligaspiele für den SV Wacker Burghausen bestritt, den Einstieg ins Trainergeschäft. An der Seite von Georg Ramstetter fungierte er bei der TuS Pfarrkirchen in der Spielzeit 2010/11 als spielender "Co", nachdem eine langwierige Fersenverletzung den Profitraum des Defensivspielers zerstört und ihn knapp zwei Jahre lang außer Gefecht gesetzt hatte. Für die Rottaler erwies sich der ehemalige U19-Bundesligaspieler aber als absoluter Glücksgriff und so übernahm er in der darauffolgenden Saison das alleinige Kommando an der Rennbahn.

Unter seiner Regie feierte die TuS 2012 die Meisterschaft in der Kreisliga Passau und nur ein Jahr später nach Siegen über den FC Vilshofen und den ESV Freilassing den Durchmarsch in die Landesliga, wo man auch den souveränen Klassenerhalt schaffte. Nach einem Jahr als Spieler beim SV Schalding-Heining in der Regionalliga kehrte Lechner 2015 nach Pfarrkirchen zurück und führte die TuS 2017 zum zweiten Mal in die Landesliga - dieses Mal als Meister der Bezirksliga Ost. Mit dem bitteren Abstieg über die Relegation gegen den TV Aiglsbach verabschiedete sich Lukas Lechner im vergangenen Sommer in Richtung SV Erlbach, mit dem er aktuell auf Rang vier in der Landesliga Südost steht.
Aufrufe: 01.8.2020, 12:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor