2024-05-10T08:19:16.237Z

Pokal
Stand oft im Blickpunkt: Eichedes Torhüter Julian Barkmann, der hier den Torabschluss des Kaiserslauterers Benjamin Kessel (li.) verhindert.54°/König
Stand oft im Blickpunkt: Eichedes Torhüter Julian Barkmann, der hier den Torabschluss des Kaiserslauterers Benjamin Kessel (li.) verhindert.54°/König

SV Eichede genießt das Erlebnis Pokal

0:4-Niederlage gegen Kaiserslautern - das Ergebnis war nicht wie erhofft, das Erlebnis stimmte

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„Das war definitiv so, wie ich mir das vorgestellt hatte“, sagte SVE-Stürmer Mats Facklam. „Das war extrem schön, vor so vielen Fans in dieser Atmosphäre zu spielen.“ Die TV-Kameras und die Live-Übertragung im Pay-TV sei dagegen „nur im Hinterkopf“ gewesen. „Während des Spiels bekommt man das ja gar nicht mit“, erklärte Facklam.

Auch deshalb wollte Trainer Dennis Jaacks die Bilder hinterher noch einmal auf sich einwirken lassen. „In echt geht das ja doch alles recht schnell“, schmunzelte der neue SVE-Coach über den größten Tag nicht nur seiner noch jungen Laufbahn.

Es war auch der größte Tag für den gesamten Verein. Mit mehr als 4000 Zuschauern war der Rahmen entsprechend – es war die größte Kulisse in der Vereinsgeschichte der Stormarner, die sich ausdrücklich beim VfB Lübeck bedankten, der sein Stadion und einiges an Know-how in der Vorbereitung des Spiels zur Verfügung gestellt hatte. Dafür kassierte der Regionalligist eine Summe im unteren fünfstelligen Bereich.

„Es war die richtige Entscheidung, nach Lübeck zu gehen“, betonte der Vorsitzende Olaf Gehrken schon im Vorfeld. „Bei uns im Dorf wäre einfach nicht genug Platz gewesen.“ Mehr als 2000 Fans hätte man im „kleinsten Dorf im DFB-Pokal“, wie sich der 848-Einwohner-Ort Eichede selbst bezeichnete, kaum unterbringen können, zudem erhebliche Kosten für zusätzliche Auf- und Umbauten gehabt.

In Lübeck versuchte man, SVE-Heimatgefühl herzustellen. Wie gewohnt gab der zweite Vorsitzende Ralf Maltzahn den Stadionsprecher, über dem Spielertunnel wurde ein SVE-Schriftzug angebracht, die Musikauswahl war bewusst norddeutsch geprägt.

Einzig Urgestein Nico Fischer fehlte. „Persönlich bin ich natürlich etwas enttäuscht, dass ich nicht dabei war“, sagte der 28-Jährige. „Ich bin ja eigentlich nie verletzt, aber ausgerechnet vor diesem Spiel.“ Zwar war der Oberschenkel wieder belastbar – doch zwei Trainingseinheiten reichten nicht für die Startelf. Und während des Spiels zog Jaacks andere Optionen. „Es ging darum, mit einem Anschlusstor noch einmal irgendwie ins Spiel zu kommen“, erklärte der Trainer, „und an dieser Stelle nicht um irgendwelche Verdienste.“

Eine Sichtweise, die Fischer akzeptierte. „Das war richtig, wir hatten ja noch die Hoffnung, denn bei einem 1:2 wäre es ja noch einmal eng geworden.“ Und dafür war der Verteidiger eben nicht die erste Wahl unter den Reservisten. „So hatte ich die Chance, ein wenig mehr von der Atmosphäre aufzusaugen“, sagte der etatmäßige Kapitän.

Statt des Routiniers durfte ein Youngster nach über einem Jahr Verletzungspause wieder ran. „Vor vier, fünf Wochen war damit noch überhaupt nicht zu rechnen“, sagte Marco Schubring. „Es war schön, dass ich in meinem vielleicht einzigen Spiel im DFB-Pokal zurückkommen konnte. Jetzt werde ich daran arbeiten, auch wieder 90 Minuten gehen zu können.“

Auf dem Feld blieb ein kämpferisch guter Eindruck vom SVE haften. „Wir haben alles rausgehauen und das Dorf gut vertreten“, sagte Verteidiger Eyke Kleine. „Wir hätten uns natürlich ein anderes Ergebnis gewünscht“, sagte er, gestand aber ehrlich ein: „Wenn man auf das Spiel schaut, können wir damit auch irgendwie leben.“

Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass in der Anfangsphase noch kein Drei-Klassen-Unterschied zu sehen war. „Wir wollten offensiv mitspielen“, erklärte Kleine. „Das ist auch gut aufgegangen.“ Auch Trainer Jaacks war damit zufrieden. „Es kam für uns nicht in Frage, dass wir uns hinten reinstellen. Das Ziel war, mutig zu spielen und nicht damit zufrieden zu sein, hier in der 1. Runde zu stehen, sondern auch den Glauben zu entwickeln, mehr erreichen zu können.“

Entsprechend habe man den Plan entwickelt, auf Angriffspressing zu setzen, um den Zweitligisten zu überraschen. „Das hat ja zu Anfang gut funktioniert“, sagte Kleine. „Ich glaube, Kaiserslautern hatte nicht damit gerechnet.“

Allerdings sorgte der Versuch, auch mit den Außenstürmern die gegnerische Dreierkette im Aufbau zu stören, auch für einige Schwierigkeiten. „Dass wir offen sein könnten und insbesondere außen einige Räume entstehen könnten, wenn die erste Reihe überspielt ist, war uns bewusst. Das nehme ich gerne auf meine Kappe“, sagte Jaacks.

Gehofft hatte er auf etwas anderes. „In so einem Spiel lebt der Außenseiter davon, dass mal einer der drei, vier guten Abschlüsse, die wir in der ersten halben Stunde hatten, irgend wie reingeht“, gestand der 32-Jährige. „Einen Plan, wie wir nach einer Führung Zement anrühren können, hatten wir. Leider ist es dazu nicht gekommen.“

Nun steht für Jaacks im Mittelpunkt, die Köpfe vor der englischen Woche in der Oberliga schnell wieder frei zu bekommen. Im Blickpunkt stand am Sonnabend über weite Strecken der Torhüter. „Natürlich habe ich gehofft, dass es ein Spiel wird, wo ich ein bisschen was zu tun bekommen“, sagte Julian Barkmann. „So war es dann auch.“ Der 24-Jährige ärgerte sich über „ein blödes Stochergegentor“ zum 0:1, „obwohl wir bis dahin super gegen gehalten hatten“. Schon bei diesem Treffer hatte Barkmann im Vorwege mit einer starken Parade Schlimmeres verhindert. Anschließend hielt Barkmann mehrfach noch die Eicheder Hoffnungen aufrecht und das Ergebnis in Grenzen. „Bei den Gegentoren kann ich nichts machen“, sagte er. „Auch beim letzten war mir die Sicht verdeckt.“

Die Kulisse hatte auch Barkmann gefallen – „auch wenn man sich immer noch ein bisschen mehr erhofft“, wie er ehrlich bekannte. Im kommenden Jahr wird der Pokal zwar definitiv ohne Eichede stattfinden, nachdem im Landespokal-Achtelfinale gegen den SC Weiche Flensburg 08 das Aus kam. „Aber dann müssen wir eben daran arbeiten, dass wir im übernächsten Jahr wieder dabei sind“, forderte Barkmann. Das Erlebnis DFB-Pokal soll kein einmaliges bleiben.
Aufrufe: 014.8.2017, 18:20 Uhr
SHZ / cjeAutor