2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Bis vor zwei Jahren wurde auch in Storndorf noch Frauenfußball gespielt. Nach sieben Partien der Saison 2018/19 zog das Team, das damals in der Kreisoberliga Fulda Süd spielte, zurück. Hier eine Szene vom Storndorfer Gastspiel in Ilbeshausen. 	Archivfoto: Zinn
Bis vor zwei Jahren wurde auch in Storndorf noch Frauenfußball gespielt. Nach sieben Partien der Saison 2018/19 zog das Team, das damals in der Kreisoberliga Fulda Süd spielte, zurück. Hier eine Szene vom Storndorfer Gastspiel in Ilbeshausen. Archivfoto: Zinn

Wertschätzung erarbeitet

FRAUENFUSSBALL: +++ Frauenfußball genießt beim SV Ehringshausen höhe Aufmerksamkeit / Einst in der zweithöchsten deutschen Liga +++

Alsfeld/Ehringshausen. 50 Jahre Frauenfußball wurden im vergangenen Jahr beim Deutschen Fußball Bund (DFB) gefeiert, seit 40 Jahren rollt in diesem auch schon der Ball beim SV Ehringshausen. Mit großen Feierlichkeiten dürfte es ob der Corona-Pandemie zunächst wohl noch nichts werden, stolz auf das Jubiläum kann das Örtchen aus der Gemeinde Gemünden (Felda) darauf aber sicherlich sein.

Am 18. August 1981 wurde die Frauenfußballmannschaft beim SVE gegründet, Silke Seibert (ehemals Werneburg) verdingte sich hierbei als Pionierin. „Sie hat das Anliegen beim Vorsitzenden vorgetragen und der sagte, wenn sie elf, besser ein paar mehr Damen zusammenbekäme, würde eine Mannschaft installiert werden“, berichtet Schwester Dunja Werneburg, die aufgrund ihres Alters damals erst etwas später begann. „Gesagt, getan, Silke ist dann mit dem Mofa durch die Gegend gefahren und hat wirklich viele mobilisieren und begeistern können.“

Das erste Spiel fand dann neun Monate später statt, 0:3 hieß das Endergebnis gegen Nieder-Ohmen. Der erste Sieg ließ aber nicht lange auf sich warten. Dieser gelang am 26. Juni 1982 beim 2:1 gegen Harbach, dem sportlichen Erfolg wurde aber zunächst keine allzu große Bedeutung zugemessen. „Dieser stand vor allem zu Beginn nicht im Vordergrund. Für uns war es wichtig, einen Zusammenhalt zu entwickeln, die Kameradschaft stand im Vordergrund“, betont Dunja Werneburg, die aber auch zu berichten weiß, dass die Damenmannschaft auch mit zu dieser Zeit „typischen Problemen“ zu kämpfen hatte. „Der Frauenfußball war nicht so bekannt und schon gar nicht etabliert, viele ‚Machosprüche‘ der männlichen Besucher gehörten schon des Öfteren dazu. Priorität hatte natürlich auch die Männermannschaft, uns Anerkennung erarbeiten und dafür kämpfen zu müssen, war aus meiner Sicht aber auch sehr wichtig. Und nach einiger Zeit haben auch viele erkannt, dass wir uns nicht nur aus Jux und Tollerei treffen, sondern auch sportlichen Ehrgeiz haben“, erinnert sich die heute 51-Jährige.

Und in der Tat feierten die Damen des SV Ehringshausen bereits wenige Jahre nach der Gründung große Erfolge. Im Jahr 1991 gelang sogar der Aufstieg in die Landesliga, was zur damaligen Zeit immerhin die zweithöchste Klasse Deutschlands darstellte. Mit dem steigenden Erfolg wuchsen sowohl die Zuschauerzahlen als auch der Respekt vor den sportlichen Leistungen an. „Da war schon bei einigen Spielen richtig Betrieb am Sportplatz. Zudem stieg auch die Unterstützung des Vereins deutlich, sei es beispielsweise bei der Tatsache, dass wir wie die Männer auch mal Kilometergeld für Auswärtsfahrten bekamen oder auch bei der Anschaffung von Trikots Unterstützung fanden“, so Werneburg.

Seit das Interesse im Männerbereich aber in den 90ern nachließ und eine achtjährige Spielgemeinschaft mit dem TSV Burg-/Nieder-Gemünden zu Ende ging, war der SV Ehringshausen bei den Herren ab dem Jahr 2000 von der Bildfläche verschwunden, was dafür die Aufmerksamkeit für die Damen noch mal deutlich erhöhte. Die nötige Wertschätzung ist seit vielen, vielen Jahren vorhanden, auch die Wertschätzung für den Frauenfußball im Allgemeinen ist deutlich gestiegen. „Es hat sich daher gelohnt, am Anfang dafür zu kämpfen, mittlerweile ist der Stellenwert deutlich größer. Unsere Frauenmannschaft ist aktuell das Aushängeschild des Vereins“, glaubt Dunja Werneburg, sieht aber insgesamt eine höhere Aufmerksamkeit für den Frauenfußball. „Es ist natürlich schön, dass mittlerweile auch Bundesliga-Spiele übertragen werden, EM- und WM-Spiele gehören ja glücklicherweise schon lange dazu. Natürlich wird der Unterschied zu den Männern immer bestehen bleiben, aber es ist schön, dass die Wertschätzung für den Aufwand der Frauen auch öffentlich nun besser sichtbar ist.“

Und doch ist es für Vereine wie den SV Ehringshausen alles andere als selbstverständlich, in den vergangenen 40 Jahren durchgängig den Spielbetrieb aufrecht erhalten zu haben. Erst die Corona-Pandemie sorgte für die erste Zwangspause in den letzten vier Jahrzehnten. „Es stand schon mal zwischendurch auf der Kippe, trotzdem macht uns dieser lange Zeitraum stolz. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es hier in der Gegend früher viele Damenmannschaften gab, die heute nicht mehr auf der Fußball-Landkarte auftauchen. Dennoch ist immer Arbeit nötig, beispielsweise Schul-AGs, um Kinder für den Fußball zu begeistern“, so Werneburg, die die hervorragende Arbeit von Vanessa Lenz stellvertretend nennt. „Und wenn ich hier diese Möglichkeit habe, möchte ich natürlich gerne dafür werben, beim SV Ehringshausen Fußball zu spielen. Jede ist hier absolut willkommen“, so Dunja Werneburg, die nicht nur hofft, dass zeitnah wieder gekickt werden kann. Nein, auch die Feierlichkeiten zum Jubiläum sollen möglichst bald stattfinden können. Auch wenn beim SV Ehringshausen bis dahin wohl schon mindestens 41 Jahre lang Frauenfußball gespielt wird.

Aufrufe: 021.1.2021, 18:02 Uhr
Marc Steinert (Oberhessische Zeitung)Autor