2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielvorbericht
Ganz Buch freut sich aufs Derby. Die Zimmerei Ludwig Pösl hat die 1. und 2. Mannschaft neu eingekleidet (hinten, v. l.): Trainer Florian Leininger, Manuel Kober, Robert Limmer, Ralph Nagleder, Fabian Herbst, Michael Simon, Dominik Hehenberger, Martin Deutinger, Stefan Auer, Erkan Haxhiu, Christoph Dondl, Dawid Thomallen, Tarkan Can, Waldemar Herdt, David Wunsch, Daniel Haberl, Sponsor Ludwig Pösl mit Tochter Felicitas und Frau Karin; (vorne, v. l.) Philipp Simon, Dominic Fumelli, Maximilian Haberl, Jeton Marevci, Louis Müller, Michael Semmler, Johannes Kern, Christoph Geisenhofer, Robert Hobelsberger und Andreas Rössner. 	Foto: (Carina Hietl)
Ganz Buch freut sich aufs Derby. Die Zimmerei Ludwig Pösl hat die 1. und 2. Mannschaft neu eingekleidet (hinten, v. l.): Trainer Florian Leininger, Manuel Kober, Robert Limmer, Ralph Nagleder, Fabian Herbst, Michael Simon, Dominik Hehenberger, Martin Deutinger, Stefan Auer, Erkan Haxhiu, Christoph Dondl, Dawid Thomallen, Tarkan Can, Waldemar Herdt, David Wunsch, Daniel Haberl, Sponsor Ludwig Pösl mit Tochter Felicitas und Frau Karin; (vorne, v. l.) Philipp Simon, Dominic Fumelli, Maximilian Haberl, Jeton Marevci, Louis Müller, Michael Semmler, Johannes Kern, Christoph Geisenhofer, Robert Hobelsberger und Andreas Rössner. Foto: (Carina Hietl)

Forstern gegen Buch: Kabarettist Rottenbiller spricht über das Derby

Er spielte für Forstern und Buch

Wer könnte das Derby zwischen dem SV Buch und dem FC Forstern (So., 14.30 Uhr) besser beurteilen als einer, der bei beiden jahrelang gespielt hat und über sehr viel Trainer-Erfahrung verfügt? Vielleicht jemand, der das Ganze auch noch mit einem Schuss Humor versieht?

Da hätten wir jemanden: Thomas Rix Rottenbiller ist in Forstern aufgewachsen („Jahrgang 1965, Spätlese, Südhang“), hat bei beiden Teams gespielt und ist seit 16 Jahren Torwarttrainer in Forstinning. Beruflich ist er in der Logistik tätig, seine Berufung ist aber das Kabarett. Auf der Bühne zu stehen, „erspart mir den Weg zum Psychologen“, sagt Rottenbiller. Für sein von Otti Fischer und Lizzy Aumeier hochgelobtes Programm erhielt er den Oberpfälzer Kabarettpreis. Vorher hatte er schon den Kufsteiner Kleinkunstpreis, den Ostbayerischen Kabarettpreis und das Paulaner Solo gewonnen. Referenzen genug also für ein Interview vor dem Derby.

Herr Rottenbiller, Sie sind waschechter Forsterner, haben aber die Fußballkarriere vor allem in Buch verbracht. Wie kam es dazu?

Wenn man die Schüler- und Jugendzeit dazurechnet, dann habe ich wohl sogar länger in Forstern gespielt. Ich war damals von der Euphorie in Buch beeindruckt. Bei der Platzeinweihung fand ein Pokalturnier statt. Da hat der Baum gebrannt. Bei den Spielen hatte Buch im Schnitt 200 Zuschauer, da ging’s ab. Und das Emotionale war schon immer mein Ding.

Besonders bei Derbys?

Das ist heute ja Vanillepudding im Vergleich zu den 1980er und 1990er Jahren. Da war schon eine gewisse Feindseligkeit zu spüren. Die Vereine mochten sich überhaupt nicht wegen irgendwelchen uralten Geschichten. Das war völlig übertrieben, es geht nur um Fußball.

Feindseligkeit unter den Spielern?

Nein, das nicht. Natürlich war in den Zweikämpfen richtig Pfeffer drin. Zum Teil war’s auch da zu viel. Aber das kam von außen. Im Umfeld von jedem Verein gibt’s halt ein paar Hirnlose ohne Plan, die nach ein paar Bier ausflippen.

Aber so eine Derbyniederlage tat schon weh, oder?

Danach wurde gefrotzelt. Aber nach einer Woche war’s dann auch wieder erledigt. Manches wird auch einfach aufgebauscht. Am schlimmsten war für mich, als wir mit Buch in die Kreisliga aufgestiegen sind und uns der VfB Forstinning acht Tore eingeschenkt hat. Danach kam Guy Joly zu mir und hat sich dafür entschuldigt. Mitleid – das hat richtig wehgetan. Fünf Tore kannst du schon mal kriegen. Alles was drüber geht, grenzt an Selbstaufgabe. Das ist auch eine Charaktersache.

So deutlich dürfte das Derby am Sonntag nicht ausfallen. Verfolgen Sie die Entwicklung der beiden Vereine? Wer macht’s momentan besser?

Ich schaue mir immer wieder mal ein Spiel der beiden an. Einen Favoriten sehe ich diesmal nicht. Forstern hat eine extreme junge Truppe, die Trainer Jürgen Kasper schon in der Jugend trainiert hat. Er hat offensichtlich die richtige Sprache, die die Jungs verstehen.

Hat sich da viel verändert?

Manches heißt halt heute anders. Aber egal, ob man jetzt „in der Box“ sagt oder „Anlaufen“, im Fußball sind noch immer die gleichen Dinge unabdingbar für den Erfolg. Du musst hinten gut stehen und solltest den Ball annehmen und gerade spielen können.

Kommen wir zum SV Buch.

Der hat auch ein Team, das sich in der Kreisklasse nicht verstecken muss. Überhaupt glaube ich, dass für beide Vereine diese Liga genau die richtige ist – allein schon, wenn man die Historie sieht. Gut, Forstern hat mal in der Bezirksliga gespielt, aber das war gefühlt noch vor dem Krieg. Nein, für beide ist die Kreisklasse super. Weiter oben gibt es nur Prügel. So aber kann man seine eigenen Leute aus der Jugend spielen lassen und sich freuen, wenn vielleicht noch der eine oder andere Auswärtige herzieht.

Stichwort Auswärtige: Sie sind nicht nur Fußballer und Trainer, sondern Kabarettist, der gern den Wiener Schmäh in sein Programm einbaut.

Ich mag den österreichischen Humor – und die Leute. Toni Polster oder Andi Herzog zum Beispiel habe ich im Freundeskreis schon öfter parodiert. Ziemlich sicher wird’s da zwei Nummern in meinem neuen Programm geben.

Wenn Sie am Sonntag der Stadionsprecher ans Mikrofon ließe, wie würden Sie die beiden Mannschaften begrüßen?

Einen angenehmen Tag, die Damen und Herren. Wir begrüßen beide Mannschaften, und auch den Gast, zum heutigen Darby. Wir wünschen dem Schbü an fairen Verlauf. Und danach trink ma no a Seidl mitanand, dann bassd’s eh.

Was aus Ihrem Fußballerleben können Sie für Ihre Programme und Ihre Performance verwenden?

Sehr sehr viel. Der Fußball lebt von seinen Ritualen. Manches ist für mich schwierig. Wenn die Jungs zum Beispiel in der Kabine die Musik aufdrehen – bei dem Gangsta-Rap, da dreh ich durch. In Forstinning zieh ich mich immer in einer anderen Kabine um. Aber wenn du dann halt mitkriegst, dass jemand statt der grünen Kühlsalbe lieber die orangefarbene Tube Finalgon nimmt, weil die cooler ausschaut, dann kannst du ihm nur raten: „Bursch, wasch dir die Finger! Denn wenn du jetzt dein Gemächt anlangst, dann rennst du auch nach 90 Minuten noch im Dreieck.“

Wie gut eignen sich die Fußballer von heute zur Parodie?

So einen wie den Lothar gibt’s heute nicht mehr. Wenn der ein Mikrofon vor der Nase hat, rattert er durch, bis die Erdkabel rauswachsen. Und am Schluss kriegt er keine Luft mehr. Aber die heutigen Profis sind schon so gebrieft, dass sie sich dreimal im Satz drehen, aber nicht wirklich etwas sagen. Da kommt wenig raus, nicht mal bei David Alaba, obwohl der Österreicher ist.

Stellen Sie sie sich vor, Ernst Happel wäre Trainer beim FC Forstern. Wie wäre seine Ansprache vor dem Derby?

Der war ja kein Mann der großen Worte. Der würde nicht von Dreier-, Vierer- oder Perlen- oder Schneekette sprechen. Er würde aber auch nicht wie Beckenbauer nur sagen: Geht’s naus und schbuits Fuaßboi. Er würde an die Spielintelligenz appellieren: „Freunde, halt’s eure Positionen und schaut’s, dass hinten nix passiert!“

Und was würde Peter Pacult den Buchern sagen?

Burschn, lasst eich nix gfoin. Hoids zamm. Reißt’s eich an Oasch auf, damit ihr eich hinterher no im Spiegel o’schaun könnt’s!

Aufrufe: 015.11.2019, 18:40 Uhr
Erdinger Anzeiger / Dieter PriglmeirAutor