2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht

Eine Rückrunde zum Vergessen

Fußball-Landesliga: SV Blau-Weiß Polz brachte es nach der Winterpause nur noch auf zwei Siege / Schauen, wie die „neue“ Liga funktioniert

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Bekanntlich ist es ja immer der letzte Eindruck, der hängen bleibt. Bei den Landesliga-Fußballern des SV Blau-Weiß Polz sieht das mit Blick auf die zurückliegende Spielzeit dann doch etwas anders aus.

Denn auch der abschließende 5:1-Sieg in Zarrentin konnte nicht kaschieren, dass die Mannschaft eine nur als gruselig einzustufende Rückrunde gespielt hat. Zum Ende hin wurde es sogar in Sachen Zugehörigkeit zur neuen Landesliga West noch einmal eng. Unter dem Strich war ein siebter Platz im Abschlussklassement zu notieren – mit 36 Punkten und einem Torverhältnis, das sich mit 51:46 nur knapp im positiven Bereich bewegte. Insofern ist es nur allzu verständlich, dass im Lager der Blau-Weißen wenig Zufriedenheit aufkam. Zumal man ja mit dem erklärten Ziel in die Saison gestartet war, wieder unter den ersten Fünf landen zu wollen. Im Grunde genommen zehrten die Polzer von ihrer guten Hinrunde. Der vierte Platz war maßgeblich auf eine bärenstarke Heimbilanz zurückzuführen. Und da ist schon ein erster Ansatzpunkt zu finden. Das Waldstadion war nach der Winterpause eben nicht mehr die von den Gastmannschaften gefürchtete Blau-Weiße-„Komfortzone“. Es reichte nur noch zu einem mageren Heimsieg, dem drei Unentschieden und zwei Niederlagen gegenüberstanden. Und da man sich auswärts auf dem gleichen bescheidenen Niveau wie in der ersten Halbserie einpegelte – der einzige Sieg war der bereits erwähnte am letzten Spieltag –, konnte in der Summe einfach nicht mehr herausspringen. Auf der Suche nach Gründen benennen die Verantwortlichen die Trainingsbeteiligung als wohl wichtigsten Indikator. Lag diese in der Hinrunde noch deutlich über den „normalen“ Polzer Verhältnissen, so wurde es im weiteren Saisonverlauf immer dünner. Neben verletzungsbedingten Ausfällen wirkte sich hier auch das Fehlen der durch Studium verhinderten Spieler aus. Darunter litten zwangsläufig Trainingsintensität und Homogenität. Da machte man sich auch in der Saisonwertung nichts vor: „Es fehlte uns an fußballerischer Qualität, um die eigenen Vorstellungen umzusetzen. Daran müssen wir zwingend arbeiten.“

Um das Thema Verletzungen noch einmal aufzugreifen. Es erwischte die Polzer mit den langfristigen Ausfällen etwa von Mario Kopischke, Michael Krogmann, Thilo Wilkens oder Fabian Weidmann sowohl defensiv, als auch offensiv. In der Defensive ging die Tatsache, „dass wir praktisch jede Woche eine neu zusammengestellte Abwehr aus dem Hut zaubern mussten“, unübersehbar zu Lasten der Stabilität. Dem Angriff fehlte es schlicht an Durchschlagskraft. Eklatant ins Auge fiel das bei den Auswärtsauftritten. In 13 Partien trafen die Polzer nur zwölfmal ins gegnerische Netz. Nimmt man einmal die fünf Tore aus dem abschließenden Zarrentin-Spiel heraus, so fällt die Rechnung noch düsterer aus – sieben Tore in zwölf Spielen. „Da waren wir harmlos ohne Ende.“ Offensichtlich sei die eigene Spielanlage auf den vergleichsweise eher kleinen Platz im heimischen Waldstadion zugeschnitten. Auf größeren Plätzen bekomme man regelmäßig Probleme mit der Raumaufteilung. „Auch wenn wir das jedes Mal vorher angesprochen haben, ging das allzu oft in die Hose.“ Ein weiterer Punkt also, in dem dringender Steigerungsbedarf besteht. Obwohl die Rückrunde ihre Spuren hinterlassen hat, ist das doch nicht ausschlaggebend dafür, dass die Polzer ihre Vorstellungen für die neue Saison passiver definieren, als das in den vergangenen Jahren der Fall war: „Wir müssen erst einmal schauen, wie diese Liga ,funktioniert’, wollen nicht zu hoch greifen, aber andererseits auch nicht tiefstapeln.“ Man müsse bei aller Zurückhaltung schon gewisse Anreize setzen. Übersetzt heißt das, dass ein Platz in der oberen Tabellenhälfte angestrebt wird. Es gibt zwei Abgänge zu verzeichnen. Mario Kopischke, der in Hamburg wohnt und arbeitet, zieht es auch fußballerisch in Richtung Hansestadt, Robert Wallbaum wechselt zum VfL Breese-Langendorf. Als Neuzugänge begrüßen die Blau-Weißen Stürmer Max Köster (Blau-Weiß Lenzen) und den gelernten Innenverteidiger Marc Schikowski (FC Mecklenburg Schwerin/A-Junioren) in ihren Reihen.

Was gibt’s über die Vorbereitung zu berichten? Die stufen die Verantwortlichen als durchaus erkenntnisreich ein. Obwohl ein Test ausfallen musste, weil der Gegner personelle Probleme hatte, kam man doch auf vier Vergleiche mit ausnahmslos forderndem Charakter. Nach der 2:5-Niederlage gegen die die A-Junioren vom FC Mecklenburg Schwerin wurde man von einem stark aufspielenden SV Küsten schulbuchmäßig ausgekontert (1:5). Auch der TV Neuhaus machte es den Blau-Weißen bei deren 2:1-Sieg nicht leicht. Das abschließende Duell mit dem FC Anker Wismar II geriet zu einem 7:5-Torfestival. Der ein oder andere Treffer wurde durch die Tatsache begünstigt, dass weder die nur mit zehn Spielern angereisten Hansestädter – zwei Polzer Nachwuchsspieler füllten das Team auf – noch die Heimelf auf einen gelernten Keeper zurückgreifen konnte. Nach anfänglicher 2:1-Führung riss völlig der Faden, geriet man bis zur Pause mit 2:5 ins Hintertreffen. „In dieser Phase haben sie uns ganz schön auseinandergenommen und aufgezeigt, dass Experimente mit unserem begrenzten Kader wenig Sinn machen.“ Als in der zweiten Halbzeit alle auf ihren angestammten Positionen agierten, wirkte das eigene Spiel wesentlich stabiler und strukturierter. Drei Tore führten zum Ausgleich. Die Schlussphase hatte nur noch wenig Aussagekraft. Da trat mehr und mehr der Testspielcharakter in den Vordergrund, ließ die Ernsthaftigkeit doch deutlich nach.

Mit einem „schönen Kracher“ steigen die Polzer am kommenden Sonnabend in die Meisterschaft 2017/18 ein. Im Waldstadion ist um 15 Uhr mit dem Lübzer SV ein alter Bekannter zu Gast, der zuletzt als starker Liga-Dritter zu überzeugen wusste.

Aufrufe: 030.7.2017, 18:30 Uhr
Thomas WillmannAutor