2024-05-02T16:12:49.858Z

WM 2014
Setzt auf Deutschland: Waldalgesheims André Weingärtner. Foto: FuPa
Setzt auf Deutschland: Waldalgesheims André Weingärtner. Foto: FuPa

Beim Weltmeister lagen alle daneben

WM-Umfrage: Prognosen der Trainerfüchse der Region in vielen Punkten richtig, nur bei Spanien nicht

REGION. Auch Experten können irren. Vier von der AZ im Vorfeld der WM befragten Fußballtrainer aus der Region hatten unisono Titelverteidiger Spanien als einen der Topfavoriten für die Weltmeisterschaft in Brasilien auf dem Ticket. Damit lagen sie bekanntlich daneben, teilen dieses Schicksal aber mit dem Rest der Fußballwelt.

Ansonsten lagen aber Jürgen Collet (Spvgg. Ingelheim), Nelson Rodrigues (Hassia Bingen), André Weingärtner (SV Alemannia Waldalgesheim) und Max Reichenberger (SV Gau-Algesheim) ziemlich richtig. Brasilien, Argentinien und Deutschland hatten alle auf der Rechnung – zumindest für das Viertelfinale. Die AZ fragte nach: Wie beurteilen die Fußballlehrer den bisherigen Verlauf der WM und wer ist jetzt der Topfavorit?

"Die WM der Torhüter"

Für Jürgen Collet (Spvgg. Ingelheim) ist es unter anderem die "WM der Torhüter". Tim Howard (USA), Guillermo Ochoa (Mexiko) und vor allem Manuel Neuer (Deutschland) sind die Namen, die ihm da zuerst einfallen. "Neuer ist der kompletteste Torwart von allen", sieht der Ingelheimer Trainer in dem Bayern-Keeper eines der Pfunde, mit dem das Team von Jogi Löw wuchern kann. Die Mannschaften mit den besten Individualisten – und es muss mehr als einer sein – sind für Collet die Favoriten im weiteren Turnierverlauf. Also eher Argentinien, Brasilien, Deutschland oder Holland, weniger Costa Rica oder Kolumbien. "Was man so am Fernseher mitbekommen hat, herrscht in Brasilien in den Stadien eine sehr gute Stimmung bei einer sehr guten WM, bei der man sich über jede Menge Tore freuen durfte. Ich habe kein einziges langweiliges Spiel gesehen", begeistert sich der 51-Jährige über den bisherigen WM-Verlauf. Dass Titelverteidiger Spanien so früh die Segel streichen musste, lag in Collets Augen daran, "das die Spieler offensichtlich doch in die Jahre gekommen sind und es an der nötigen Frische gefehlt hat".

"Extrem hohes Niveau"

"An Deutschland führt kein Weg vorbei", ist sich André Weingärtner sicher, der mit seiner Mannschaft das nächste Spiel der Elf von Jogi Löw im Morbacher Trainingslager verfolgen wird. Ansonsten ist der Waldalgesheimer Coach überrascht vom "extrem hohen und ausgeglichenen Niveau" der bisherigen Begegnungen. "Alle Mannschaften verfügen über eine ausgesprochen gute Physis", hat er festgestellt, vielleicht mit ein Grund, "dass auch Außenseiter gegen die so genannten Großen so gut mithalten konnten". Am meisten überrascht war Weingärtner von der bisherigen Dominanz der Teams aus Süd- und Mittelamerika im Vergleich zu den Europäern. Nicht erwartet hatte er, dass die Entwicklung der Mannschaften aus Asien, bei denen in den vergangenen Jahren ein Aufwärtstrend zu verzeichnen gewesen sei, keine Fortsetzung gefunden hat.

Von Kolumbien beeindruckt

Max Reichenberger, Trainer der in die A-Klasse aufgestiegenen Sportvereinigung (SV) Gau-Algesheim ist beeindruckt von der Stärke Kolumbiens. "So, wie sich die Mannschaft bisher präsentiert hat, sehe ich sie im Endspiel und auch als Favorit auf den Titel", sagt der Ex-Profi. In der Konsequenz bedeute das, "Kolumbien wird auch das Viertelfinale gegen Brasilien gewinnen und im Halbfinale die deutsche Mannschaft, wenn sie es denn bis dahin schafft, schlagen." Für den 66-Jährigen war – wie für viele andere – die größte Enttäuschung einer bisher tollen WM das sang- und klanglose Ausscheiden von Titelverteidiger Spanien. Bemerkenswert war für den Gau-Algesheimer Trainer, der die WM derzeit von seinem Urlaubsort Mallorca aus verfolgt, "dass es vieles gab, was so niemand auf der Rechnung hatte". Die "Kleinen§ hätten gelernt, dass man, vorausgesetzt man ist physisch topfit, im Kollektiv stark sein kann. Das hätten manche von den "Großen" schmerzhaft zur Kenntnis nehmen müssen.

Von Belgien sehr angetan

Nelson Rodrigues hat das frühe Ausscheiden von Portugal wehgetan. Immerhin kann der Trainer von Hassia Bingen, der die deutsche und die portugiesische Staatsbürgerschaft besitzt, seine Sympathien jetzt auf die deutsche Mannschaft konzentrieren. Dass es allerdings für den Finaleinzug reicht, daran hat der 36-Jährige Zweifel. Denn nach wie vor sieht er in Gastgeber Brasilien einen der Topfavoriten auf den Titel. "Das erwartet die ganze Nation von der Mannschaft und die hat zunehmend gelernt, mit dem Druck umzugehen", sieht Rodrigues die Seleção im Aufwind. Und das würde heißen: Spätestens im Halbfinale wäre für die Mannschaft von Jogi Löw Endstation. Allerdings hat der Hassia-Trainer, der sich seit Mittwoch mit seiner Mannschaft im fränkischen Bad Staffelstein im Trainingslager befindet, noch einen weiteren Favoriten ausgemacht: Die größte positive Überraschung des Turniers ist für ihn Belgien. Deshalb lautet seine Prognose für das Finale: Brasilien – Belgien. Ausgang offen ...

Aufrufe: 04.7.2014, 14:30 Uhr
Andreas SchererAutor