2024-04-25T14:35:39.956Z

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Die Zeit bis zur neuen Saison effektiv nutzen möchte Münsters Trainer Naser Selmanaj. Er wünscht sich einen klaren Schnitt vom Verband.
Die Zeit bis zur neuen Saison effektiv nutzen möchte Münsters Trainer Naser Selmanaj. Er wünscht sich einen klaren Schnitt vom Verband. – Foto: Dominik Claus

"Man rennt seit Wochen von Baum zu Baum"

Naser Selmanaj, Trainer des Verbandsligisten SV Münster, wünscht sich einen klaren Schnitt vom Verband

Naser Selmanaj, Trainer des Verbandsligisten SV Münster, will die kommenden Wochen nutzen, um seine Mannschaft in aller Ruhe und vor allem verletzungsfrei auf eine neue Spielzeit vorbereiten zu können. Eine Wertung der Spielzeit macht für ihn keinen Sinn.

Naser Selmanaj rechnet schon lange nicht mehr mit einer wie auch immer gearteten sportlichen Wertung der Saison. Dass sein SV Münster in der 18 Teams starken Verbandsliga Süd auf Rang 17 steht, hat damit aber nichts zu tun, wie der 46-Jährige glaubwürdig beteuert. Seien Kritik gilt vielmehr dem Hessischen Fußball-Verband (HFV). "Man rennt dort seit Wochen von Baum zu Baum, sieht aber den Wald schon lange nicht mehr. Es wird Zeit, dass endlich mal klar entschieden wird."

Man sei in einer Pandemie, und da liege es in der Natur der Sache, dass vieles nicht immer vorhersehbar gewesen sei, sagt Selmanaj. Aber mittlerweile müsse man doch einiges an Erfahrung haben. Und dazu zähle auch die Erfahrung, dass man generell eher wenig planen kann in diesen Tagen. Deshalb plädiert der Trainer des SVM für eine Annullierung der Saison. Für eine vorsichtige Öffnung, ein vorsichtiges Herantasten. Und er plädiert dafür, die kommende Spielzeit früher beginnen zu lassen, Ende Juli, Anfang August vielleicht. Um einen Puffer zu haben, wenn die Pandemielage es erfordert.

Das wichtigste sei die Gesundheit der Spieler, sagt Selmanaj. Dabei gehe es aber nicht nur um Corona – auch die Verletzungsgefahr ist hoch. "Die Spieler müssten viel abliefern, wenn sie ab dem 19. April wieder voll da sein müssen. Es wäre eine enorme Belastung, wenn sie sich vier oder fünf Wochen lang intensiv vorbereiten und dann alle drei Tage spielen." Selmanaj, der früher selbst in der Hessenliga spielte, kennt einen solchen Rhythmus. Auch deshalb warnt er davor, Amateure einem solchen Stress auszusetzen. "Allen Amateuren wäre geholfen, wenn die Zeit jetzt für einen Restart genutzt würde. Den Pokal etwa könnte man durchziehen, eine ganze Saison aber sicher nicht."

Die Kraft, die man jetzt aufwendet, sollte denn auch langfristig investieren, findet der 46-Jährige. "Der Verband muss endlich mal aus seinem Schneckenhaus raus", fordert der Coach. "Hätten wir jetzt schon 22 Spiele auf dem Buckel, würde ich es ja verstehen, dass er es durchziehen will. Aber doch nicht nach gerade einmal sechs Wochen und ein paar Spielen im Herbst."

Sich ein paar Bälle zuspielen, ein paar Läufe machen – das ist alles, was derzeit möglich ist. "Das macht man mal einen Tag lang, aber eigentlich will das kein Fußballer." Es sei nicht leicht, nach all den Monaten wieder einfach so ins Training einzusteigen, weiß Selmanaj. "Wir sind immer noch in erster Linie Amateure, die zudem gefühlte sieben Monate nichts gemacht haben. Dann jeden zweiten Tag Training, jeden dritten Tag ein Spiel: Dann liegen die Spieler nach 14 Tagen alle verletzt auf dem Boden. Es wäre Wahnsinn, sie in einen solchen Stress reinzuwerfen. Dann hat man bald so viele Verletzte, dass man ein ganz anderes Problem hat."

Alles sieht Selmanaj aber nicht negativ. Der 19. April könne ein Datum sein, das zum Aufbruch ermutigt, sagt er. "Der Termin könnte ein guter Einstieg sein. Um Konzepte zu entwickeln, um anständig und ausgewogen zu trainieren, um Testspiele zu machen. Und man könnte in einer gewissen Ruhe die neue Saison planen." In aller Ruhe, wohlgemerkt. Denn Stress sei derzeit nicht angesagt – nicht für die Trainer, nicht für die Spieler und auch nicht für die Betreuer, die alles ehrenamtlich rund um den Verein organisieren.

Kurzum: Jetzt bitte keine Hektik – um ab Sommer wieder richtig agieren zu können - wenn Corona es denn zulässt.
Aufrufe: 026.2.2021, 17:21 Uhr
Jan FelberAutor