2024-05-02T16:12:49.858Z

Aufreger der Woche
Eisernes Kreuz und Totenkopf: Diese Mütze erregt Anstoß.
Eisernes Kreuz und Totenkopf: Diese Mütze erregt Anstoß. – Foto: Ingo Büchel

Wulferdingsen-Coach trägt Mütze mit Nazi-Symbolen

Beim Heimspiel des SuS Wulferdingsen hat ausgerechnet der Trainer am Sonntag rechtsradikale Symbole auf dem Fußballplatz gezeigt

Das Rudel hat gerade so gewonnen. 2:1 besiegten „die Wölfe“ aus Wulferdingsen am Sonntag (17. November) auf dem heimischen Fußballplatz die Lokalrivalen vom TuS Victoria Dehme. Es war der Zittersieg einer multikulturellen Mannschaft, die in der zweiten Halbzeit einen 0:1-Rückstand aufholte – allerdings auf Kosten der Fairness. Denn bei dieser Fußball-Schlacht hagelte es acht gelbe Karten. Zwei Spieler wurden vom Schiedsrichter vom Platz gestellt.

Da blieb fast unbemerkt, dass der Trainer der Wölfe an der Seitenlinie eine Mütze mit rechtsradikalen Symbolen zur Schau stellte.

Zwei Monate nach den Naziparolen in der Umkleidekabine des TuS Holzhausen-Porta hat der Fußballkreis Minden-Lübbecke wieder einen Skandal. Diesmal stehen nicht die Spieler selbst im Mittelpunkt, sondern der Trainer – der Mann mit der Mütze. Und das, obwohl sich der SuS Wulferdingsen nach dem Holzhausen-Skandal bei Facebook noch am 7. September das Motto „gemeinsam gegen Rechts“ gegeben hatte.

Nach Informationen von FuPa Ostwestfalen handelt es sich bei dem Mützenträger um den Interims-Trainer des SuS Wulferdingsen, Marcel D.. Als FuPa Ostwestfalen ihn am Dienstagabend mit Recherchen konfrontierte, erklärte D., die Mütze sei ihm „von Rockern geschenkt“ worden, er besitze sie „schon 100 Jahre“. Er habe er sich aber „keine Gedanken“ darüber gemacht, was darauf zu sehen ist. Es sei kalt gewesen am Sonntag, deshalb habe er „die Mütze aufgesetzt – und fertig“, so D.: „Manchmal trage ich Pudelmütze, mal eine Schalke-Mütze, ist doch egal.“


»Ein typisches Kleidungsstück eines Rechten«


Das sehen Kenner der extremen Rechten anders. Nach Einschätzung von Michael Weiss, dem FuPa Ostwestfalen ein Foto des Trainers mit der Mütze zur Verfügung stellte, ist die Mütze „ein recht typisches Kleidungsstück eines Rechten, jedoch kein klar rechtsextremes Kleidungsstück“. Weiss hat für die „Agentur für soziale Perspektiven“ in Berlin eine Internetseite entworfen, die die Symbole der organisierten Rechten einordnet und erklärt. Die Seite ist unter anderem mit Geldern der Rosa-Luxemburg-Stiftung und des Landes Berlin bezahlt worden.

Totenkopf, Stahlhelm und das Eiserne Kreuz stehen nach Ansicht von Weiss für eine „männlich-militaristische Symbolik“. Weiss habe solche Mützen mehrfach gesehen – immer „in einem extrem rechten Zusammenhang“.


Weitere Indizien für Kontakt zur rechten Szene


Diese rechte Symbolik auf einer Mütze öffentlich zur Schau zu stellen ist nicht verboten. Doch warum trägt ausgerechnet der Trainer einer multikulturellen Kreisliga-Mannschaft eine solche Mütze? „Bei C&A kriegt man die Mütze nicht“, sagt Weiss. Im Internet gibt es spezielle Online-Shops, bei denen die rechte Szene offenbar einkauft. In diesem Zusammenhang fällt auch ein zweites Foto von der Internetseite des SuS Wulferdingsen auf. Auf dem Foto trägt der Trainer ein T-Shirt, das offenbar ebenfalls aus dem rechtssortierten Kleiderschrank stammt. Und die Facebook-Seite von Marcel D. liefert weitere Hinweise auf seine politischen Vorlieben.

D. ist über das soziale Netzwerk nicht nur mit der NPD-Sachsen verbunden, sondern auch mit mehreren bekannten Neonazis. Der Vorsitzende des SuS Wulferdingsen Michael Grützkowski schrieb in einer ersten Stellungnahme am Dienstagabend, D. sei erst seit 2018 Trainer der Reserve. „Weil er sich dort sehr gut etabliert“ habe, unterstütze D. aktuell das Trainerteam der ersten Mannschaft. Die Zusammenarbeit mit einem federführenden türkischstämmigen Spieler stelle sich „völlig problemlos und positiv dar“. Auch mit weiteren Spielern unterschiedlichster Nationalitäten und Migrationshintergründen werde „sehr gut zusammengearbeitet“.


Verein distanziert sich von Rassismus


Der Verein SuS Wulferdingsen, so Grützkowski, stehe „klar gegen Rechts“ und distanziere sich von „jeglichem Rassismus“.Grützkowski, der auch für die CDU im Rat der Stadt Bad Oeynhausen sitzt, tritt seit Jahren mit der Kampagne „Respect“ für Toleranz und gegenseitiges Verständnis im Vereinsfußball ein. Grützkowski war am Sonntag selbst beim 2:1 seiner Mannschaft auf dem Fußballplatz. Die Kopfbedeckung des Fußballtrainers ist ihm nicht aufgefallen. Grützkowski selbst hatte keine Mütze auf, sagte er am Abend in einem Telefonat: „Und wenn ich eine aufsetze, weiß ich, was darauf steht.“

Aufrufe: 020.11.2019, 10:00 Uhr
Ulf Hanke / NW / FuPaAutor