2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Nachdenklich: Manfred Stern blickt auf eine ereignisreiche Zeit beim 1. FC Bad Kötzting zurück F: Meier
Nachdenklich: Manfred Stern blickt auf eine ereignisreiche Zeit beim 1. FC Bad Kötzting zurück F: Meier

Stern packt aus: »Keine Rückendeckung«

Bad Kötztings Ex-Chefanweiser äußert sich erstmals konkret über seine Rücktrittsgründe

Am vergangenen Freitag hat Trainer Manfred Stern beim Bayernligisten 1. FC Bad Kötzting das Handtuch geschmissen. Auslöser waren Vorfälle vor dem Training am Donnerstag, als der 36-Jährige verbal attackiert worden ist. Manfred Stern, der in Köckersried im Landkreis Regen lebt, hat nach einigen Tagen Abstand nun einen Einblick gegeben, zieht Bilanz über 15 Monate bei den Rotblauen und gibt einen Ausblick.

FuPa: Manfred, Du bist am Freitag von Deinem Trainerposten zurückgetreten. Wie sieht Deine persönliche Bilanz nach 15 Monaten beim 1. FC Bad Kötzting aus?
Manfred Stern (36):
Sportlich kann ich mir nichts vorwerfen. Ich war in 53 Pflichtspielen inklusive Pokal verantwortlich, von denen wir 38 nicht verloren haben. Es gab 31 Siege und sieben Unentschieden. Zudem ist die neu aufgebaute Mannschaft seit meinem Amtsantritt sicher ein Team, das Zukunft hat. Es sind viele junge Spieler eingebaut worden, die sich positiv entwickeln. Ich kann die Mannschaft nur loben. Vor allem bin ich mit den Spielern sehr gut ausgekommen. Das lag vielleicht auch daran, dass ich nie auf die Mannschaft draufgehauen habe. Ich habe auch nie einen Spieler fallen gelassen und habe immer probiert, meine Entscheidungen menschlich rüberzubringen. Vieles hat die Mannschaft dann zurückgegeben.

Du hast im Mai mit deinem Team überraschend den Bayernliga-Aufstieg geschafft. Was ist Dir noch alles mit dem FCK gelungen?
Bevor ich 2013 angefangen habe gab es einige Ziele: Es sollte mehr Spielkultur in die Mannschaft kommen, es sollte auf junge Leute gesetzt werden, es sollten durch Erfolg mehr Zuschauer zu den Heimspielen kommen, was alles geschafft wurde. Es sollte auch mehr Ruhe in den Verein einkehren. Das ist leider nicht passiert. Aber da gebe ich nicht mir die Schuld, dafür sind andere verantwortlich.

Unruhe im Verein: »Dafür sind andere verantwortlich.«

Wie waren die Reaktionen auf Deinen plötzlichen Rücktritt?
Mich haben sehr viele Leute angerufen oder mir Mitteilungen geschrieben. Viele haben an meinem Rücktritt Anteil genommen, Spieler wie auch Trainerkollegen. Die Resonanz war, dass es viele bedauert haben, dass ich aufgehört habe. Vom Verein hat mich Präsident Hans Kuchler bis heute noch nicht angerufen, was ich eigentlich erwartet hätte.

Was war der Auslöser für Deinen Rücktritt?
Es sind in der letzten Zeit einige Dinge passiert, die mir nicht gefallen haben. Es gab von der Vereinsführung immer wieder Kritik, beispielweise auch nach dem 5:0-Sieg gegen den TSV Schwabmünchen. Dadurch ist immer wieder Unruhe entstanden. Ich bin mit meinem Konzept immer häufiger in der Kritik gestanden. Dann kam vorige Woche die 1:2-Derby-Niederlage in Vilzing. Ich habe uns da in der ersten Halbzeit spielerisch gut gesehen, leider haben wir zu wenig Torgefahr erzeugen können, sind durch einen Fehler 0:1 in Rückstand geraten und haben am Ende etwas unglücklich verloren.

Anleitner und Schröder attackierten Stern heftig.

Der Tag danach war dann der Auslöser für Deinen Rücktritt. Was ist da passiert?
Ich bin vor dem Training verbal attackiert worden. Der Sportliche Leiter Johannes Anleitner hat mir sogar vorgeworfen, dass mir Wille und Motivation gefehlt haben, was völlig absurd ist. Wer so etwas behauptet, der kennt mich nicht. Ich war immer der Erste und der Letzte. Ehrenvorstand Gerhard Schröder hat vor Trainingsbeginn lautstark Kritik geübt. Auf die Vorwürfe möchte ich im Einzelnen aber nicht eingehen. Es war aber so, dass das elf oder zwölf Spieler mitbekommen haben. Und da sind eben Aussagen gefallen, die ich mir nicht bieten lassen kann. Ich musste Rückgrat zeigen und habe daher meinen Rücktritt verkündet. Bei der Mannschaft habe ich mich schon nach dem Training verabschiedet, dem Verein habe ich meinen Entschluss einen Tag später mitgeteilt. Ich hatte den Eindruck, dass nach der Derby-Niederlage einige im Verein durchgedreht sind. Und ich bin auch davon überzeugt, dass die Klubführung die Bayernliga deutlich unterschätzt hat.

Wie schwer ist Dir die Entscheidung gefallen?
Sehr schwer, denn ich bin prima mit der Mannschaft ausgekommen. Das alles war für mich schon ein Schock, der tief sitzt. Aber es hatte in der letzten Zeit immer mehr Unstimmigkeiten gegeben.

Es soll aber auch Kritik aus dem Spielerkreis gegeben haben...
Ja, einer hat sich beschwert, dass die Taktik nicht passt und dass das Training zu hart ist. Aber Fitness ist nun mal der Schlüssel zum Erfolg. Zudem haben wir in jeder Einheit auch mit dem Ball gearbeitet. Diese Kritik kann ich nicht nachvollziehen, wie vieles andere nicht. Ich hätte mit von der Vereinsführung mehr Unterstützung und Rückendeckung erwartet. Ich habe in den vergangenen Wochen mehrfach um ein Gespräch gebeten, aber das hat nicht stattgefunden. Insgesamt tut es mir für die Mannschaft leid, denn wir waren ein gutes und erfolgreiches Team.

»Ich bin prima mit der Mannschaft ausgekommen.«

Was wünscht Du der Mannschaft und was kann sie erreichen?
Natürlich wünsche ich der Mannschaft viel Erfolg. Sie kann den Klassenerhalt auf alle Fälle schaffen. Unser Ziel war es nach dem letzten Spieltag über dem Strich zu stehen, das sollte möglich sein. Die Mannschaft muss weiter daran glauben und weiterarbeiten, dann schaffen sie den Klassenerhalt. Ich hoffe und wünsche es den Jungs.

Wie geht es jetzt für Dich weiter?
Mein Vertrag ist im beiderseitigen Einvernehmen aufgelöst worden. Ich will nun erst einmal Abstand gewinnen, habe jetzt mehr Zeit für die Familie und kann Dinge erledigen, die liegengeblieben sind oder Sachen machen, die zu kurz gekommen sind. Ich möchte aber weiter im Fußball tätig bleiben und irgendwann wieder angreifen.


Aufrufe: 016.9.2014, 13:42 Uhr
Dirk MeierAutor