Am kommenden Sonntag kehrt Leroy-Jaques Mickels in seine Heimat zurück – zumindest fast. Nur rund zehn Kilometer liegen zwischen der Christian-Rötzel-Kampfbahn, wo er um 15 Uhr mit der SSVg Velbert in der Oberliga gegen den SC Union Nettetal antritt, und dem Rösler-Stadion im Schwalmtaler Ortsteil Amern, wo er bei den VSF das Fußballspielen lernte. Für den 23-Jährigen eine Reise in die Vergangenheit.
„Amern ist mein Zuhause. Wir haben zu Fuß zehn Minuten zum Platz gebraucht“, erinnert sich Mickels, der schon damals gemeinsam mit seinen beiden älteren Brüdern Joy-Slayd und Joy-Lance unter der Leitung seines Vaters und Co-Trainers Jacques die eine oder andere Extraschicht absolvieren musste. „Er war sehr streng. Jeder, der seinen Vater als Trainer hat, weiß, dass er noch mehr von dir erwartet als von den anderen“, sagt Mickels. Aber es sind ausnahmslos schöne Erinnerungen, die er an seine Zeit in Amern hat: „Es war alles sehr familiär. Besonders im Kopf geblieben ist mir mein Trainer Dietmar Hamacher. Er war so etwas wie mein Ziehvater.“
Dass die VSF die drei Ausnahmekönner nicht lange würden halten können, zeichnete sich bereits früh ab. Und so wechselten die Mickels-Brüder in der C-Jugend zu Borussia Mönchengladbach, wo sie den Rest ihrer Jugendzeit absolvierten. Nach einigen Einsätzen für die Regionalliga-Mannschaft des Traditionsclubs trennten sich die Wege des Trios aber. Mickels trainierte zwar unter Lucien Favre mit den Profis und war später auch beim FC St. Pauli nah an einer Berufung in den Profikader, doch ein Anriss des Innenbandes verhinderte diese in der Saison 2015/16. So sind bisher insgesamt 19 Regionalliga-Einsätze für Mönchengladbach, St. Pauli und Alemannia Aachen die Highlights in der Vita des beidfüßig starken Mittelfeldspielers. Aufgegeben hat er den Traum vom Profifußball aber noch nicht, obwohl er inzwischen eine Klasse tiefer in der Oberliga für die SSVg Velbert spielt, für die er sich nach einer Saison beim Ligakonkurrenten 1. FC Monheim entschied. „Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um zwei nach vorne gehen zu können“, erklärt Mickels. „Ich habe früher falsche Entscheidungen getroffen, aber man lernt dazu.“
Eine Entscheidung, die er nicht bereut, ist der nicht vollzogene Wechsel nach Norddeutschland. Im Winter 2017 spielte er bei Hansa Rostock vor, erzielte in einem Testspiel sogar ein Tor. „Aber sie wollten mich erst bei einem Partnerverein parken. Ich hätte mein ganzes Umfeld für eine Klasse aufgeben müssen, in der ich hier bereits spielte. Das kam für mich nicht in Frage“, verrät er. Ein Jahr später, also in der Wechselperiode des vorigen Winters, klopfte in Gestalt von RW Essen ein heimatnaher Verein aus der Regionalliga an – diesmal schob aber sein aktueller Verein einen Riegel vor. Was im Sommer passiert, kann Mickels hingegen noch nicht sagen: „Es gibt mit Sicherheit einige Optionen, aber spruchreif ist noch nichts. Fakt ist: Ich möchte so hoch spielen wie möglich.“
Und bis dahin geht er mit der Nummer zehn auf dem Rücken weiter für die SSVg Velbert auf Torejagd. Ob er am Sonntag in Nettetal auflaufen kann, stand am Dienstag noch nicht fest. Es muss noch über eine Rote Karte entschieden werden, die er am 24. Februar gegen den 1. FC Bocholt sah. „Es gibt Video-Aufnahmen, auf denen zu sehen ist, dass es nicht Rot war“, erklärt Mickels. Aber auch wenn es bei einer Sperre bleibt, wird er die Reise ins Grenzland antreten. Seine Mannschaft würde ihren gefährlichsten Angreifer (13 Tore in 18 Partien) dann sicher schmerzlich vermissen – so wie damals auch die VSF Amern.
Das machen die älteren Mickels-BrüderJoy-Lance Mickels Der ältere Bruder von Leroy wechselte 2014 von Borussia Mönchengladbach in die Reserve von Schalke 04. Von dort ging es 2016 zu Alemannia Aachen, ein Jahr später von dort zum FSV Wacker Nordhausen in die Regionalliga Nordost.
Joy-Slayd Mickels Ist der Zwillingsbruder von Joy-Lance. Er wechselte von der Borussia in die Schweiz, spielte in Norwegen und ist jetzt beim SV Rödinghausen in der Regionalliga West gelandet.