2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Vortrefflicher Joker: Doppeltorschütze Janik Michel (links) lässt sich von seinen Ulmer Mitspielern feiern. Foto: Eibner
Vortrefflicher Joker: Doppeltorschütze Janik Michel (links) lässt sich von seinen Ulmer Mitspielern feiern. Foto: Eibner

Torreiches Spatzen-Spektakel

Verdientes Remis bei den Stuttgarter Kickers

Ein Spektakel ohne Sieger. Leidenschaftliche Spatzen ergattern mit einem Tor in der 89. Minute bei den Stuttgarter Kickers ein verdientes 3:3. Nach einem Blitztor von Luca Graciotti wurde Joker Janik Michel mit Treffern in der 74. und 89. Minute zum Retter des Remis.

Wenn die Regionalliga-Fußballer des SSV Ulm 1846 eines in dieser noch jungen Saison gelernt haben, dann, sich in ein Spiel zurückzukämpfen. Nach dem Heimsieg gegen Trier vor drei Tagen gelang dies auch gestern beim 3:3 (2:1) gegen die Stuttgarter Kickers. Zweimal lagen die Ulmer trotz blitzschneller Führung (2.) hinten. Der Knalleffekt zündete in der vorletzten Spielminute. Bis dahin hatten die Hausherren wie der Sieger ausgesehen. Doch dann schlug der erst in der 70. Minute ins Spiel gekommene Janik Michel zum zweiten Mal zu und sicherte seinem Team den verdienten Punktgewinn.

Den hatte von den 400 Ulmer Fans unter den 3670 Zahlenden im Gazistadion wohl keiner mehr für möglich gehalten. Umso mehr sorgte er für halbwegs zufriedene Gesichter. Der SSV 46 hat damit auch sein viertes Spiel in Folge ohne Niederlage überstanden. "Das war ein Derby, das alles verkörpert hat: Tore, Leidenschaft, eine tolle Atmosphäre - aber auch Fehler", resümierte der sichtlich zufriedene Ulmer Trainer Stephan Baierl.

Dass die Stuttgarter nach zuvor drei Ulmer Siegen hintereinander nicht zur Euphoriebremse für den SSV 46 wurden, dafür hatte Janik Michel mit seinem Treffer zum 2:2 (74.) schon gesorgt. Doch ein kapitaler Bock von Johannes Reichert, in einer Phase, als die Spatzen sogar dem Siegtreffer näher waren, schien das Spiel zu Ungunsten der Gäste zu kippen. Sear Sene (77.) nutzte den Abspielfehler Reicherts als letzter Mann an der Mittellinie und bedankte sich mit dem 3:2.

Dem SSV 46 war ein idealer Auftakt gelungen. Luca Graciotti nutzte einen genialen Pass des erneut überragend spielenden Vinko Sapina, steuerte aus der eigenen Hälfte aufs das Kickers-Tor zu und schob den Ball überlegt am Torhüter vorbei ins Netz.

Die frühe Führung versetzte freilich die Gäste zu erstaunlicher Passivität. "Nach diesem 1:0 waren wir viel zu selbstzufrieden", befand Trainer Stephan Baierl. Der SSV 46 agierte total zurückhaltend, während die Einheimischen eine furiose Aufholjagd starteten. Sie wurden bereits in der 13. Minute belohnt. Nach einem Freistoß brachte die Ulmer Abwehr den Ball nicht aus der Gefahrenzone, Sebastian Mannström ließ sich nicht zweimal bitten und hämmerte das Spielgerät aus acht Metern in die Maschen.

Der Einbahnstraßenfußball in Richtung Gästetor ging weiter. Die Ulmer schienen eingeschüchtert, wie von Angst gelähmt. Das nächste Kickers-Tor schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Und wieder war es Stuttgarts bester Akteur, Mannström, dem mit einem strammen Schuss von der Strafraumgrenze das 2:1 (31.) gelang. "Ich war froh, mit diesem Ergebnis in die Halbzeit gehen zu können", erklärte Baierl.

Doch die Ulmer kehrten wie ausgewechselt auf den Platz zurück, jetzt ohne Furcht, aber mit viel Elan und mit der Inspiration des Offensivspielers Janik Michel, der für Thomas Rathgeber eingewechselt worden war. Die Hausherren muss das ungeheuer überrascht haben. Erst kam ihnen ihre Souveränität abhanden, dann die Führung. Mit einer maßgenauen Flanke bereitete Reichert den Weg zum Ausgleich, den Michel mit einem präzisen Kopfball erzielte.

Die Angriffslust der Spatzen war mit dem 2:2 aber noch nicht beendet. Auch den erneuten Rückstand steckten sie weg. Dass sie wenigstens noch einen Punkt ergatterten, verdankten sie dem 24-jährigen Angreifer - Michel sorgte für den Knalleffekt in der vorletzten Minute und blieb am Ende ganz cool. "Wenn ich reinkomme, ist das meine Aufgabe", sagte der Doppeltorschütze. "Ich habe fest daran geglaubt, dass wir das Spiel noch umbiegen können."

Der Spatzenhöhenflug hält an. Zehn Punkte nach sechs Spielen sind für den Regionalliga-Aufsteiger eine höchst respektable Ausbeute. In einer Woche (10. September) folgt die nächste Prüfung. Dann kommt Spitzenreiter SV Waldhof ins Donaustadion.

Aufrufe: 03.9.2016, 08:23 Uhr
SWP / WINFRIED VOGLERAutor