Auch auf Mannschaftsfahrt durften sie schon mit. Darauf müssen die Lüttinger aktuell natürlich verzichten. Gleiches gilt für die in der Vergangenheit gut besuchten Familien- und Sommerfeste sowie die traditionellen Cageball-Turniere im Sportcenter des ehemaligen Bundesliga-Spielers Paul Hahn. Im Kunstrasen-Käfig fuhren die Lüttinger schon den einen oder anderen Titel ein. Unabhängig von Corona wird beim Spaß-Event in Sonsbeck mehr und mehr händeringend nach ausreichend Teilnehmern gesucht. „Die harte Gangart bringt schon länger Probleme mit sich. Das ist vielen zu krass“, sagt van Schyndel, dessen Team sich auf kleinen Plätzen pudelwohl fühlt.
Von 2016 bis 2018 triumphierten die SSV-Oldies drei Mal in Serie bei der Kleinfeldrunde, nachdem sie sich gegen die Konkurrenz aus Uedem, Labbeck, Birten, Veen und Sonsbeck durchsetzen konnten.
Ebenso erfreulich ist die Trainingsbeteiligung. Bei Wind und Wetter sind selten weniger als 16 Personen vor Ort. Ein weiteres Highlight: Bei der Jahreshauptversammlung vergeben die Lüttinger Altherren alle zwölf Monate die Auszeichnung des Ballon d’Or in Form einer guten Weinflasche. Für weniger gute Leistungen wird dagegen augenzwinkernd die „Gurke des Jahres“ ausgehändigt. Aktionen wie diese zeigen: Gemeinschaft und gute Laune werden in Lüttingen großgeschrieben.
Dass viele der hiesigen Vereine gar keine Altherren-Mannschaften mehr zusammenbekommen, bekommt auch Georg van Schyndel mit. „Das Problem ist sicher, dass viele Spieler aus den ersten Mannschaften anders als früher nicht mehr aus dem Ort kommen und somit keinen Bezug mehr zum Klub haben, wenn sie aufhören“, sagt der 47-Jährige. Damit genau dieser Fall in Lüttingen nicht eintritt, sei es wichtig, den eigenen Nachwuchs nach und nach in den Senioren-Bereich hochzuführen. Diesen Weg hat SSV-Coach Stefan Kuban eingeschlagen – mit Erfolg: Die Lüttinger waren in der vergangenen Saison lange auf Tuchfühlung zu den Aufstiegsrängen. Bis zur Unterbrechung der laufenden Serie Anfang November spielte die erste Mannschaft in der Kreisliga A erneut weit vorne mit. „Es ist nach wie vor schön zu sehen, wie viele Jungs aus dem Dorf in der ersten Mannschaft Fuß gefasst haben“, sagt Georg van Schyndel. Mehr als einen Platz im oberen Tabellendrittel hält der 47-Jährige jedoch nicht für sinnvoll und realistisch. „Ich weiß nicht, ob uns die Bezirksliga so guttun würde. Der Charakter und die Verbundenheit könnte bei einigen schnell verloren gehen.“
Die persönliche Ebene ist für Georg van Schyndel besonders wichtig. Seit seinem sechsten Lebensjahr trägt er durchgehend das Lüttinger Trikot, sein Vater war 16 Jahre erster Vorsitzender. So war es kein Zufall, dass Georg van Schyndel in den Verein hineingeboren wurde. „Ich hatte nicht wirklich eine andere Wahl“, sagt der im Heimatort wohnhafte Familienvater, der zwischenzeitlich auch das Amt des Fußball-Obmanns bekleidete und als Jugendtrainer seine eigenen Kinder an der Seitenlinie betreute.
Dafür bleibt heute berufsbedingt keine Zeit mehr. Seit 2007 arbeitet Georg van Schyndel als Leiter der Jugendkulturwerkstatt Xanten. Vor der Corona-Pandemie kamen viele Besucher dorthin. Nun hofft der 47-Jährige, dass die Einrichtung im Niederbruch ihre Türen bald wieder öffnen darf. Die Chancen darauf stehen wie im Amateur-Fußball nicht sonderlich gut. „Noch ist das Risiko zu groß. Und die Hobbyligen werden sicherlich als letztes wieder spielen dürfen“, so Georg van Schyndel.
Der glühende Anhänger des 1. FC Köln beendete seine aktive Senioren-Laufbahn offiziell vor knapp zwei Jahren. „Mit 45 habe ich gegen Borth mein letztes Ligaspiel gemacht. Wir haben 8:1 verloren“, sagt der 47-Jährige. Umso schöner verlief seine Karriere in der Kreisliga C. Bei den Spitzenspielen gegen Ginderich oder Bönninhardt waren auch schon mal über 300 Zuschauer auf der Anlage. Damals gelang dem SSV der Aufstieg in die Kreisliga B. Viele Jahre später hat sich der Klub zu einem Top-Team der Kreisliga A gemausert. Und vielleicht wird eines Tages in der Prickenarena auch einmal Bezirksliga-Fußball gespielt.