2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Ein Spiel mit viel Diskussionsbedarf: Martin Schanderl (links) bricht das Spiel zwischen dem SSV Köfering (in blau) und dem BSC Regensburg beim Stand von 2:0 vorzeitig ab.  Foto: Schmautz
Ein Spiel mit viel Diskussionsbedarf: Martin Schanderl (links) bricht das Spiel zwischen dem SSV Köfering (in blau) und dem BSC Regensburg beim Stand von 2:0 vorzeitig ab. Foto: Schmautz

Ein Spielabbruch und sehr viel Einsicht

Bei der Kreisliga-Partie Köfering – BSC wird ein Assistent attackiert +++ Dass das nicht geht, wissen alle – auch die Vereine.

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„Der Schiedsrichter hat immer Recht, auch wenn er nicht Recht hat.“ So einfach fasste einst Vincenzo „Vince“ Grella, Mittelfeldspieler Australiens bei der WM 2006, die Stellung des Referees in einer Partie zusammen.

Die Erfahrung, dass nicht alle Beteiligten eines Fußballspiels so einsichtig sind, mussten am Dienstag die Kreisliga-Teams des SSV Köfering und des BSC Regensburg machen. Beim Stand von 2:0 für Köfering sah sich Martin Schanderl, der die Partie leitete, gezwungen, die Partie abzubrechen.

Es kommt Hektik auf
Die Ausgangslage: Der BSC steht derzeit im Tabellenkeller mit gerade mal sieben Punkten auf dem Konto – Köfering hat 15 Zähler. Beide Mannschaften müssen also noch einiges tun für den Klassenerhalt. Fragt man Augenzeugen, kam im Spiel wohl schnell Hektik auf. In der achten Minute gab es bereits die erste rote Karte: BSC-Torwart Benjamin Sobczyk wurde vorzeitig zum Duschen geschickt, fünf Minuten später fiel das 1:0 für Köfering durch Sven Baumgärtner, in der 29. Minute das 2:0 durch Thomas Kaindl. Der SSV hätte fast noch ein Eigentor fabriziert, der BSC forderte im Gegenzug zwei Elfmeter, die allerdings nicht gegeben wurden.

Die Situation war angespannt, sie eskalierte, als einer von Schanderls Assistenten, ein noch junger Schiedsrichter, von einem BSC-Spieler, der an diesem Tag nicht spielte, geschubst wurde und strauchelte. So lauten jedenfalls die Augenzeugenberichte. Verletzt hatte er sich glücklicherweise nicht. BSC-Trainer Klaus Schneider und Köferings Abteilungsleiter Peter Kaindl selbst haben die Attacke nicht gesehen, sagen sie. Allerdings bestätigt Kaindl, dass auch ihm der Vorfall so ähnlich geschildert worden sei. Schanderl unterbrach daraufhin die Partie, beriet sich mit seinem Gespann und wies die Beteiligten darauf hin, dass er das Spiel erst fortsetzen werde, wenn er den Namen das Übeltäters erfahre – dieser hatte aber bereits das Weite gesucht hatte.

Zu diesem Zeitpunkt hätte noch alles einigermaßen geordnet über die Bühne gehen können – doch nach Wiederanpfiff hatten sich einige Gemüter scheinbar noch nicht beruhigt. Der junge Schiedsrichter wurde erneut zur Zielscheibe – diesmal verbal aus einem Zuschauerpulk heraus. Dem jungen Assistenten wurde Gewalt angedroht. Schanderl brach die Partie ab. Emotionen, auch gegenüber den Unparteiischen, sind für den Landesliga-Schiedsrichter kein Neuland. „Einen jungen Schiedsrichter allerdings kann so ein Vorfall schon eine längere Zeit beschäftigen“, sagt Schanderl: „Wir haben mit ihm ein hoffnungsvolles Nachwuchstalent. Ich hoffe, er stellt das Ganze jetzt nicht in Frage.“

Gemischte Gefühle bei Klubs
Die Entscheidung über den Abbruch sehen die Vereinsvertreter mit gemischten Gefühlen. BSC-Coach Schneider hätte gerne eine alternative Lösung anstatt eines vorzeitigen Abpfiffs gesehen, zumal er die vorangegangene Attacke nicht gesehen hat: „Aufgrund verbaler Attacken ein Spiel abzubrechen finde ich überzogen“, sagt er, betont aber: „Klar ist aber auch, falls es körperliche Ausschreitungen gab, sieht die Sache natürlich anders aus.“ Er mahnt, besonnen zu bleiben: „Wir bewegen uns hier immer noch im Bereich des Freizeitsports – das sollten sich auch die Zuschauer zur Brust nehmen.“ Gleichzeitig ist dem 54-jährigen aber auch klar, „dass die Emotionen aus den Fußballrängen niemals verschwinden werden.“

Auch in Köfering keimt etwas Kritik gegenüber dem „vorschnellen“ Spielende. Kaindl hätte wie Schneider eine andere Lösung bevorzugt: „Vielleicht hätte es gereicht Ordner in die Nähe der Gästefans zu stellen. Dann wäre vielleicht mehr Ruhe reingekommen“, blickt Kaindl zurück. Platzwarte, die deeskalierend wirken, dass hätte sich auch Schneider gewünscht. Diese waren laut ihm nicht anwesend. Ein Gutes hat es: Es wird nicht nachtarockt, sondern gesprochen, über Lösungen und Alternativen. Fest steht aber schon mal, dass die Entscheidung am grünen Tisch getroffen wird – ganz ohne Zuschauer.

Aufrufe: 02.11.2017, 18:38 Uhr
Maximilian Frickel und Birgit Pinzer, MZAutor