2024-05-10T08:19:16.237Z

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Bundesliga-Rekord: Andreas Geipl sieht gegen Fürth nach sieben Sekunden Gelb – schneller hat man bislang keinen Fußball-Profi verwarnt. Foto: Imago
Bundesliga-Rekord: Andreas Geipl sieht gegen Fürth nach sieben Sekunden Gelb – schneller hat man bislang keinen Fußball-Profi verwarnt. Foto: Imago

Andi Geipl: Motor und Herz des SSV Jahn Regensburg

Der Abräumer aus dem Ammertal

Das Herz des SSV Jahn Regensburg schlägt im Mittelfeld: In seiner ersten Zweitliga-Saison hat’s Andreas Geipl zum Stammspieler gebracht – und nebenbei einen Rekord aufgestellt.

Sieben Sekunden sind eine verdammt kurze Zeit. Der beste Zauberwürfler des Landkreises, Moritz Patzelt aus Murnau, hat den Rubik’s Cube (das Drehpuzzle mit den farbigen Rechtecken) einmal in 6,94 Sekunden gelöst. In der ewigen Rangliste der weltweit besten Würfel- Dreher belegt er mit dieser Zeit noch heute Rang 259. Martin Vent, der vielleicht schnellste Mann der Region, schafft einen 60-Meter-Sprint in etwa auch in sieben Sekunden. Bei seinem letzten offiziellen Rennen vor drei Jahren in München kam er dieser Marke recht nahe (7,37).

Den Profi-Fußball kümmern keine Zehntel- und Hundertstel. Schnell ist, was innerhalb von Sekunden passiert. Benjamin Siegert vom SV Wehen- Wiesbaden schoss in der 2. Bundesliga vor zehn Jahren das schnellste Tor im deutschen Bezahl-Fußball. Es fiel nach acht Sekunden. Andreas Geipl aus Bad Kohlgrub kickt seit dieser Saison auch in dieser Klasse. Im zwölften Spiel hat er nun einen neuen Rekord aufgestellt. Nach sieben Sekunden sah er die Gelbe Karte. Schneller ist ein Profi noch nicht verwarnt worden. Geipl, der für Jahn Regensburg aufläuft, sagt: Nach dem Sieg gegen Fürth vorige Woche haben ihm zig Bekannte gratuliert. Allerdings nicht zum 4:2-Erfolg, sondern zum Gelb-Rekord. Im Mittelkreis attackierte er Tolcay Cigerci. „Man muss Gelb geben“, räumt der 25-Jährige ein. Tatsächlich war das ganz unglücklich abgelaufen. Während der Fürther in einen Pass sprang, rutschte Geipl aus, traf den Gegner.

Er habe sich selbst geärgert, wieder eine Verwarnung zu kassieren. Mit sieben Gelben Karten führt er die Sünder-Statistik der 2. Bundesliga an. Es hat weniger damit zu tun, dass Geipl den Grobian auf dem Fußballplatz mimt. Vielmehr ist das sein Spiel. Als defensiver Mittelfeldakteur räumt er in erster Linie Bälle, manchmal aber auch Gegenspieler ab. So ist das Geschäft. „Es lässt sich nicht vermeiden, dass das eine oder andere Foul passiert“, sagt er. Anders betrachtet, gewinnt er überdurchschnittlich viele Zweikämpfe. 53 Prozent spuckt das Statistik-Portal des Kicker aus – fünf mehr als der Liga- Schnitt aller Mittelfeldspieler. Geipls Wert für den Aufsteiger – auch ohne Tore und Vorlagen (bislang eine) – verdeutlicht eine weitere Zahl der Fachzeitung: Nach zwölf Partien – eine verpasste er gelbgesperrt – stellt sie ihm die Note 3,3 aus. Besser bewertet sind nur Torwart Philipp Pentke (3,0) und Marvin Knoll (3,2), bester Torschütze beim Jahn.

Geipls Marktwert stieg zudem auf 500 000 Euro. Ein Bestwert. Solche Zahlen freuen Geipl. Er schaut öfter auf die Statistiken. „Aber letztendlich zählen Ergebnisse“, betont er. Anfangs hatten die nicht gepasst. Regensburg saß im Keller der Tabelle fest. Die Umstellung von der 3. auf die 2. Bundesliga fiel dem Team nicht leicht. Die Gegner im Unterhaus lassen den Ball schneller laufen, haben deutlich bessere Individualisten im Kader. Und abgezockt spielen sie. Achtmal verlor der Jahn bislang. Allerdings kassierte er in keinem Liga-Spiel mehr als zwei Tore. „Jeder kleine Fehler wird bestraft“, sagt Geipl. Das erlebte der Aufsteiger gleich am ersten Spieltag. Der Siegtreffer für Bielefeld fiel in der 90. Minute nach einem Schnitzer des SSV. Drei oder vier Spiele habe das Team gebraucht, um zu lernen, schätzt Geipl. Den neuen Trainer traf keine Schuld.

Achim Beierlorzer übernahm, als Heiko Herrlich – der gefeierte Aufstiegsheld – überraschend nach Leverkusen abgewandert war. Davon erfuhren die Profis im Urlaub. Das verursachte „im ersten Moment einen „kleinen Knacks“, sagt Geipl. Aber Beierlorzer richtete die Mannschaft auf, weil er „menschlich und fachlich richtig gut“ ist. Mittlerweile gewinnt sie knappe Duelle – und in der 2. Bundesliga ist fast jede Partie eng und umkämpft.

Mit zwei Siegen über die direkten Konkurrenten Fürth (4:2) und Kaiserslautern (3:1) rückte Regensburg auf Platz 13. Geipl sagt, das liegt an der Mentalität des Teams. „Wir wissen, wo wir herkommen. Wir gehen in jedes Spiel, um gegen den Abstieg zu punkten.“ Nach der Länderspielpause tritt Regensburg am Sonntag auf St. Pauli an. Welch Fußball- Feste am Kietz gefeiert werden, hat Geipl in seiner Zeit bei 1860 München erlebt. Vor vier Jahren saß er erstmals bei den Profis auf der Bank. Auch wenn er nicht berücksichtigt wurde, erinnert sich der Kohlgruber an die „einfach bombastische“ Stimmung. Alleine deshalb lohne es sich, in der Zweiten Liga zu kicken.

Aufrufe: 015.11.2017, 14:09 Uhr
Andreas Mayr - Garmisch-Partenkirchner TagblattAutor