Im Gegenteil: Die seit 2014 beim DFB existierende Arbeitsgruppe kommt sogar zu der fast unglaublichen Erkenntnis, dass es tatsächlich nicht schlimmer geworden sei und dieses Empfinden nur daher stamme, dass alles heutzutage medial so aufgebauscht würde.
Diese exklusive Einschätzung steht im völligen Gegensatz zum Empfinden der Schiedsrichter an der Basis sowie zu einer Studie des Goethe-Instituts mit einer Befragung von 915 Schiedsrichtern aus den Amateurklassen. Hintergrund ist, dass der DFB, der "seine" Schiedsrichter zu den Fußballspielen entsendet, seine Einschätzung der Situation lediglich auf die Auswertung/Verwaltung der elektronischen Spielberichte zurückführt. Das wahre Leben findet allerdings auf den Sportplätzen und nicht im Büro am Computer statt.
Tatsache ist, dass es sich der DFB, trotz diverser Möglichkeiten, im Umgang mit den Angriffen auf Schiedsrichter sehr einfach macht und dieses Thema kurzerhand an die einzelnen Landesverbände weiterdelegiert, wo es dort dann irgendwann ins Leere läuft.
Und in diesem Wegschieben der Verantwortung, dem damit einhergehenden Abfinden und Tolerieren der Situation ist der Hauptgrund für die seit vielen Jahren, trotz jährlich tausender, neuer Schiedsrichter, sinkende Anzahl von Unparteiischen zu sehen. Die Schiedsrichter an der Basis werden mit diesem Problem alleine gelassen und stehen im wahrsten Sinne des Wortes immer wieder "ohnmächtig" den Attacken sogenannter Sportler gegenüber.
Der DFB hat die Verantwortung dafür, dass die von ihm entsendeten Schiedsrichter vor, während und nach den Spielen weitestgehend geschützt und nach Angriffen unterstützt werden. Irgendwann wird sonst ein Schiedsrichter nach einer Attacke gravierende Verletzungen oder Schlimmeres erleiden. Dann sind alle betroffen, geloben Besserung und entsprechende Maßnahmen werden dann endlich ergriffen. Warum so lange warten? Warum muss erst etwas passieren?
Die in Krefeld seit dem Jahr 2003 (also elf Jahre, bevor der DFB das Problem erkannt hat) bestehende Arbeitsgruppe, die rein ehrenamtlich arbeitet und durch viele Maßnahmen versucht, diesen Gewaltausbrüchen gegen Schiedsrichter entgegenzutreten, ist, laut Recherche des WDR, tatsächlich einzigartig in Deutschland. Warum befasst sich eine kleine Gruppe aus Krefeld seit vielen Jahren mit einem Problem, bei dem der große und mächtige DFB offensichtlich wegschaut?
Laut Nachhaltigkeitsbericht 2016 des DFB wurden für Fanprojekte 5,9 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Fürsorgepflicht gegenüber seinen Schiedsrichtern, die allesamt Mitglieder dieses Verbandes sind, taucht hier nirgends auf. Dabei sollte ein Verband doch eigentlich für seine Mitglieder da sein...
Um hier aufzurütteln und in der Öffentlichkeit und (hoffentlich) beim DFB und dessen Landesverbänden ein Bewusstsein hierfür zu schaffen, plant "Sport Inside“ einen 10-minütigen Bericht zu diesem Thema. Der genaue Sendetermin (sonntags 22.05 Uhr) steht noch nicht fest; wird aber nach Ostern sein und rechtzeitig über die Homepage (www.schiedsrichter-krefeld.de) oder per Facebook noch bekanntgegeben.