2024-05-10T08:19:16.237Z

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Sportlich fragwürdig, aber bei den Fans Kult: Die Bayern-Amateure haben eine große Anhängerschaft. Foto: Hübner
Sportlich fragwürdig, aber bei den Fans Kult: Die Bayern-Amateure haben eine große Anhängerschaft. Foto: Hübner

Was bringt noch eine zweite Mannschaft?

Wenn der Aufwand den Ertag übersteigt

Christian Wörns sagt, zu ihm sei noch nichts durchgedrungen von Plänen des Vereins, die zweite Mannschaft im Sommer abzumelden. Als Trainer der U21 sollte Wörns eigentlich eingebunden sein in derartige Überlegungen der Münchner Löwen.

Überraschend käme ein Rückzug nicht, schon viele Klubs sind diesen Weg gegangen, Aufwand und Ertrag haben sich einfach nicht mehr die Waage gehalten. Und gerade bei den Löwen hat die zweite Mannschaft massiv an Bedeutung verloren, seit die erste in die Regionalliga durchgereicht worden ist (wo bis dahin die U21 eine gute Rolle spielte). Nun also Bayernliga statt Regionalliga, Trainingsgelände statt Grünwalder Stadion, 100 Zuschauer statt zuvor gut 1000, statt eines festen Kaders eine Mixtur aus U19 und Reservisten des Regionalliga-Teams – lassen sich so die hohen Kosten rechtfertigen?

Eine Sache der Abwägung. Dient die U21 noch als Sprungbrett, wenn die größten Talente ohnehin direkt aus der U19 oder, wie einst die Benders, sogar aus der U17 nach oben gehen? Es ist die Frage nach dem Sinn, die man sich sicher auch längst bei den Bayern stellt. Dort hat sich seit Alaba, Kroos, Müller und Badstuber (die damals noch 3. Liga spielen konnten) kein Talent der U23 mehr nachhaltig für die Profis empfehlen können, der Sprung ist einfach zu groß, so lange die Mannschaft in der Viertklassigkeit verharrt. In der 3. Liga ist allein noch die Zweitvertretung von Werder Bremen dabei – und akut vom Abstieg bedroht. Für eine reine Nachwuchstruppe ist diese Liga einfach zu stark.

Mögliche Lösungen: Kooperationen oder Leihgeschäfte

Leverkusen, Frankfurt, RB Leipzig haben die Konsequenz schon gezogen, Schalke spielt nur noch Oberliga, in Stuttgart wird ein Rückzug aus der Regionalliga erwogen, Unterhaching hat seine Zweite aufgegeben, auch im Amateurbereich geht der Trend Richtung Auflösung. Was aber passiert dann mit den vielen, meist gut ausgebildeten Talenten, die nicht sofort den Sprung aus der U19 schaffen? Vielleicht sind verstärkte Kooperationen die Lösung, Leihgeschäfte mit Partnerklubs, wo sich Spätentwickler an den Herrenfußball gewöhnen und für eine Rückkehr empfehlen können. Unterhaching will mit 1860 Rosenheim diesen Weg gehen, auch für die vielen Löwen-Talente finden sich sicher dankbare Abnehmer, mit Garching, Unterföhring, Heimstetten oder Ismaning gibt es ja interessante Vereine in unmittelbarer Nachbarschaft. Es könnte, auf neudeutsch, zu einer Win-win-Situation werden.

Dieser Artikel erschien auf der Amateursport-Seite. Sie erscheint jeden Mittwoch im Münchner Merkur. Autoren sind Reinhard Hübner (komsport@t-online.de) und Christoph Seidl (christoph.seidl@merkur.de).

Aufrufe: 014.3.2018, 12:46 Uhr
Reinhard Hübner - Münchner MerkurAutor