2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht
Eng verzahnt und immer miteinander: U19-Coach Sebastian Dreier (vorne) setzt auf enges Teamwork mit Cheftrainer Claus Schromm (hinten) und Profi-Co-Trainer Sebastian Friedl. Passend dafür teilt man sich ein Büro. FOTOS: HARALD HETTICH
Eng verzahnt und immer miteinander: U19-Coach Sebastian Dreier (vorne) setzt auf enges Teamwork mit Cheftrainer Claus Schromm (hinten) und Profi-Co-Trainer Sebastian Friedl. Passend dafür teilt man sich ein Büro. FOTOS: HARALD HETTICH

UHG-Nachwuchs: "Einige der Jungs sind schon ganz nah dran"

Im Hachinger NLZ werden hohe Ziele angepeilt

Der vielbeschworene Hachinger Weg als Basis des Erfolgs der SpVgg Unterhaching war am Sonntag wieder einmal allgegenwärtig. Auf dem Kunstrasen hinter dem Stadion im Sportpark empfing die Hachinger U19 in der A-Junioren-Bundesliga Branchenriese Eintracht Frankfurt.

Aufgrund einer streckenweise prachtvollen Vorstellung behielten die Rot-Blauen mit 6:2 (3:1) die Oberhand. Doch nachdrücklicher als das nackte Ergebnis gerät die Analyse. Denn nicht nur auf dem Spielfeld erwies sich das Team von Jungtrainer Sebastian Dreier wie aus einem Guss. Auch außerhalb des Spielfeldes fügt sich alles zum homogenen Ganzen. Neben Profi-Cheftrainer Claus Schromm war wie üblich auch Präsident Manfred Schwabl gespannter Beobachter am Spielfeldrand. Das beschreibt den Ansatz bei der Spielvereinigung sehr gut. „Durchlässigkeit“ und „Miteinander“ sind die Zauberworte im Sportpark. Vor allem auf Basis der vor vier Jahren neu konzipierten, immer mehr ausgereiften und durch ein eigenes Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) sogar zertifizierten Jugendarbeit streben die Hachinger auf relativ kurze Sicht wieder hohen Zielen entgegen. „Innerhalb der nächsten drei Jahre wollen wir wieder in der Zweiten Liga sein“, betont Manfred Schwabl immer wieder.


Einige der Burschen vom Kantersieg gegen Frankfurt werden demnächst auch unweit des Kunstrasens im Stadion nebenan auflaufen. Torwart Nico Mantl mit seinen starken Reflexen und tollem Stellungsspiel gehört längst zum erweiterten Kader der Drittliga-Mannschaft. Ebenso der umsichtige, technisch starke Mittelfeldstratege Anes Osmanoski, der für seine mazedonische Heimat bereits ein A-Länderspiel aufweisen kann. Dazu noch die beiden vielseitigen Doppeltorschützen Pascal Schoch und Alexander Kaltner. „Einige der Jungs sind schon sehr weit und ganz nah dran an der Ersten Mannschaft“, bestätigt auch Sebastian Dreier.


Für die Durchlässigkeit steht auch der erst 25-jährige Chefcoach der U19 selbst. Der frühere Junioren-Nationalspieler des FC Bayern musste seine hoffnungsvolle Karriere einst aufgrund schwerer Verletzungen früh beenden. Heute steht der hauptamtliche Übungsleiter und Student der Sportwissenschaften beispielgebend für den Hachinger Weg. Erfolgreich bei den Jüngeren, hat er zu dieser Spielzeit die U19 übernommen und soll wie bei der U17 das Unternehmen Klassenerhalt in der Nachwuchs-Eliteliga sichern. „Wir wollen möglichst alle unsere Nachwuchsmannschaften langfristig in den höchsten Klassen etablieren – das kann nur unser Weg sein“, lautet Schwabls Maxime. Dafür tun sie viel am Sportpark.


Szenenwechsel. Nach dem Spieltag ist vor dem Spieltag. In den Bürofluchten am Stadion-Südende öffnet sich die Tür zur Herzkammer der Hachinger Philosophie. An den Wänden prangt die Tradition mit dem Schriftzug „Haching 1925“. In den Büros wird Gegenwart und Zukunft des Fußballs in Richtung „Haching 2025“ gelebt. In Gruppen sitzen hier die zumeist hauptamtlichen Trainer und Betreuer der Nachwuchs-Teams und der Drittliga-Mannschaft zusammen. Durchlässigkeit allerorten. Sebastian Dreier teilt sich den Arbeitsraum unter anderem mit Cheftrainer Claus Schromm. „Wir lernen beide viel voneinander“, gestehen sie, während sie mit den Spielanalysten an den Taktiktafeln kommende Aufgaben vorbereiten, mit den Athletiktrainern Trainingsprogramme durchgehen und intensives Videostudium nächster Gegner betreiben. Gleich nebenan im Multifunktionsraum des NLZ ist Teambesprechung einer U-Mannschaft.


Andere chillen. Wieder andere machen Hausaufgaben. „Die duale Ausbildung ist für unsere Spieler wichtig, damit sie eine weitere Option zum Profifußball haben. Schulische und berufliche Ausbildung müssen Hand in Hand gehen“, betont der administrative Leiter des NLZ, Florian Rensch. Alles ist hier eng verzahnt, auch draußen anerkannt. Man ist neben dem FC Bayern und dem TSV 1860 München einer von drei Partnervereinen der DFB-Eliteschulen. „Wir gehen hier bewusst den etwas anderen Weg“, sind sich nicht nur Rensch und sein Präsident einig. Sicher der richtige Ansatz eines vergleichsweise kleinen Vereins im Haifischbecken Profifuß- ball. Erfolg lässt sich durchaus messen. „Die Verweildauer bei uns im Verein ist seitens der Spieler vergleichsweise lang“, erklärt Rensch. „Über vier Jahre im Schnitt.“ Viele der Talente arbeiten sich aus den jüngsten Jugendteams nach oben. „Wir scouten auch, aber mit sehr regionalem Schwerpunkt“, betont Rensch. „Der Hauptfokus liegt auf der kontinuierlichen Weiterentwicklung eigener Talente. Durchlässigkeit von der E-Jugend bis zu den Profis als System. Die Trainingspläne werden je nach Altersklasse spezifiziert, aktualisiert und nach neuen Erkenntnissen der Sportmedizin und Sportwissenschaft jeweils angepasst. Ein fachlich erstklassiges Gesundheitszentrum und physiologische Betreuung sowie Leistungsdiagnostik und ein Jugendhaus für die Jungs von weiter her stehen im Portfolio der Ausbildung. Am Sportpark werkeln sie alle zusammen am Projekt Haching.


Und dieser Hachinger Weg trägt Früchte – nicht nur letzten Sonntag gegen Eintracht Frankfurt. Ein ebenso sympathischer wie durchdachter Gegenentwurf zum kapitalisierten Fußballzirkus vielerorts.

Aufrufe: 022.11.2017, 14:37 Uhr
Haral Hettich - Münchner Merkur (Süd)Autor