2024-05-10T08:19:16.237Z

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"Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir jedes Jahr ein Minus haben und uns gewaltig strecken müssen." Manni Schwabl bleibt pragmatisch. Eine wichtige Eigenschaft im Drittliga-Überlebenskampf. Foto: firo Sportphoto
"Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir jedes Jahr ein Minus haben und uns gewaltig strecken müssen." Manni Schwabl bleibt pragmatisch. Eine wichtige Eigenschaft im Drittliga-Überlebenskampf. Foto: firo Sportphoto

Schwabl: "Es ist in dieser Dritten Liga wie beim Hausbau"

Haching-Präsident reagiert auf Insolvenzverfahren bei Drittligisten

Die Drittligisten Erfurt und Chemnitz melden Insolvenz an. Unterhachings Präsident Schwabl über die "generelle Schieflage" in der dritthöchsten deutschen Spielklasse,

Es ist ein bitteres Lächeln, das Manfred Schwabl der neuesten Hiobsbotschaft aus der Dritten Liga widmet. Erfurt hat Insolvenz angemeldet, genauso Chemnitz, da kann man sich nur in Sarkasmus flüchten. „Erfurt hat dieses Jahr als einziger Verein zehn Jahre Jubiläum in der Dritten Liga – und dazu pünktlich jetzt die Insolvenz. Das sagt doch alles über die generelle Schieflage in dieser Liga aus“, meint der Präsident der SpVgg Unterhaching.

"Kein Geheimnis, dass die meisten in der Dritten Liga kämpfen"

Dass sein Verein reflexartig als eines der nächsten Opfer genannt wird, stört ihn nicht. „Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir jedes Jahr ein Minus haben und uns gewaltig strecken müssen“, sagt er, „aber es ist kein Geheimnis, dass die meisten in der Dritten Liga kämpfen.“ Die Auflagen sind zu hoch, die Zuwendungen zu niedrig, seit Bestehen schon, doch zahlreiche Vorstöße – nicht zuletzt aus Haching – fanden kein Gehör. 2008 wurde die Liga eingeführt, eigentlich soll sie ein Ausbildungsbetrieb für den deutschen Profibereich sein, doch die Klubs wurden von Anfang an alleine gelassen.

Erst in der Zweiten Liga regiert der finanzielle Sonnenschein, aber eine Klasse tiefer steigt unaufhaltsam die Quote des Fremdkapitals. Die Hachinger haben erst vor einigen Wochen nach langem Suchen in „frostkrone“ einen Trikotsponsor gefunden, bald wird ein professioneller Gesamtvermarkter bekannt gegeben, „aber es ist schwer: Die Sponsoren schauen heute genau, in wen sie investieren“, erzählt Schwabl.

Probleme liegen in der Struktur des deutschen Fußballs

Dringend notwendig in schweren Zeiten ist ein Konzept. Die Hachinger haben sich der Ausbildung von Talenten aus der Region verschrieben, sie haben viel gesät, sagt Schwabl, mühsam, „aber jetzt kommt so langsam die Ernte“. Der neue Sponsor engagiert sich vor allem wegen dieses Konzepts, erst gestern telefonierte man miteinander, und bei der Gelegenheit erzählte ihm die Firma, wie glücklich sie seien, dass sich die Recherchen im Vorfeld bewahrheitet haben. „Es ist in dieser Dritten Liga wie beim Hausbau“, sagt der Präsident, „erst einmal musst du Schulden machen. Dir bleibt gar nichts anderes übrig.“

Das Problem liege laut Schwabl grundsätzlich in der Struktur des deutschen Fußballs. DFB und DFL schieben sich den Schwarzen Peter hin und her, Schwabl hat sich das Lamentieren längst abgeschminkt. Es bringt ja nichts: „Du kannst das nur akzeptieren, musst halt nach Lösungen suchen und dich auf deinen eingeschlagenen Weg konzentrieren. Jammern hilft ja keinem weiter."

"Wir sind zäh, wir haben einen langen Atem"

Auch dem TSV 1860 empfiehlt der frühere Löwen-Kapitän im Falle einer erfolgreichen Relegation: „Augen zu und durch. Die 60er werden sich wie wir auch diese Dritte Liga leisten müssen. Und es wird schwer, weil Zuschauereinnahmen längst nicht mehr Haupteinnahmequelle sind.“ Er weiß es am besten, wie hart der Überlebenskampf ist – wie lang wird das chronisch klamme Unterhaching noch durchhalten? „So lange der Atem reicht“, sagt Schwabl, „aber wir sind zäh, wir haben einen langen Atem.“

Die erste Mannschaft rückt dem Ziel, in zwei bis drei Jahren aufzusteigen, kontinuierlich näher. Und die Juniorenarbeit ist „unser großes Faustpfand“. Die SpVgg investiert enorm viel in ihr Nachwuchsleistungszentrum, während bei den Profigehältern eher gespart wird. „Wir zahlen jedes Jahr drauf – aber die Jugendarbeit ist uns das wert“, sagt Schwabl, „andere schaffen den Jugendbereich ab, das ist aber überhaupt keine Option für uns.“ Erfurt und Chemnitz, fürchtet er, „werden nicht die Letzten sein, die Insolvenz anmelden müssen“. Und einigen dürfte dabei nicht erst nach zehn Jahren der Atem ausgehen.

Aufrufe: 012.4.2018, 11:35 Uhr
Andreas Werner - Münchner Merkur Autor