2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Manni Schwabl will mit der SpVgg Unterhaching weiterhin in die 2. Bundesliga aufsteigen.
Manni Schwabl will mit der SpVgg Unterhaching weiterhin in die 2. Bundesliga aufsteigen. – Foto: IMAGO/Sven Leifer

Schwabl zählt deutschen Fußball an und fordert 15 bis 20 Millionen für Talentförderung

SpVgg-Präsident kündigt Verjüngung bei Haching an

Manni Schwabl spricht im Interview über die Zukunft und die Ziele der SpVgg Unterhaching. Außerdem kritisiert der Präsident die DFB-Jugendförderung.

Unterhaching - Manni Schwabl will es wissen. Seit Jahren pocht der Präsident der SpVgg Unterhaching darauf, dass der Nachwuchsfördertopf erhöht wird. Auf 15 bis 20 Millionen, das fordert der 57-Jährige nun im Interview mit dem Münchner Merkur und der tz. Außerdem spricht Schwabl über den Husarenritt der Hachinger.

Manni Schwabl, Marc Unterberger gehört dem DFB-Trainerlehrgang an. War die Erleichterung groß bei Ihnen?

Wir wollen eben nicht nur Spieler, sondern auch Trainer und Manager ausbilden. Freiburg und Heidenheim sind da gute Beispiele. Der Marc Unterberger hat vor ein paar Wochen bei uns noch gekellnert, genauso stelle ich mir einen Verein vor. Dass der Trainer der 1. Mannschaft nicht denkt, dass er was Besonderes ist – und wenn es brennt im Biergarten auch mal am Schankhahn steht. Dass die ganze Thematik mit Trainern aus dem eigenen Stall künftig auch für weitere Kandidaten geöffnet wird, ist doch eine wunderbare Geschichte. Das wird dem deutschen Fußball guttun. Wenn man sich mal die aktuelle Geschichte mit Saudi-Arabien anschaut … oder die aktuelle Transferperiode: Wie viele deutsche Spieler wechseln denn von links nach rechts? Das ist ja gleich null. Es kommen fast nur Transfers aus dem Ausland, die den deutschen Talenten den Platz wegnehmen, da sage ich nur: gute Nacht, Freunde.

„Wir brauchen zwingend 15 bis 20 Millionen für die Förderung des eigenen Nachwuchses.“

Manfred Schwabl.

Sie pochen schon seit Jahren darauf, endlich mehr auf den eigenen Nachwuchs zu setzen.

Die bayerischen U17-Weltmeister waren zum Empfang in der Bayerischen Staatskanzlei eingeladen und ich durfte dabei sein. Ministerpräsident Markus Söder hat gesagt, dass diese Jungs dem deutschen Fußball sehr helfen werden – weil sie gezeigt haben, dass die das Herz auf dem Platz lassen. Die Frage ist aber jetzt, werden wir die Weltmeister auch in den deutschen Profiligen spielen sehen?

Den eigenen Nachwuchs auch spielen zu lassen, zahlt sich finanziell noch nicht so aus…

Aktuell haben wir nur ein Nachwuchsfördertöpfchen. Das hat mit einer Zuwendung nichts zu tun und überhaupt keinen Effekt. Der Topf wurde aktuell gekürzt von 2,95 auf 2,36 Millionen und das genau in der Phase, in der alle schreien, dass die deutsche Nationalmannschaft so schlecht ist. Wir müssen diesen Topf drastisch erhöhen. Wenn das nicht passiert, muss man die Sinnfrage stellen, ob sich wirklich jemand ernsthaft für den deutschen Nachwuchs interessiert. Es braucht mir kein Mensch erzählen, dass nicht genügend Geld da ist. Wir brauchen zwingend 15 bis 20 Millionen für die Förderung des eigenen Nachwuchses. Wir haben 1,3 Milliarden Fernsehgelder für die 1. und 2. Liga und jetzt noch zusätzlich 800 Millionen von einem Investor für die internationale Digitalisierung. Wenn dieses Thema wichtiger ist als der Fördertopf, will ich aber auch nie mehr im deutschen Fußball von irgendwem hören, dass der eigene Nachwuchs wichtig ist. Und an der Basis, die wichtigste Grundlage im deutschen Fußball, brodelt es sowieso…

„Ab der nächsten Saison wird es eine drastische Verjüngung geben.“

Manni Schwabl

Haching hat den Kader im Vergleich zur Regionalliga-Saison deutlich verjüngt. Und steht in der 3. Liga aktuell sehr gut da.

Die 3. Liga ist brutal, eine absolute Mogelpackung. Auch, wenn wir aktuell ganz gut dastehen, bin ich voll auf der Hut. Wir wollen aktuell noch nicht zu sehr verjüngen, um nicht in den Abstiegsstrudel zu geraten. Aber ab der nächsten Saison wird es eine drastische Verjüngung geben. Wenn ich immer schon den Mund aufmache, wir brauchen mehr deutsche Nachwuchstalente, dann müssen wir auch die Eier haben und voranmarschieren. Die Lizenzierung steht wieder vor der Tür und ich brauche keinen Hehl daraus machen, das wird wieder ein Husarenritt. Aber wir werden es wieder schaffen!

Wie wichtig ist der Zusammenhalt im Verein, um diese Phasen immer wieder zu meistern?

Welche Berechtigung hat denn Haching grundsätzlich in dem Haifischbecken Profifußball? Außer bodenständig, demütig und regional zu sein? Keine. Wir werden uns immer weiter auf unseren Weg einschwören, auf unsere eigene DNA. Das ist das, woraus ich meine Kraft ziehe. Wenn ich mir das aktuelle Transferfenster anschaue, das ist nicht mehr meine Welt. Meine Welt ist hier im Sportpark und im Wirtshaus, einer sozialen Begegnungsstätte für alt und jung…

„Wenn ein Aktionär mal sagen sollte: Das ist nicht mehr mein Weg, dann werden wir als Familie Schwabl die Aktien zum Einstand kaufen, sodass keiner einen Verlust hat.“

Manfred Schwabl über den Weg der SpVgg Unterhaching.

Die Nachwuchsarbeit und die eigene DNA zeichnen den Verein aus. Auf der anderen Seite ist Haching ein börsennotierter Verein mit Aktionären, die sicherlich auch sportliche Erfolge sehen wollen.

Wir wollen natürlich auch mit einem jüngeren Kader die 3. Liga halten und mittelfristig in die 2. Bundesliga. Wir haben bald wieder Aktionärsversammlung und ich werde ganz klar für unseren Kurs werben. Wenn ein Aktionär mal sagen sollte: Das ist nicht mehr mein Weg, dann werden wir als Familie Schwabl die Aktien zum Einstand kaufen, sodass keiner einen Verlust hat. Ich bin von unserem Weg total überzeugt. Haching kann nur so funktionieren. Und eins würde ich gerne noch sagen …

Bitte!

Ich war bei der Trauerfeier von Franz Beckenbauer in der Arena. Als 8-jähriger Junge bin ich damals mit dem Zug zum Tegernsee gefahren, um Autogramme zu sammeln. Damals hat mich der Franz genauso behandelt wie 13 Jahre später als ich unter ihm Nationalspieler wurde. Der Franz und auch Uli Hoeneß sind absolute Vorbilder für mich. Wie dieser Weltklassefußballer einen schüchternen Jungen aus Holzkirchen in den Arm genommen und gesagt hat: Komm her, kriegst a Autogramm, das war ein einschneidendes Erlebnis für mich. Auch im Erfolg jeden Menschen gleich zu behandeln, egal, wo er herkommt, das machen so doch leider nur wenige. (Nico-Marius Schmitz)

Aufrufe: 02.2.2024, 16:33 Uhr
Nico-Marius SchmitzAutor