2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Manfred Schwabl: „20 Drittligisten sind sich einig“ Foto: Sven Leifer
Manfred Schwabl: „20 Drittligisten sind sich einig“ Foto: Sven Leifer

Schwabl: „Die Dritte Liga erfährt keine Solidarität“

Präsident der SpVgg Unterhaching schlägt im Interview Alarm

Manfred schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching, über Fußtritte, übergelaufene Fässer und verärgerte 20 Clubs.

Unterhaching – Am Wochenende hat die Dritte Liga mit der Aktion „Stillstehen gegen den Stillstand“ demonstriert, dass die Clubs über die Maßen verärgert sind, wie sie im Zuge der Reform der Regionalliga behandelt wurden. Im Interview skizziert Manfred Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching, die Gründe.

Herr Schwabl, worum geht es den Drittligisten?

Wir haben ein dringend nötiges Zeichen gesetzt. Bei der Regionalliga-Reform, wie sie gerade abläuft, ist die Dritte Liga mal wieder der große Verlierer. Wir wurden nicht fair behandelt. Ausgangslage der Reform war, dass der jeweilige Regionalliga-Meister direkt aufsteigen muss, das hat die DFB-Spitze anfangs auch explizit so geäußert. Es hieß, es wird auf vier Regionalligen umgestellt, wir gingen dabei mit einem vierten Absteiger in Vorleistung. Jetzt sieht es so aus, als würde es keine Umstellung geben. Das hieße, dass wir unseren vierten Absteiger für nichts und wieder nichts abgegeben hätten. Das war anders vereinbart. Unser Ärger ist verständlich, denke ich – und den werden wir ja wohl auch einmal kundtun dürfen.

Es handelt sich dabei ja auch keineswegs nur um eine Position der SpVgg.

Das ist eine Drittliga-Position und keine subjektive Vereinsposition. Wenn sich 20 Vereine einig sind, wird ja wohl was dran sein. Letzte Woche haben wir uns in Wiesbaden getroffen, da fahren wir nicht aus Langeweile hin, wir haben genug zu tun. Wir sind uns einig, dass das Fass jetzt endgültig übergelaufen ist. Wir haben die Hand gereicht, dann hieß es, eine Umstellung ist auf die Schnelle nicht machbar, es gäbe eine Übergangsphase. Doch davon ist jetzt auch keine Rede mehr.

Fühlen Sie sich gelinkt?

Gelinkt, so weit will ich jetzt nicht gehen. Es spiegelt einfach wieder einmal, dass die Dritte Liga in der DFB-Spitze in letzter Konsequenz nicht erstgenommen wird. Es ist sportlich eine richtig gute Liga geworden, es macht Spaß, ein Teil davon zu sein – allerdings bleibt das Vergnügen auf der Strecke, wenn es vom Platz runtergeht. Wir werden nicht müde, zu betonen, wie schwer die Teilnahme zu finanzieren ist – das stößt aber leider schon lange auf taube Ohren. Sportpolitisch steht keiner an unserer Seite. Wir verstehen es alle nicht, dass diese tolle Liga immer wieder mit Füßen getreten wird.

Die Regionalligisten beklagen einen Mangel an Solidarität. Die Dritte Liga würde das Gemeinschaftsgefühl konterkarieren.

Ich war am Samstag in Buchbach – übrigens einer meiner Lieblingsclubs, sie sind das gallische Dorf der Regionalliga, ähnlich wie wir in der Dritten Liga. Da haben wir auch kontrovers diskutiert. Ich muss ganz klar sagen: Es geht nicht gegen die Regionalliga. Aber es kann ja nicht sein, dass uns Dinge versprochen werden und nichts davon eingehalten wird. Nur darum geht es uns. Fakt ist doch: Die Dritte Liga hat keine Solidarität erfahren! Man hätte sagen müssen, es ist alles noch nicht ausgereift und umsetzbar, also suchen wir weiter gemeinsam eine Lösung. Jeder muss sein Päckchen tragen, das ist okay, aber zu Solidarität gehört ja wohl auch, dass alle ein bisschen von der Last schultern.

Die Position der Regionalligisten lautet, alles würde auf dem Rücken der Kleinen ausgetragen.

Unterhalb der Zweiten Liga sind alles kleine Vereine. Da stehst du immer alleine da.

Beim DFB heißt es, die Drittligisten hätten bisher keinen Lösungsvorschlag unterbreitet.

Ist es unsere Aufgabe, die Arbeit eines Dachverbands zu übernehmen? Fakt ist außerdem, dass eine AG, bei der die Dritte Liga beteiligt war, nach einem Beschluss des DFB-Bundestags im Nachgang aufgelöst wurde. Die Geschichte ging an die Regionalligaverbände, die im Großteil logischerweise um ihre Strukturen kämpfen. Da wäre vernünftig, zu sagen: Es ist alles nicht gerecht, also stellen wir den Ursprungszustand wieder her, mit drei Absteigern aus der Dritten Liga. Das ist die Position, die wir seit dem Treffen in Wiesbaden klar vertreten. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, weiß ich auch nicht. Es wird einen aber ärgern dürfen, wenn man sich Reformen nicht verschließt, und dann einseitig draufzahlt. Sollten die Verbände nicht in der Lage sein, einen vernünftigen Reformvorschlag zu unterbreiten, sind wir gern bereit, die Aufgabe zu übernehmen. Wenn dann einer oder mehrere Vorschläge erarbeitet werden, möchte ich dann aber nicht hören, das geht nicht, weil wir eigentlich gar keine Veränderung wollen – so wie es im Moment leider aussieht.

Wie geht es denn weiter?

Im Grunde sind wir machtlos und den Verbänden ausgeliefert. Die Fremdkapitalquote in der Dritten Liga wird immer höher, jetzt haben wir einen vierten Absteiger und müssen auch noch die Regionalliga-Reform managen. Die Dritte Liga hängt zwischen allen Stühlen, und das wird immer schlimmer. Da sollte keiner sagen: „Mandelt euch nicht so auf!“ So kann man nicht miteinander umgehen. Wir müssen uns einmal wehren. Eigentlich kann man nur noch den Kopf schütteln.

Interview: Andreas Werner

Aufrufe: 03.12.2018, 18:34 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Andreas WernerAutor